Das runde Rot
- Autor*in
- Kamm, Katja
- ISBN
- 978-3-907588-44-4
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 32
- Verlag
- Bajazzo
- Gattung
- BilderbuchSachliteratur
- Ort
- Zürich
- Jahr
- 2003
- Lesealter
- 4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 0,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Das runde Rot - eine einfarbige geometrische Fläche wird zum Gegenstand des Erzählens in Bildern. Die Geschichte dazu muss aber der Leser liefern.
Beurteilungstext
Ich will zugeben, dass der Vorschlag für den Wolgast-Preis ein wenig unorthodox und vielleicht sogar provokant erscheinen mag. Denn dieses Buch setzt sich nicht mit den Mitteln der Literaur mit Arbeitslosigkeit oder veränderten Erafhrungshorizonten o.ä. auseinander. Und dennoch zeigt es in ausgezeichneter bzw. auszuzeichnender Weise völlig neue Bilder von der Berufswelt verschiedener Menschen, wenn ich das als Betrachter jedenfalls so möchte.
Die Besonderheit ist schon mal die, dass ein BILDERbuch im wahrsten Sinne des Wortes aufgeblättert wird, d.h. dass Katja Kamm bei ihrer Geschichte völlig ohne Worte auskommt. - Wenn es denn überhaupt Katja Kamms Geschichte ist. Denn eigentlich sind es nur 14 doppelseitig gestaltete Bilder, auf denen insgesamt sieben verschiedene Figuren in 47 Posen (und ein Hund) dargestellt sind, wodurch der Zusammenhang der einzelnen “Handlungs”teile hergestellt scheint und die Story fast schon den Charakter eines Comics bekommt. Der freilich ohne Zwischentexte und Sprechblasen auskommt, so dass die Kohärenz des Textes tatsächlich NUR beim Betrachter entsteht. “Lese”proben mit fünf- bis vierzigjährigen Probanden erwiesen, dass “Das runde Rot” auf sehr unterschiedliche gelesen und verstanden werden kann, und dass damit die Kriterien des “offenen Kunstwerkes” voll inhaltlich erfüllt werden.
Warum nun aber der Vorschlag für den Wolgast-Preis? Weil neben der Haupfigur “Katja” (in meiner Lesart) sechs Berufsbilder gezeichnet werden, die z.T. zu einer sehr neuen Sichtweise auf die jeweilige Berufsgruppe verleiten. Am Verhältnis der Figuren zum “runden Rot”, dem abstrahierten Sujet der Geschichte lassen sich ganze Welt-Verhältnisse resümieren. So ist das Runde für Katja zunächst ein Ball, der sich aber, da er aus einer Baumkrone fällt, als Apfel entpuppt. Ein Mädchen mit einem Apfel freilich ruft den Kirchenmann auf den Plan, der kraft seines Amtes und seines Kaftans dem Kind just im Moment des Hineinbeißens die Frucht der Erkenntnis entzieht und es somit vor dem Sündenfall und der eigenen Aufklärung rettet. Dir Kirchenkritik ist offenbar.
Der ratlose Chauffeur, der zur Lösung seines Reifenproblems auf das “runde Rot” ebenso zurück greift wie der Clown, der ganz traditionell seine Nase daraus bastelt, sind Figuren “am Rande”. Mehr Raum bekommen die folgenden zwei Figuren, deren Perspektiven wiederum voller Neuheit sind. Da ist erstens die junge Dame, deren Berufsbild mit “DJ” zu bezeichnen wäre, ohne dass es dafür schon eine weibliche Bezeichnung gäbe. Gibt es den Sachverhalt des weiblichen DJ überhaupt schon? Zum anderen sehen wir einen japanischen Sportler, der das runde Rot auf vier (meine Tochter sagt, fünf) verschiedene Weisen verwendet und damit ganz eindeutig der vielseitigste Charakter der Story ist. Auch dies lässt sich gewiss nicht von allen Sportlern sagen.
Es nützt ihm nur nicht allzuviel, denn am Ende entfleucht ihm das Rot wie allen anderen vor ihm. Zum Glück kommt da gerade wieder die Katja des Weges, wodurch die Geschichte wieder an ihrem Anfang endet. Eine runde Sache eben.