Das Vöglein des Herrn Anderson

Autor*in
Obrist, Jürg
ISBN
978-3-7152-0739-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
32
Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Zürich
Jahr
2018
Lesealter
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Was für ein lautes Haus! Seine Bewohner sind meisterlich im Krach machen. Ohne Pause lärmen Staubsauger, Rasenmäher, Hammer und sogar Blechhörner. Das ist so laut, dass die Bewohner vergessen haben, miteinander zu reden. Es geschieht erst wieder, als Herr Anderson mit seinen kleinen Vöglein einzieht.
Dieses zwitschert fröhlich vor sich hin und bildet einen leisen Kontrast zu den lärmenden Mitbewohnern. Das geht ja nun mal gar nicht, da sind sich alle anderen einig. Und auf einmal beginnen sie wieder miteinander zu sprechen und ihr Lärmen verstummt. Bald folgt der Entschluss: Herr Anderson muss weg. Als dieser mitsamt Vöglein das Haus schließlich verlässt, fehlt doch etwas.

Beurteilungstext

Hätte Frau Amalie ihren neuen Super Turbo Staubsauger nicht so toll gefunden, wäre vielleicht alles anders gekommen. Aber sie saugt und saugt und saugt. Von morgens bis abends. Was für ein unmöglicher Lärm, finden die Blums. Aber, alles klopfen an die Wand nutzt nichts, der Super Turbo Staubsauger röhrt weiter. Also holen sie ihr Blechhörner heraus und spielen Tag und Nacht, denn Krach machen können sie auch. Dieses stört wiederum Herrn Zackel von oben. „Erst diese Saugerei und dann noch dieses Gedudel“ lamentiert er. Doch bei dieser Geräuschkulisse hilft auch alles Poltern mit dem Besen auf den Fußboden nicht. Was tun? Am Besten mitlärmen. Mit Hammer und Motorsäge geht Herr Zackel ans Werk. Die Wolfbeins von oben rechts haben gegen den Krach ihre eigene Methode gefunden. Fernseher lauter drehen. Zusätzlich dazu dreht Herr Wolfbein mit dem Rasenmäher-Mobil vor dem Haus seine Runden. Doch dann passiert es: eines Tage bezieht Herr Anderson mit seinem Vöglein die letzte freie Wohnung im Haus. Den anderen im Haus kommt er seltsam vor und prompt folgt die Abgrenzung: „Der kommt sicher nicht von hier!“ Und was er nur mit diesem kleinen fröhlich vor sich hin pfeifenden Vöglein hat. Auf einmal verstummt der Krach und Frau Amalie, Herr Zackel, Familie Blum und die Wolfbeins sprechen wieder miteinander, wenn auch nur über den unerträglichen Herrn Anderson und sein Vöglein. Das Gepiepse des Vogels muss sofort aufhören, ist die einhellige Meinung. Die Beschwerden bei Herrn Anderson häufen sich und irgendwann wird es ihm zu viel und er zieht mitsamt seinem Vogel wieder aus. Als er weg ist, ist alles wieder wie vorher. Jeder versucht mit dem Lärm den anderen zu übertönen, die Kommunikation verstummt. Und insgeheim sehnt sich jeder in dem Haus wieder zurück in die Zeit mit dem stillen Herrn Anderson und seinem Vöglein.
Der Schweizer Illustrator und Autor Jürg Obrist hat mit „Das Vöglein des Herrn Anderson“ ein leises Buch gegen den großen Lärm geschaffen. Die Idee dazu bekam er als er die Geschichte „Die Gitarre des Herrn Hatunoglu“ von Heinrich Hannover las. Das Wunderbare, Obrist kommt mit wenig Text und einfachen Worten aus. Einige Wörter sind extra einige Schriftgrößen größer geschrieben, dabei handelt es sich meist um die lauten Ausdrücke, wie sägen, röhren, tröten, rattern, knattern. So dass diese dem Vorleser ins Auge springen und er dies beim Vorlesen einbauen kann. Die bunt colorierten Bilder sprechen für sich, so dass viele Passagen des Buches durchaus ohne Text erzählt werden könnten. Zum Beispiel die Doppelseite auf der Herr Zackel vom Turbostaubsauger und den Blechhörnern verdrängt in der Ecke steht und sich die Ohren zuhält. Oder auf einer Doppelseite ein Querschnitt durch das Haus gezeigt wird, wo alle Bewohner lärmend in ihren Wohnungen zu sehen sind. Obrist trifft mit dem Thema des Buches zudem ein aktuelles Thema. Die Kommunikationsfähigkeit der Menschen nimmt ab. Jeder versucht den anderen zu übertönen. Und kommt jemand Fremdes und vor allem in seinem Verhalten befremdliches daher, dann passt es auf einmal wieder mit der Kommunikation und dem Zusammenhalt zwischen den Anderen. Daher bietet das Buch auch gute Gesprächsanlässe für Kindergartenkinder. Wunderbar lässt sich die Geschichte auch weiterspinnen, denn auf dem Nachsatzpapier sieht man den neuen Mieter mit Gepäck und kleinen Hund stehen. Wie das wohl endet?

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Veröffentlicht am 11.11.2018

Weitere Rezensionen zu Büchern von Obrist, Jürg

Fischer, Hans; Spyri, Johanna; Dusikovà, Maja; Pfister, Marcus; Bollinger, Max; Obrist, Jürg; Damjan, Mischa; Casty, Gian; Leupin, Herbert; Hasler, Eveline; Bhend, Käthi; Hoffmann, Felix; Piatti, Celestino; Kreidolf, Ernst

Eulenglück und Hasenleid Der Schweizer Bilderbuchschatz

Weiterlesen
Obrist, Jürg

Das Vöglein des Herrn Anderson

Weiterlesen
Obrist, Jürg

Das Vöglein des Herrn Anderson

Weiterlesen
Obrist, Jürg

Wer löst den Fall?

Weiterlesen
Obrist, Jürg

Verflixt, das Klasofon ist weg

Weiterlesen
Obrist, Jürg

Ein Fall für Kommissar Maroni

Weiterlesen