Das Leben im alten Griechenland

Autor*in
ISBN
978-3-401-05999-0
Übersetzer*in
Gliemann, Claudia
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Firence, Inklink et.al.
Seitenanzahl
144
Verlag
Arena
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2007
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
17,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Auf den illustrierten Doppelseiten zu je einem Themenbereich wird die Geschichte Griechenlands von der Kykladen- kultur bis zur römischen Eroberung detailreich erläutert und mit vielen Bildern illustriert, auf fast 20 Doppelseiten erfährt der Leser Wesentliches aus dem Alltagsleben von Geburt bis zur Bestattung. Ein ungewöhnlich umfangreicher Anhang lässt dieses Bilderbuch gleichzeitig zu einem Lexikon der Antike wachsen, allerdings muss hierzu jeweils der Index benutzt werden.

Beurteilungstext

Ungewöhnlich ist überhaupt der Informationsgehalt dieses doch ziemlich umfangreichen Werkes. Das geht weit über vergleichbare Werke hinaus, die ja auch entsprechend weniger Seiten haben. Die Informationen sind solide, die Illustrationen vorwiegend sehr gut und systematisch ausgesucht, sowohl qualitativ als auch quantitativ.
Dennoch behagt mir dieser Band nicht hundertprozentig: Nach dem Prinzip Viele-Köche-Verderben-Den-Preis ist das Layout recht undurchsichtig. Der Text ist (je Doppelseite) sechsspaltig angelegt, ist eigentlich auch ein durchgehender, wird aber durch Bildelemente, Bilderläuterungen und die großen (meist völlig überflüssigen) Zwischenüberschriften in viele kleine Textblöcke aufgelöst, so dass kein kontinuierlicher Lesefluss möglich ist. Auf der Sparta-Seite stehen z.B. 16 Textblöcke neben sechs Bildelementen. Ob das der Erweckung des Interesses des jungen Lesers dienlich ist, sei dahin gestellt.
Völlig undurchschaubar ist mir, warum die Seiten jeweils mit einer Farbe unterlegt sind, die weder inhaltlich noch formal irgendeine Bedeutung hat, den Seiteneindruck aber beherrscht. Zum Glück gibt es auch einige Seiten mit der Grundfarbe Weiß; es hätten durchaus mehr sein können.
Bei aller Anerkennung der Qualität der Informationen fällt doch auf, dass die Sprache einfach gehalten ist, was notwendigerweise ergibt, dass manches doch sehr vereinfacht wirkt - das ginge noch, wenn es nicht die sehr ärgerliche Akropolis-Seite gäbe: Man kann ohne weiteres verschweigen, mit welchem ästhetischen Aufwand der Parthenon gebaut wurde, hier aber wird die ideen- und trickreiche Architektur falsch verstanden: Der Text ist in seiner Verkürztheit Mumpitz, das Bild grauenhaft. Aus den mächtigen und doch so schlank wirkenden Säulen sind einfach Würste geworden. Wenn das die alten Griechen gesehen hätten! Ihr Ziel war doch gerade, diesen den Menschen doch fast erschlagenden Bau in seiner Gewaltigkeit schlanker und luftiger erscheinen zu lassen. Und nun das.
Der Rest sind nur Kleinigkeiten: Wenn schon sinnvollerweise die Bibliothek von Alexandria erwähnt wird, warum nicht, dass und wie sie vernichtet wurde,
Wenn schon erwähnt wird, dass die griechischen Bauten und Skulpturen keineswegs ästhetisch-weiß waren, sondern knallbunt, warum werden dann in der Illustration nicht die Farbstudien von Gottfried Semper gezeigt, die er schon 1836 anfertigte, sondern nur eine verschämte Kolorierung des Parthenon (auf der schon oben kritisierten Seite)?
Und wenn wir schon bei verschämt sind: Ausgerechnet bei den Griechen nur nebenbei zu erwähnen, keinesfalls aber zu zeigen (außer einem kastrierten Athleten auf Seite 92), dass Vieles absolut nackt gemacht wurde, dass Nacktheit ein Teil des griechischen Lebens darstellte, ist schon absurd.
Da waren die Tessloffs ehrlicher, weniger g´schamig, systematischer und klarer, auch wenn dieser Band hier etliche Informationen mehr aufzuweisen hat (“Griechenland - Schaufenster der alten Kulturen” Hrsg. Giovanni Castelli, Tessloff 1991, aber das gibt´s wohl kaum noch im Handel, stellt also keine Alternative dar).

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010