Das verschluckte Lachen

Autor*in
Tuckermann, Anja
ISBN
978-3-7941-6091-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
112
Verlag
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Düsseldorf
Jahr
2007
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
11,30 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Elli und Sascha sind Freunde, obwohl Ellis Freundinnen in der Schule das nicht verstehen. denn Sascha versagt in der Schule, ist immer abgelenkt, Klassenclown, geht den anderen und den Lehrern auf die Nerven. Aber für Elli ist es langweilig ohne Sascha, auch weil ihr Vater als Fernvater dauernd unterwegs und ihre Mutter tot ist. Als Sascha über das Jugendamt zum ADHS-Kind erklärt und therapiert wird, verändert sich ihre Beziehung.

Beurteilungstext

Im Zentrum von Tuckermanns Kinderroman steht die Freundschaft der beiden Zehnjährigen. Ausführlich wird erzählt, was sie zusammen unternehmen und wann diese Unternehmungen scheitern, weil sascha wieder eine neue Idee hat. dabei ist Ellis Lieblingsbeschäftigung die Produktion von Hörspielen: wo sie geht und steht oder fährt, nimmt sie Gräusch auf.
Allmählich schimmert das soziale Umfeld der beiden Kinder durch: Saschas alleinerziehende Mutter ist total überfordert mit drei Kindern, der ältere Sohn bricht die Lehre ab, der Jüngere wird wiederholt von der Polizei nach Hause gebracht, weil er geklaut hat. Ellis Vater, der nur als Fernfahrer genug verdient, um sich und seine Tochter zu versorgen, liebt zwar seine Tochter und ruft häufig an, aber vertraut auch darauf, dass die Zehnjährige ihr Leben allein meistert, obwohl sie selbst sagt, dass ihr das manchmal zuviel wird. Denn vieles muss Elli allein regeln, nicht nur den Schriftwechsel mit der Schule.
Beides sind Familienkonstellationen, die zwar häufiger vorkommen, aber nicht typisch für Kinderromanfiguren sind. Auch die manchmal recht ruppige Umgehensweise von Saschas großer Schwester, diese Mischung aus Abwehr und Gleichgültigkeit, aber auch Gewährenlassen, das Gebrüll der genervten Mutter, für die andererseits selbstverständlich ist, dass Elli bei ihnen mitisst, wenn der Vater nicht zu Hause ist. Diese Details sind sehr genau beobachtet und werden mit Selbstverständlichkeit in der Geschichte angebracht.
Sascha muss die Schule wechseln, er kommt in eine Förderschule, eine “Schule für Doofe”, wie in der alten Klasse gesagt wird, weil er sich nicht konzentrieren und nicht lesen lernen kann. Das Jugendamt stellt ihm einen Familienhelfer und er bekommt Tabletten, die ihm helfen, sich besser zu konzentrieren. Aber diese Tabletten haben auch Nebenwirlkungen; Sascha ist leicht müde, macht keine Witze mehr, ist nicht mehr der Freundmit ständig neuen Ideen. Und Elli erlebt dies als schmerzlichen Verlust. Erst nach Monaten der Irritation, der Ablehnung terffen sich beide wieder.Sascha hat aufgehört, die Tabletten zu nehmen, weil er damit nicht mehr lachen kann. Aber sie haben ihm geholfen. Jetzt will er es ohne Tabletten versuchen.
Die Erzählung ist in kleine Kapitel von 7-12 Seiten eingeteilt, viele Teile bestehen aus meist umgangssprachlichen Dialogen oder aus Ellis Erlebnissen, Gefühlen, Überlegungen, auch aus ihren Fantasien und Geschichten.
Beide Kinder wirken stark und sympathisch, Elli meistert ihren Alltag erstaunlich souverän, aber auch Sascha, der so erfolglos zu sein scheint. Aber da wir ihn im Buch vor allem durch Ellis Augen sehen, werden vor allem seine Stärken, sein Ideenreichtum, sein Lächeln, seine Schnelligkeit und sein Witz geschildert.
Die Autorin gibt ihrer Geschichte einen sehr positiven Schluss, der den kindlichen Lesern/innen entgegen kommt, ohne Saschas Schwierigkeiten zu übergehen. Aber als erwachsene Leserin zögert man, angesichts der ADHS-Problematik dem zuzustimmen, dass er es allein schaffen wird.
Aber hier liegt ein Stück empfehlenswerte Kinderliteratur vor und keine Abhandlung zu ADHS, und empfehlenswert ist der Roman allemal - nicht nur für Kinder.

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Diese Rezension wurde verfasst von uwo.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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