Das nachtblaue Kleid

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Teaser

Seit dem Tod ihrer Mutter reist Rose mit ihrem alkoholkranken Vater im Wohnwagen durch Australien. Alle paar Wochen ziehen sie weiter, lassen neu geknüpfte Freundschaften zurück. Doch in Leonora lernt Rose die alte Edie kennen, und auch deshalb ist dieses Mal alles anders.

Beurteilungstext

Die 15-jährige Rose schottet sich ab, sowohl gegen ihren Vater und seine neue Freundin, als auch gegen Gleichaltrige. Doch ihre neue Mitschülerin Pearl lässt nicht locker, und auch Murray scheint ein Auge auf Rose geworfen zu haben. Die dagegen ist fasziniert von Edie, mit der sie aus alten Stoffen ein Kleid für den Ernteball näht. Edie wohnt in einem abgelegenen, einst prächtigen Herrenhaus, von dem inzwischen wieder der Urwald Besitz ergriffen hat. Pflanzen wachsen durch die Fenster, Tiere aller Größen bevölkern die Zimmer und überall modert und schimmelt es. Hinter dem Haus ragt ein dicht mit Urwald bewachsener Berg auf. Rose klettert dort, wann immer sie kann, wenn sie nicht gerade in einer einsamen Bucht am Strand sitzt. Pearl dagegen steht offenbar mitten im Leben. Sie ist immer freundlich und gut gelaunt und organisiert den Festwagen ihrer Schule zum Erntefest. Im Ort gibt es zwei Männer, die an Kontakt mit Pearl interessiert sind: Paul Rendell, in den sie verliebt ist, und Roses Vater. Als Pearl spurlos verschwindet, keimt nicht nur in Rose ein grausiger Verdacht auf.
Karen Foxlees Buch spielt 1986, in einer Welt, die heutigen Lesern vor allem aus zwei Gründen fremd ist: Es gab keine Handies und kein Internet. Doch auch die Interessen der Mädchen haben mit der Wirklichkeit moderner Leserinnen nicht viel zu tun. Sie steigern sich wochenlang in das Design ihrer Kleider hinein, und der Mann, in den Pearl verliebt ist, würde heute keinen Teenager hinterm Ofen hervor locken. “Das nachtblaue Kleid” ist ein Buch von nur geringer Aktualität.
Interessant ist die Entwicklung von Rose. Zu Beginn der Handlung lebt sie in ihrer eigenen Welt. Sie fühlt sich hässlich und langweilig für andere. Hinzu kommen ihre nahezu völlige Mittellosigkeit und ein Vater, den sie sich nicht vorzuzeigen traut. Je länger Rose mit Edie an dem Kleid näht, um so mehr steht sie zu ihrem Ich, innerlich wie äußerlich. Sie entscheidet sich, aus ihrem bisherigen Leben auszubrechen.
Die Autorin lässt ihre Handlung nur ausgesprochen langsam voran schreiten. Sie verweilt lange bei ausführlichsten Ortsbeschreibungen, oft mit einem Hauch Esotherik angereichert. In den Fließtext eingefügt sind Passagen in kursiver Schrift, deren Inhalt der eigentlichen Handlung voraneilt.
“Das nachtblaue Kleid” ist ein nur mäßig spannendes Buch mit wenig Bezug zur Zielgruppe. Es ist gerade noch empfehlenswert.