Das kleine gelbe Haus

Schlagwörter

• Mut
• Natur
• Philosophie

Teaser

Auf der Suche nach dem optimalen Lebensraum, Wertschätzung und Anerkennung, beginnt für das kleine gelbe Haus eine aufregende Reise durch vielen verschiedene Erlebnisräume

Beurteilungstext

Die Geschichte erinnert mich ein wenig an „oh, wie schön ist Panama“ von Janosch. Nur ziehen hier nicht der kleine Bär und der kleine Tiger aus, sondern das gelbe Haus selbst. Erst war es glücklich mit sich, seinem Standort und seinen Bewohnern. Doch dann werden die Familienmitglieder, die in dem gelben Haus leben unzufrieden. Diese Stimmung überträgt sich auf das kleine gelbe Haus und es sucht sich einen anderen Standort: zunächst zieht es in den Wald, wo viele Tiere ins gelbe Haus einziehen. Da diese aber nicht saubermachen, wird es dem Haus recht schnell ungemütlich und es zieht weiter zum reinigenden See. Doch bereits nach kurzer Zeit quellen das Holz von Balken, Treppenstufen und Parkett so sehr auf, dass das kleine gelbe Haus wieder weiterziehen muss. Um in der Sonne zu trocknen, zieht es weiter in die Wüste. Die Hitze trocknete das Haus und Sandkörner kitzelten es. Doch auch hier wurde das Haus nicht glücklich und zog hoch in den Norden, in die Berge, um sich im Schnee abzukühlen. Eines Tages sieht das Haus sein Spiegelbild in einem Bergsee und stellt erstaunt fest, dass es seinen Putz und seine gelbe Farbe, ja sogar den Lack der Fensterläden verloren hat. Nun sucht sich das Haus einen neuen Platz in der Stadt, um dann eine wunderschöne Erfahrung zu machen.
Das kleine gelbe Haus nimmt uns mit auf eine Reise durch viele verschiedene Lebensräume. Egal ob Wald, See, Wüste oder Berge, immer wieder erkunden wir etwas Besonderes des jeweiligen Ortes: etwas Schönes, Angenehmes aber dann auch etwas Unerwartetes und Ungemütliches. Als Leser*in erfahren wir an jedem Ort, wie das kleine gelbe Haus sich gerade fühlt, was es erfreut und was es bedrückt, was es sich wünscht und wonach es sich sehnt. Wir erleben hautnah, was der Auslöser zum Weiterziehen ist und wann gerade der richtige Zeitpunkt gekommen ist.
Mit Kindern würde ich dieses Buch gerne spielerisch nacherzählen. Ein gebastelt und gelb gestrichenes Haus kann die unterschiedlichen Landschaften erkunden, die die Kinder gemeinsam auf einem Erzählteppich gestalten. In Gesprächen können die Kinder ihr Wissen zu den jeweiligen Lebensräumen kundtun. Außerdem kann man wunderbar über das eigene Zuhause philosophieren und über die Kompromisse, die man dort eingehen muss. Können die Kinder etwas verändern, um zufrieden und glücklich zu werden? Oder sind sie es vielleicht schon?
Jede Buchseite enthält wunderschöne, liebevolle Illustrationen. Einige Doppelseiten bestehen ausschließlich aus Illustrationen. Die in warmen Farben gehaltenen Bilder lohnen eine ausführliche Betrachtung. Sie spiegeln nicht nur die Gefühle des Hauses sehr deutlich wider, sondern führen uns sehr schnell an den jeweiligen Handlungsort versetzt.
Ausgewählte Textabschnitte werden mit einer Zeile in extra großer, farbiger Schrift eingeleitet. Dadurch wird der Lesefortschritt für Leseanfänger deutlich erkennbar. Der Text pro Seite ist nicht allzu umfangreich und besteht aus überwiegend sehr kurzen Sätzen, was für Leseanfänger bestens geeignet ist. Aber auch als Vorlesebuch für interessierte Kinder ist das Buch bestens geeignet. Hervorzuheben ist auf jeden Fall auch die feine Sprache mit vielen ausdrucksstarken Beschreibungen in erlesener Wortwahl wie bspw. „Es summte, sirrte, brüllte, huschelte, grunzte, flötete ohne Unterlass.“ Mit älteren Kindern (3. Und 4. Klasse) könnte man Wortlisten erstellen und die vielen hübschen Beschreibungen sammeln.