Das leere Gefäß

Autor*in
Kaszuba, Magdalena
ISBN
978-3-945034-86-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kaszuba, Madgalena
Seitenanzahl
152
Verlag
avant-verlag
Gattung
ComicTaschenbuch
Ort
Berlin
Jahr
2018
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
20,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Während eines Spaziergangs am Elbufer lässt die Autorin ihre Vergangenheit unter ihrer streng katholischen Großmutter in Polen Revue passieren. Auf Spurensuche nach einer verlorenen Kindheit, gelangt sie zu einem Abschluss für sich selbst und einem hoffnungsvollen Ausblick auf die Zukunft.

Beurteilungstext

Die Geschichte des Lossagens von der Religiosität der eigenen Familie wird von der Autorin vor allem durch eindrucksvolle Zeichnungen und Aquarelle erzählt. Der Text dazu besteht aus einzelnen Wörtern oder Sätzen, wodurch der Eindruck von Momentaufnahmen entsteht. Der Anblick der grauen Nordsee treibt Kaszuba zu ihren Erinnerungen an die polnische Ostsee. Auch nach dem Umzug ihrer Familie nach Deutschland, kehrte die Protagonistin regelmäßig dort hin zurück. Zurück zu ihrer Großmutter, einer strenggläubigen Frau, die nach polnischer Tradition das Oberhaupt der Familie repräsentiert. Nach ihrem Vorbild lebt die junge Protagonistin entsprechend den Ansichten und Geboten des Katholizismus, die in dem kleinen Mädchen nichts als Angst vor den Konsequenzen ihres Handelns auslösen. Der Wendepunkt findet zum Zeitpunkt ihrer Kommunion statt. Die zuvor angesetzte, erste Beichte wird zu einem einschneidenden Erlebnis für sie, die Zeichnungen lassen das darin verankerte Trauma vermuten. Der Priester wird im Laufe des Gesprächs zu einem Ungeheuer, das die Protagonistin zu verschlingen droht. In ihrer Verzweiflung beginnt sie sich Fehltritte auszudenken, um den Priester zufriedenzustellen. Denn ohne Sünde keine Absolution und kein Eintritt in das Paradies. Die Ungerechtigkeit, die die Autorin nach dem Erlebnis der Beichte darin sieht, lässt sie hasserfüllt zurück. Der Weg, den sie danach zu einer Art Abschluss führt, bleibt offen, klar ist nur: es bleibt kein Hass mehr zurück. Indem sich die Protagonistin von dem Glauben distanziert, lässt sie auch die Hoffnungen und Träume des kleinen Mädchens zurück. Es ist die fehlende Bindung zu ihrem jüngeren Selbst, welche die Autorin wiederzufinden hofft. Ob ihr das gelingt, bleibt in diesem Erlebnisbericht offen. Die Geschichte endet ebenso unverhofft, wie sie beginnt. Leser*innen wird lediglich ein kurzer, aber tief gehender Einblick in einen Aspekt des Lebens von Magdalena Kaszuba gegeben. Dieser kann aber ein Ansatzpunkt für weiterführende Gespräche über Religion, Familie und die Aufarbeitung der eigenen Kindheit sein. Daneben eignet sich das Werk auch durch den geringen Umfang für eine schulische Rezeption.

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Diese Rezension wurde verfasst von RPTK; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 01.04.2022