Das kleine gelbe Haus

Schlagwörter

• Familie
• Gefühle
• Natur
• Reisen
• Streit/Konflikt

Teaser

In diesem klassischen Vorlesebuch erleben wir ein besonderes Eintauchen in die Welt des personifizierten kleinen gelben Hauses. Auf Grund einer anhaltenden Unzufriedenheit begibt es sich eines Tages auf eine lange Erkundungsreise und auf die Suche nach einem neuen Zuhause. Durch Wälder, Flüsse, Wüste und Berge, Sonne, Wasser und Wind zieht es. Doch wo wird es bleiben und wieder vollkommen glücklich werden? Es ist eine wortschatzreiche und feinfühlige Geschichte über Familie, Konflikte, Wandel und Abgrenzung, die Vielfalt der Natur und ihre tierischen Bewohner. Sowohl kleine als auch große Leser*innen können hier einiges lernen.

Beurteilungstext

Leo Hoffmann beschreibt in ihrem zweiten Kinderbuch sehr wortgewandt und auf eine einfühlsame Art das Gefühlsleben eines Familienhauses. Durch die vielen spezifischen und selten im Alltag verwendeten Worte in ihrem Erzählstil ermöglicht das Buch ein tiefes Eintauchen in die verschiedenen Orte, zu denen das kleine gelbe Haus reist. Gleichzeitig machen diese Worte für Leseanfänger*innen ein eigenständiges Lesen eher unwahrscheinlich. Daher eignet es sich besser als Vorlesebuch, welches zu Anschlusskommunikation zwischen Kind und Erwachsenen anregt. Neben dem Fokus auf emotional-soziale Entwicklungsthemen, wie beispielsweise Abgrenzung und Veränderung, bietet die Geschichte vielfältiges Wissen über Flora und Fauna und die Geologie verschiedener Lebensräume in der Natur. Besonders die hervorragende taktile Wahrnehmungsfähigkeit des Hauses verstärkt den Mitfühleffekt bei Rezipient*innen. Als hätte das Haus eine menschliche Haut, spürt es die Hitze der Wüste, die Kühle der Berge und das Kitzeln der Blasen im Fluss. Insgesamt wird das aktive Fühlen als solches (physisch und psychisch) durchgehend verbalisiert. Dadurch bekommt die Geschichte und deren Protagonist*in eine besondere Achtsamkeit und Feinfühligkeit. Die farbenreichen und besonderen Illustrationen von Claudia Burmeister verstärken und vertiefen diese eben genannten Facetten der Geschichte. Der Darstellungsstil ist grundlegend realistisch, wird aber durch viele spielerische, surreale und abstrakte Elemente durchbrochen. Die Bilder sind detailreich und aufwendig und weisen eine herausragende und kreative Stofflichkeit auf. Von kleinen einzelnen Abbildungen auf einer Seite, bis hin zu sich über zwei Seiten erstreckende Illustrationen ist alles dabei. Das Text-Bild Verhältnis ist etwa 40 zu 60. Die Bilder sind insgesamt dynamisch und kollagenhaft, die Bewegtheit des Hauses und seiner Umgebung prägen die ganze Geschichte. Auch das Farbspektrum ist vielfältig und sehr facettenreich. Von kräftigen tiefen Farben bis hin zu hellen und sachten Tönen verändern sich die Bilder entsprechend der Geschichte. Insgesamt ist das Buch durch die aufwendigen und detailreichen Textbausteine und Bilder ein reichhaltiges Stück besonderer Kinderliteratur. Durch die allgemeine Länge des Buches (106 Seiten) und mit seinen recht kurzen, unterteilten Kapiteln eignet es sich als fortlaufendes Vorlesebuch zum Entspannen und Träumen. Da die Geschichte nicht sehr aufwühlend oder gruselig ist, kann sie auch schon für Vorschulkinder herangezogen werden.
Jule Reiter