Das Radiomädchen

Autor*in
Ellis, Deborah
ISBN
978-3-7026-5771-0
Übersetzer*in
Rapp, Brigitte
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
156
Verlag
Jungbrunnen
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2006
Lesealter
12-13 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 13-jährige Binti aus Malawi ist Radio-Sprecherin in einem Familien-Programm. Als ihr Vater an Aids stirbt, werden die drei Kinder und die Erbschaft aufgeteilt. Es geht ihnen schlecht bei der Verwandtschaft. Binti flieht zur Großmutter, die Aids-Waisen betreut. Trotz ihrer Armut gelingt den Kindern gemeinsam das Überleben.

Beurteilungstext

Die kanadische Autorin ist deutschen LeserInnen vor allem durch ihre drei Afghanistan-Bücher um Parvana bekannt geworden. Hier legt die engagierte Friedensaktivistin (Selbstbezeichnung im Nachwort) eine lebendige und engagierende Erzählung über die Folgen von Aids in der Gesellschaft eines afrikanischen Landes vor.
Dabei gehört der freundliche, aber kränkliche Vater Bintis mit seiner Sargtischlerei zu der kleinen Schicht Handwerker, die ihre Kinder in eine gute Schule schicken, weil sie an ihrer Zukunft interessiert sind. Bintis ältere Schwester Junie ist verlobt und will nach dem Abschluss der Schule heiraten. Der 14-jährige Kwasi fällt ein bisschen aus der Rolle, weil er verträumt ist und voller Ideen für Zeichnungen steckt.
Binti geht in eine gute Schule. Sie wirkt selbstbewusst und recht stolz auf ihren Job als Radiosprecherin. Das ist etwas Besonderes, das sie aus der Gruppe der Gleichaltrigen heraushebt.
Den Absturz der Kinder durch den Tod des Vaters und das raffgierige Verhalten der erbenden Verwandtschaft wird in episodenhaften Teilen geschildert, die ihre Lebendigkeit besonders durch den häufigen Gebrauch direkter Rede gewinnen. So können die LeserInnen sich schnell in das Leben der drei Geschwister einfühlen: Junies sprachlose Wut und Verzweiflung wird verständlich, als ihr Verlobter nach dem Tod des Vaters die Verlobung mit Hinweis auf Aids in der Familie löst.
Der Umgang der Verwandtschaft mit den drei Kindern erscheint grausam, wird aber selbst vom Moderator der Radiosendung als üblich für die malawische Gesellschaft bezeichnet. Nur Bintis Großmutter reagiert wütend und entsetzt, als sie hört, wie ihre Kinder mit den Waisen umgegangen sind. Sie lebt ein anderes Leben. In ihrem Dorf hat sie sich der Aids-Waisen angenommen und versucht ihnen nicht nur die Eltern, sondern auch ein Zuhause zu geben. Das bedeutet Armut für alle, aber auch teilen und Gemeinsamkeit. Binti fällt das Eingwöhnen schwer, zu krass ist der Unterschied zu ihrem früheren Leben. Aber als auch ihr Bruder dazukommt, beginnen die Kinder aus eigener Kraft allmählich eine eigene Zukunft zu entwickeln.
Die Autorin schildert in aller Deutlichkeit, was Aids für einzelne Kinder und Familien, aber auch für einen ganzen Staat bedeutet. Sie macht die geringe Bildung verantwortlich für die Ablehnung der AIDS-Kranken, aber zeichnet auch sehr deutlich, welche Lücken durch diese Krankheit gerissen werden, und wie das Verschweigen zu ihrer Verbreitung führt. Sie verschleiert nicht. Dennoch ist es ein Buch, das nicht Elend schildert, sondern zeigt, wie Kinder auch in einer scheinbar aussichtslosen Situation Mut zeigen und Perspektiven entwickeln können.
Daher kann das Buch ein guter Anlass zum Gespräch z.B. in einer Klasse geben.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von uwo.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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