Das Schweigen unserer Freunde

Autor*in
ISBN
978-3-7704-3729-0
Übersetzer*in
Frisch, Marc-Oliver
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Powell, Nate
Seitenanzahl
208
Verlag
ehapa
Gattung
Comic
Ort
Köln
Jahr
2013
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

„Das Schweigen unserer Freunde“ erzählt von der schwierigen Freundschaft zweier Familien – die eine schwarz, die andere weiß – unter dem Eindruck der so genannten „Rassenunruhen“, welche die USA im Jahre 1968 erschütterten.

Beurteilungstext

„Am Ende werden wir uns nicht an die Worte unsere Feinde erinnern, sondern an das Schweigen unserer Freunde.“ Mit diesen Worten empörte sich der Prediger und Bürgerrechtler Martin Luther King über die indifferente Haltung eines Großteils der weißen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten, die die strukturelle und physische Gewalt gegenüber ihren afroamerikanischen Landsleuten zwar nicht explizit guthießen, aber auch nichts dagegen unternahmen. Es handelt sich um eine tragische Ironie der Geschichte, dass die Ermordung Kings nicht etwa – wie es wohl im Sinne seiner Mörder gewesen wäre – die endgültige Spaltung der Gesellschaft in Schwarz und Weiß bedeutete, sondern man zumindest vorübergehend enger zusammenrückte. Antagonistischen Politikentwürfen – egal ob von fanatischen Befürwortern der Rassentrennung einerseits oder der radikalisierten, teilweise militanten Black-Power-Bewegung andererseits – wurde mehrheitlich eine Absage erteilt.

Der Comic, in seinem Titel auf das obige Zitat anspielend, setzt wenige Wochen vor der Ermordung des Friedensnobelpreisträgers im Jahre 1968 ein. Der Kameramann Jack wohnt mit seiner Frau und den drei gemeinsamen Kindern in Sharpestown, einem überwiegend von Weißen bewohnten Vorort der Großstadt Houston, Texas. Die Familie repräsentiert in typischer Weise den linksliberalen Teil der gebildeten Mittelschicht der sechziger Jahre: man lehnt den Vietnamkrieg ab, orientiert sich an einer gewaltfreien Erziehung der eigenen Kinder und sympathisiert mit der Bürgerrechtsbewegung, ohne sich jedoch konkret zu engagieren. Die Freundschaft zur Familie eines Universitätsdozenten und schwarzen Politaktivisten wird auf die Probe gestellt, als ein Studentenstreik an der Houstoner Universität gewaltsam ekaliert. Werden die Freunde nun endlich ihr Schweigen brechen?

Das Autorenkollektiv, bestehend aus Texter Mark Long, Szenarist Jim Demonakos und Zeichner Nate Powell, erzählt diese fiktionale, aber auf Fakten basierende Geschichte zwar konventionell, aber nicht unspannend und mit Feingefühl. Nicht immer überzeugt Powells Zeichenstil. Vor allem geben die Gesichter der Figuren meist entweder einen äußersten Erregungszustand wider – auf beinah jeder zweiten Seite blickt man in mindestens ein wütendes, trauriges oder ängstliches Geschicht – oder es herrscht relative Ausdrucklosigkeit. Auch sonst herrscht in der Ausgestaltung der Figuren ein seltsames Lavieren zwischen Hölzernheit und übertriebener Dynamik vor, was letzten Endes dem Leser das Eindringen in die psychologischen Tiefenschichten der Erzählung verbaut. Diese Mängel werden aber durch die in der Geschichte transportierte Spannung und das angenehm ruhige Erzähltempo mindestens wieder ausgeglichen.

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Diese Rezension wurde verfasst von mz.
Veröffentlicht am 01.01.2010