Das Tiefland

Autor*in
, Lahiri
ISBN
978-3-498-03931-8
Übersetzer*in
Krüger, Gertraude
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
528
Verlag
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Reinbek
Jahr
2014
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
22,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Brüder Subhash und Udayan wachsen in Kalkutta auf. Bis zum Studium sind sie unzertrennlich. Aber danach trennen sich ihre Wege: Während der streitbare Udayan sich einer militanten Gruppierung anschließt, geht Subhash nach Amerika. Als der Bruder vor den Augen seiner Frau Gauri erschossen wird, kommt Subhash zurück. Der Schicksalsschlag verändert sein Leben: Er heiratet Gauri und nimmt sie mit nach Amerika. Aber der Alltag will die Wunden nicht heilen.

Beurteilungstext

""Im schwülwarmen Klima von Kalkutta ging die Verdunstung langsam voran. Aber irgendwann hatte die Sonne das meiste Flutwasser weggetrocknet, und das feuchte Tiefland kam wieder zum Vorschein."" Das Tiefland - es steht für Kindheit, für Zuflucht, für Tod und Trauer und am Ende ist es verschwunden.
Das Tiefland liegt nahe dem Haus in dem die Brüder Subhash und Udayan aufwachsen. Der Vater hat das Haus Mitte der 40er Jahre für seine Familie gebaut. Die Autorin Jhumpa Lahiri erzählt die Geschichte dieser Familie, die verwoben ist mit der politischen Geschichte des Landes. Sie erzählt eindringlich. Wörtliche Rede wird nicht herausgestellt. Innere Monologe verlieren sich in dem nüchternen Stil. ""Am 22. April, Lenins Geburtstag wurde in Kalkutta 1969 eine dritte kommunistische Partei gegründet…Am Ersten Mai bewegte sich ein riesiger Umzug durch die Straßen."" Es ist der Beginn einer schweren Zeit für Indien, für Kalkutta und für die beiden Brüder, die bis zu diesem Moment alles teilten und alles voneinander wussten.
Der ""zaghafte"" Subhash ist fünfzehn Monate älter als sein Bruder. Als Kind ist er ruhig, gehorcht seinen Eltern und ist gern allein. Sein Gegenstück ist Udayan: wild, spontan und unberechenbar. Dennoch sind sie unzertrennlich: Sie spielen zusammen, besuchen dieselbe Schule, sogar dieselbe Klasse und ""wurden an zwei der besten Colleges in der Stadt zugelassen."" In dieser Zeit trennen sich ihre Wege: Subhash studiert Chemie und Udayan Physik. Die Abende an denen Subhash vor dem gemeinsamen Schachbrett auf Udayan wartet, werden mehr. Es ist 1967 als Udayan im Radio von Naxalbari hört. Die Auflehnung der Bauern gegen die Großgrundbesitzer lassen revolutionäre Gefühle in Udayan keimen. Der Ungerechtigkeit des Staates will er sich entgegenstellen. Subhash sind Udayans Gedanken fremd.
So trennen sich die Wege nach dem Studium wieder: Während Subhash als Doktorand nach Rhode Island geht, bleibt Udayan in Kalkutta. Aber sein Schicksal wird schon zwei Jahre später das Leben seiner Eltern, seines Bruders, seiner Frau Gauri und seiner noch ungeborenen Tochter Bella prägen.
Die Autorin vereint in diesem Roman die politische Geschichte Indiens mit den Protagonisten. Dennoch steht die Geschichte des Landes nicht im Mittelpunkt, sondern ist Auslöser für das Schicksal, welches der Familie widerfährt. Ein Schicksalsschlag dessen Auswirkung keine Grenzen kennt. Auch in Amerika kann Udayans Witwe Gauri die Vergangenheit nicht vergessen. So sehr sie sich dem amerikanischen Leben auch anpasst. Es ist die Schuld, der sie immer wieder zu entkommen versucht. Immer wieder flüchtet sie vergeblich. Erst nach 40 Jahren kehrt sie zurück nach Kalkutta und sieht, ""dass auch das Tiefland verschwunden war.""
Eine beeindruckende Geschichte.

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Diese Rezension wurde verfasst von Beu.
Veröffentlicht am 01.01.2010