Das Mädchen, das mit Bäumen sprach

Autor*in
Farrant, Natasha
ISBN
978-3-7348-2819-5
Übersetzer*in
Viseneber, Karolin
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Corry, Lydia
Seitenanzahl
240
Verlag
Magellan
Gattung
Buch (gebunden)Fantastik
Ort
Bamberg
Jahr
2023
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Büchereididaktisches MaterialFreizeitlektüreKlassenlektüreVorlesen
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Olivia hat eine besondere Freundin: Eine große, alte Eiche, die – gesäumt von vielen anderen Bäumen – auf dem Grundstück ihrer Familie steht. Mit dieser Freundin kann Olivia sprechen, sie umarmen und ihr alles anvertrauen. Eines Tages kündigt ihr Vater an, dass er genau dort ein Sommerhaus errichten möchte und die Eiche deswegen gefällt werden muss. Olivia ist schockiert und traurig. Das darf nicht passieren! Ihr Vater gibt ihr als Kompromiss sieben Stunden Zeit, um sich eine bessere Idee auszudenken, die sie ihm dann vorschlagen kann. Olivia bleibt also nicht viel Zeit um ihr Versprechen gegenüber ihrer Eiche und den anderen Bäumen zu halten und sie zu beschützen…

Beurteilungstext

Die Protagonistin Olivia – ein Mädchen womöglich im Grundschulalter – erscheint durch ihr inniges Verhältnis zu ihrer Eiche zunächst erst einmal ein wenig sonderbar. In der Einleitung, welche genau über dieses Mädchen und ihre sonderbare Freundschaft berichtet, wird der/die Leser/in direkt angesprochen, sodass man sich direkt in die Geschichte integriert fühlt. Der Spannungsbogen wird recht früh aufgebaut als der Vater sein Vorhaben verkündet. Dieser direkte Beginn mit einer Schlüsselstelle des Buches hat zur Folge, dass sofort ein großes Interesse für den weiteren Verlauf der Geschichte aufgebaut wird. Der/die Leser/in wird neugierig und fragt sich, ob es Olivia wohl schaffen wird in nur sieben Stunden eine so mitreißende Idee zu erfinden, sodass sie ihren Vater umstimmen und somit die Eiche und alle anderen Bäume retten kann. Außerdem wird auch hier gleich dafür gesorgt, dass man sich mit der Hauptfigur identifiziert, denn jedes Kind war vermutlich schon einmal unzufrieden mit dem Vorhaben oder der Meinung der Eltern und hat versucht sie durch eigene Ideen, die in stundenlanger, verzweifelter Überlegung zustande gekommen sind, umzustimmen.
Nach der Einleitung, die als Rahmenerzählung zu sehen ist, beginnt die Binnenerzählung, welche aus insgesamt sieben Geschichten – passend zu den sieben Stunden – besteht. In jeder dieser Geschichten geht es um jeweils einen Baum, der auf dem Grundstück der Familie zu finden ist. Zu Beginn jeder Geschichte befindet sich eine einleitende Seite, die über diese entsprechende Baumart informiert. Anschaulich sind auf einer Doppelseite Fakten und interessante Informationen über den jeweiligen Baum zu finden. Teilweise sind diese Informationen sogar als Reim verfasst, was diese Infoseite weniger sachlich wirken lässt und sich besser in den lyrischen Stil des Buches eingliedert.
Die Geschichten gehen immer über circa 20 bis 25 Seiten und sind Erzählungen aus Sicht des betreffenden Baumes. Teilweise sind es weitererzählte Geschichten, manchmal ist der Baum auch selbst Teil der Geschichte. In jeder Geschichte wird von gleichaltrigen Kindern erzählt, die in der Vergangenheit gelebt haben. So lernt der/die Leser/in die Geschichte über den Jungen kennen, der vor einer Jagdgesellschaft gerettet werden muss, erfährt über einen Jungen, der sich in ein Eichhörnchen verwandelt, um die Schönheit der Natur erfahren zu können und wird mit den zwei Meerwesen Sole und Salz bekannt gemacht. Jede