Das Schicksal der Sterne
- Autor*in
- Höra, Daniel
- ISBN
- 978-3-8458-0758-4
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 244
- Verlag
- –
- Gattung
- –
- Ort
- München
- Jahr
- 2015
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 14,99 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Es ist die Geschichte von Karl - inzwischen über 80 - , der als Kind Flucht und Vertreibung kennengelernt hat und nach langer Odyssee aus Schlesien in Berlin landet.
Und es ist die Geschichte von Adib, der - noch minderjährig - mit Mutter und zwei Brüdern aus Afghanistan vor den Taliban flieht und in Berlin landet.
Zwischen beiden Geschichten liegen 70 Jahre, und doch sind sich beide so schrecklich ähnlich.
Beurteilungstext
Es wird wechselseitig aus der Erinnerung der beiden Hauptfiguren erzählt. Durch einen Zufall lernen sie sich kennen und schätzen. Sie haben nicht nur das gleiche Hobby - die Astronomie - sondern stellen auch eine Seelenverwandtschaft fest. Beide mussten den Verlust des Vaters verkraften, beide haben ihre Heimat unfreiwillig verlassen, mussten hungern, bangen, wurden gedemütigt, fühlten sich verantwortlich für Mutter und Geschwister und beide versuchten ehrgeizig, ihr Ziel zu erreichen, die Basis für ein neues, friedliches Leben zu begründen. Karl ist das gelungen, bei Adib zeichnet sich zum Ende des Buches ab, dass es auch ihm gelingen könnte.
Die Erzählung ist spannend und glaubhaft, beide Geschichten gekonnt miteinander verwoben. Der Hass und die kalte Ablehnung der Einheimischen gegenüber den Flüchtlingen waren damals nach dem Krieg genauso konsequent und unerträglich wie heute. Mit dem Unterschied, dass 1945 alle nichts hatten, die Flüchtlinge heute in einer wohlhabenden Gesellschaft landen, dennoch unwillkommen sind.
Die drangvolle Enge im Auffanglager, die verzweifelte Hoffnung auf Besserung kennt Karl. Als er Adib im Wohnheim besucht, überkommt ihn ein Déjà-vu-Gefühl. Er freundet sich mit dem Jungen an und hilft ihm.
Auch seine Nachbarin und seine Großnichte, die wegen seiner gesundheitlichen Probleme bei ihm wohnt, ergreifen Partei und verhindern eine Abschiebung.
Das Buch könnte ein sehr empfehlenswert bekommen und als Lektüre für Schulen geeignet sein als Diskussionsgrundlage zum Thema Fremdenfeindlichkeit und unbegründetem Hass, könnte Werben um Verständnis für die Situation von Flüchtlingen.
Doch diese Chance wird durch die merkwürdige Behandlung des Themas Kriegsgeschehen und Kriegsfolgen vertan. Mit keinem Wort wird die Ursache der Vertreibung aus Schlesien erwähnt, mit keinem Wort das barbarische, unmenschliche Verhalten deutscher Soldaten in den besetzten Ländern. Der Krieg wird nicht als Ursache all dieser Folgen definiert, der Einzug der alliierten Armeen nicht als Befreiung erkannt.
Stattdessen gibt Karl einem Mann recht, der sie ob ihrer Feigheit beschimpft (""der Führer würde sich schämen, wenn er euch feige Masse sehen würde"") und fühlt sein Schulwissen bestätigt, dass die ""Slawen kein Kulturvolk, sondern eine minderwertige Rasse"" sind. Und es wird resigniert angemerkt, dass die ""Russen und die Juden jetzt das Sagen haben"" (Welche Juden, fragt man sich…..).
Diese Auffassung, die nach dem Krieg ja durchaus noch verbreitet war, wird im weiteren Buch nicht etwa aufgelöst, sondern durch anschauliche Schilderungen einzelner, durch russische Soldaten verübte Grausamkeiten noch vertieft.
Als Karls Familie endlich in Berlin ankommt und sich für einen Sektor entscheiden muss, fallen die Franzosen als ""Erzfeinde"" aus, die Russen sowieso, die Amerikaner - ""was wollen die eigentlich in Europa?"" - auch, so dass sie im britischen Sektor als das kleinere aller Übel landen. Welche Klischees werden hier bedient??? Welcher Lektor wird hier nicht stutzig?
Diese sehr befremdliche Art der Darstellung, die Bewertung des damaligen Geschehens, die nicht gezogenen Schlussfolgerungen unterlaufen die eigentliche Geschichte komplett und man möchte eher warnen: gebt dieses Buch nicht Euren Kindern zu lesen.
Sehr schade.