Das Mädchen in unserem Badezimmer
- Autor*in
- Hitzbleck, HenrikWacker, Kerstin
- ISBN
- 978-3-00-071776-5
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Wacker, Kerstin
- Seitenanzahl
- 270
- Verlag
- Wacker und Feunde Verlag
- Gattung
- Erzählung/Roman
- Ort
- Berlin
- Jahr
- 2022
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- BüchereiKlassenlektüre
- Preis
- 14,80 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Für Amra ist Ordnung besonders wichtig. Sie sammelt und sortiert alles - meistens nach Farben. Und dann das: Amras Mutter bietet einem offensichtlich obdachlosen Mädchen eine heiße Dusche im Badezimmer der Familie an. Völlig irritiert und befremdet steht die 14 Jährige der Entscheidung ihrer Mutter gegenüber. Tausende Fragen und Befürchtungen schießen durch ihren Kopf und sie hofft, dass das Angebot nicht wahrgenommen wird. Aber dann steht Coco vor der Tür und verschwindet für Stunden hinter der Badezimmertür. Das später gefundene Tagebuch erzählt die Geschichte Cocos.
Beurteilungstext
Was für ein tolles, neuartiges und wichtiges Buch. Aus der Sicht Amras geschrieben gelingt es dem Autorenteam Hitzbleck/Wacker sehr schnell, den Leser/die Leserin in ihren Bann zu ziehen. Laut dem Deutschen Jugendinstitut leben in Deutschland 37.000 Kinder und Jugendliche auf der Straße oder sind wohnungslos, davon 7.500 Minderjährige. In Berlin gibt es Schätzungen zufolge etwa 2.500 obdachlose Straßenkinder. Die Figur der Coco ist eine von ihnen. Sehr ehrlich und authentisch werden die Ängste und Gedanken der Familie bei der Badezimmerorgie Cocos beschrieben:
Was ist, wenn sie etwas klaut?
Was ist, wenn sie meine Haarbürste benutzt?
Was ist, wenn sie überall Unordnung reinbringt?
Absolut nachvollziehbar ist dann auch die Weiterentwicklung der Geschichte. Das gefundene Tagebuch Cocos verführt Amra und ihre beste Freundin Louise zum Lesen und damit in den Einstieg in Cocs Lebensgeschichte. Zuerst zögerlich und mit dem festen Vorsatz, Coco das Buch sobald als möglich zurück zu geben, erfahren sie und damit die LeserInnen immer mehr über den Teufelskreis, in dem sich Cocos Leben entwickelte. Sie lernen darin einen Menschen kennen, der in seinem kurzen Leben bereits eine Menge an Leid und Enttäuschung erfahren hat. Einen Menschen, der ihnen gar nicht so unähnlich ist. Bald entsteht auch die Idee, für die Schülerzeitung zu schreiben. Ihre Recherche führt sie in die Szene der Straßenkinder Berlins und der Straßensozialarbeit. Dementsprechend findet man am Ende des Buches genau diese Artikel und damit viele Informationen über das Leben auf der Straße, den Konsum von Drogen und den Teufelskreis, der sich daraus ergibt.
Die lebendige und lebensnahe Sprache des Buches, die ehrlichen und nachvollziehbaren Reaktionen der Protagonisten und eine herzerfrischende Prise Humor machen das Buch authentisch und spannend. Die handelnden Personen machen Fehler, sind unzuverlässig und dann doch da, wenn man sie braucht. Ein absolut lesenswertes Buch mit vielen wichtigen Informationen.
Zusätzlich stützen die schwarz – weiß Illustrationen von Frau Wacker Erzählstil und Inhalt sehr sinnvoll und sind ein zusätzlicher Genuss.