Geschichte thematisiert auf seine Weise eine schlechte Eigenschaft des Menschen. So wird man auf phantastische Weise mit Gier, Macht und Kontrollwahn konfrontiert. Es wird deutlich, dass in jeder Geschichte der Mensch auf eine Weise versucht sich die Natur zu Eigen zu machen und für sich zu beanspruchen oder nach seinen Vorstellungen zu verändern. Jede der Geschichten endet jedoch mit einem Happy End, sodass auch immer wieder deutlich wird, dass man sich auf die Natur einlassen muss, damit man von ihr profitieren kann und sie niemals ausnutzen und kaputt machen sollte. Hier ist eine deutliche Korrelation zur Wirklichkeit zu entdecken, denn solche Macht- und Kontrollübernahmen über die Natur wie sie in der Geschichte zu finden sind, geschehen genauso auch in Wirklichkeit und es ist essentiell, dass es Menschen wie Olivia gibt, die sich für den Erhalt der Natur einsetzen. Dies wird dem/der Leser/in durch diese sanft wirkende Geschichte deutlich vor Augen geführt. Am Ende einer jeden Teilgeschichte läutet eine Kirchenglocke. Dieses Element aus der Rahmenerzählung signalisiert das Ende der Erzählung und erinnert Olivia und den/die Leser/in an die Zeit, die immer weniger wird. Nach der siebten Rahmenerzählung wird der Spannungsbogen geschlossen, indem das alles entscheidende Gespräch mit dem Vater ansteht. Dieses doch so wichtige Gespräch fällt leider etwas kurz aus, dafür, dass im Vorhinein so lange darauf hingearbeitet wurde. Nach diesem Ende wird ein Blick in die Zukunft gewagt, indem ein kurzes „Was danach geschah“ angeführt wird. Durch diesen Abschluss wird auch der/die Leser/in wieder zurück in die Realität und in die Gegenwart geführt. Diesen Part finde ich sehr gelungen, da die Geschichte nicht einfach endet, sondern man als Leser/in tatsächlich das Gefühl bekommt langsam wieder zu erwachen.
Die Geschichte ist sehr schön und ansprechend geschrieben und spricht ein wichtiges Thema auf eine dennoch angenehme Weise an. Oft hat man das Gefühl mit allen Sinnen zu lesen, denn es werden Gerüche und Geräusche so detailliert beschrieben, dass man das Gefühl bekommt diese tatsächlich selbst wahrzunehmen. Insgesamt ist es eine Phantasiegeschichte, die zwar einige realistische Elemente enthält, aber dennoch hauptsächlich einen magischen Zauber aufweist.
Die Illustrationen visualisieren Teile des Erzählten und fügen sich ganz zauberhaft und unaufdringlich in die Buchseiten ein. Dadurch, dass das Mengenverhältnis zwischen Text und Illustrationen ungefähr gleich aufgeteilt ist, befindet sich auf den jeweiligen Seiten nicht so viel Text durch den man sich als Leseanfänger/in erschlagen fühlen könnte. Die Bildinhalte können dem Text entnommen werden und gehen ergänzend über ihn hinaus. Die Illustrationen sind Malereien im erzählenden Stil. Die gewählten Farben entsprechen den tatsächlichen Farben der Natur, so wird oft auf grüne, erdige oder bunte Töne zurückgegriffen.
Die Texte sind dem Grundschulalter angepasst und durch die schwarzen Buchstaben gut lesbar. Nur vereinzelte Wörter werden durch eine andere Schreibweise hervorgehoben und bewegen sich teilweise über die Satzstruktur hinaus. Dies lässt den Text jedoch nur lebendiger wirken und beeinträchtigt nicht die Lesbarkeit.
Dadurch, dass das Buch ein wichtiges Thema der heutigen Gesellschaft anspricht, kann man es auch sehr gut im Unterricht – vielleicht sogar als Klassenlektüre – einsetzen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Leonie Bensing; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 15.05.2023

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