Das verzauberte Puppenhaus

Autor*in
Schröder, Patricia
ISBN
978-3-649-63658-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Ebbert, Leonie
Seitenanzahl
199
Verlag
Coppenrath
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Münster
Jahr
2022
Lesealter
8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
18,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Puppen und Puppenhäuser sind ein traditionelles Motiv in der Kinderliteratur – man denke an die Puppen-Geschichten von Astrid Lindgren („Die Puppe Mirabell“ oder „Im Wald sind keine Räuber“), Else Urys „Nesthäkchen“ oder den Urtyp „Die Schicksale der Puppe Wunderhold“ von Antonie von Cosmar aus dem Jahr 1839. All dies sind große Referenztexte, an die Patricia Schröders neuer Kinderroman vom verzauberten Puppenhaus anknüpft. Intertextuelle Verweise finden sich hier nicht, stattdessen montiert der Roman einfache (und spannende) Erzählmuster in das Setting vom Puppenhaus hinein und setzt vor allem auf eine ausladende visuelle und paratextuelle Gestaltung.

Beurteilungstext

Auffällig ist gleich auf den ersten Blick die pompöse Aufmachung des Kinderromans, der die Geschichte von Mia erzählt, die zu ihrem Geburtstag ein antiquiertes Puppenhaus geschenkt bekommt, deren Mini-Bewohner*innen zum Leben erwachen: Das Buch selbst ist wie ein Puppenhaus arrangiert, großflächige Illustrationen von Leonie Ebbert wechseln sich mit Puppenfotografien ab, die jeweils zum Kapitelauftakt ganze Doppelseiten füllen. Der Text selbst ist in Spalten gedruckt, was den Lesefluss bei kindlichen Leser*innen wohl eher behindern dürfte.
Die Handlung ist schnell erzählt: Die Protagonistin Mia ist frustriert angesichts ihres Geburtstagsgeschenks. Anstelle des gewünschten Laptops und dem Spiel „City of dolls“, das bei ihren Freundinnen topaktuell ist, bekommt sie ein uraltes Puppenhaus, mit dem sie zunächst so gar nichts anzufangen weiß. Ihre bislang verschollene Großtante Rikka hat es ihr vermacht, dazu einen Brief gesendet, in dem sie die Besonderheit des Puppenhauses herausstellt, das sie „Villa Holunder“ genannt hat. Und ehe Mia es sich versieht, befindet sie sich mitten in einem phantastischen Abenteuer, in dem die Puppen des Hauses zum Leben erwachen. Während sich ihre einst besten Freundinnen als wenig unterstützend erweisen, findet Mia bei diesem Abenteuer im neuen Nachbarn Luca einen guten Freund. Einer recht stereotypen Figurenkonzeptionen folgend avanciert der unkonventionelle Junge, der sich nicht schämt, rosa T-Shirts zu tragen, rasch zum Sympathieträger, während Mias Freundin Larissa einer eindimensionalen Negativzeichnung zum Opfer fällt: Die klassische oberflächliche „Zicke“ wird, inklusive ihrer durch und durch oberflächlichen Mutter, im Laufe des Puppen-Abenteuers immer mehr zur Gegenspielerin der Protagonistin. So bewegt sich das anregende kinderliterarische Motiv-Mix-Abenteuer wegen seines statischen und eindimensionalen Figurenarsenals überwiegend nah am Trivialroman für Kinder, dem selbstredend eine lesemotivierende Wirkung nicht abgesprochen werden sollte. (Nebenbei gefragt: Warum eigentlich werden in einfach erzählter Unterhaltungsliteratur für Kinder die Elternfiguren immer mit vollem Namen bzw. Anrede tituliert? Hier ist die Rede bei den Eltern Mias und ihrem jüngeren Bruder Jonas von Herrn und Frau Meister.)
Interessant sind die direkten Leseransprachen, die fast (aber nur fast...) an den Erzählgestus Erich Kästners erinnern. So wendet sich die Erzählstimme mehrfach explizit an ihre kindlichen Leser*innen:

„Stell dir vor, du hättest morgen Geburtstag. Du würdest 10 Jahre alt werden, und das würde bedeuten, du wärst endlich nicht mehr 9.
Du würdest das schon ewig lang ersehnte Handy bekommen, vielleicht sogar einen eigenen Läppi.“ (S. 10)

Der hier aufscheinende neumoderne, kindertümelnde Erzählton behindert aber weder die Spannungsstruktur der Handlung noch die Einzigartigkeit dieses Puppenromans, die sich aus ebendiesen Leseransprachen und der liebevollen, visuellen Gestaltung speist. In dieser Hinsicht ist nur die Spaltenstruktur nachhaltig als leserunfreundlich zu monieren. Die Story ist einfach, aber sie funktioniert auch mit den eindimensionalen und statischen Figuren. Daher ist der Kinderroman eingeschränkt empfehlenswert.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Kirsten Kumschlies; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 07.07.2022

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