Das Karussell

Autor*in
Kordon, Klaus
ISBN
978-3-407-81114-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
456
Verlag
Gattung
Ort
Weinheim
Jahr
2012
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Leben von Lisa und Bertie, den beiden Hauptfiguren, wird zunächst unabhängig voneinander und parallel erzählt. Beide wurden vor dem 1. Weltkrieg geboren, erleben diesen Krieg als Kinder und bestehen ihre Jugendzeit zwischen den beiden Kriegen. Bertie, der Waisenjunge, sucht nach Liebe und Familie. Lisa hat Kraft und Mut und meistert ihr Leben in allen Situationen pragmatisch. Beide verlieben sich, doch das Glück wird durch den zweiten Weltkrieg zerstört.

Beurteilungstext

Der Autor versteht es außergewöhnlich geschickt, die beiden Schicksale von Lisa und Bertie in die historischen Ereignisse der Zeit einzubinden. Ebenso kann der Leser sehr gut nachvollziehen, warum sich die beiden Charaktere auf die ihnen eigene Weise entwickeln, wie sie das Produkt ihrer Umwelt und ihrer Erziehung werden. Lisa wächst in einer intakten und fortschrittlich gesinnten Familie auf, ihre Bildung, ihre Fantasie und ihr Selbstvertrauen werden gefördert. Bertie wuchs im Waisenhaus auf. Er hat keine Liebe erfahren. Alle Gedanken drehen sich um die Mutter, die ihn aber als Produkt ihrer Schande nicht liebt und ihm nie die Zuneigung gibt, auf die er hofft. Die Zeit des 1. Weltkrieges bemerkt Bertie vorrangig an den Essensrationen. Für Lisas Familie kommt der Umbruch, denn der Vater fällt im Krieg. Als ältestes Kind trägt sie nun nach der Mutter die Hauptlast in der Familie. Die Inflation der zwanziger Jahre frisst in wenigen Tagen das Kapital der Mutter aus dem Verkauf der Gaststätte in Zerbst. Der Traum von einer Kneipe in Berlin ist ausgeträumt. Doch Lisa träumt auch von der großen Liebe, doch sie heiratet schließlich Georg, der verlässlich und gutmütig ist. Gemeinsam mit ihm eröffnet sie schließlich eine Berliner Kneipe, bekommt zwei Kinder und betrachtet mit Sorge die politische Entwicklung in Deutschland, in der die Rechtsradikalen immer mächtiger werden. Währenddessen hat Bertie die Maurerlehre beendet, war wegen Prügelei im Gefängnis, hat sich mit seiner Halbschwester Greta angefreundet und mit seiner Mutter gebrochen. Er sucht nach dem Sinn seines Lebens, möchte einen festen Halt, eine Familie. Obwohl er nach außen einen rohen, groben Eindruck macht, ist er doch sehr verwundbar und tiefsinnig. Sein Karussell, ein aufziehbares, singendes Spielzeugkarussell, nach dem der Titel des Buches heißt, begleitet ihn bis kurz vor dem Krieg. Er hatte es als zehnjähriger Junge als Geschenk von Greta im Waisenhaus geschenkt bekommen. Es war für ihn der Inbegriff für Zuneigung, die ihm ein Mensch entgegengebracht hat. Bertie weiß gleich, als er Lisa sieht, dass er sich in sie verliebt hat, dass sie ihm den gesuchten Halt im Leben geben kann. Erst nach Georgs Tod tritt Bertie an Lisa heran. Sie kannten sich vorher nur von einem Zwischenfall, in dem Lisa beherzt eingegriffen hatte, um Bertie vor den Nazis zu retten. Lisa spürt, dass sie Bertie auf andere Weise liebt als Georg und beide verbringen eine kurze, glückliche Zeit miteinander, bis Bertie in den 2. Weltkrieg ziehen muss. Der Leser wird ganz intensiv in die Geschichte der beiden Hauptpersonen und in die politische Entwicklung in Deutschland hineingezogen. Gemeinsam mit Bertie durchlebt er die grausamen Kriegstaten der Soldaten, ihre Ängste und ihren Tod. Gemeinsam mit Lisa durchlebt er die Zeiten der Bombenangriffe, der Ängste der Frauen vor Vergewaltigung durch die Russen. Aber es zieht sich auch eine Hoffnung durch das Ende der Geschichte. Bertie und Lisa haben einen gemeinsamen Sohn. Er wird Chancen haben, nach dem Krieg ein besseres Leben zu führen und die Gedanken und Eigenschaften seiner Eltern weiterzuführen. Die Sprache des Buches ist gut verständlich und bildhaft. Das ermöglicht eine klare Vorstellung von den Hauptpersonen und ihren Lebenssituationen. Das Entwickeln der beiden Erzählstränge auf einander zu ist sehr gut gelungen. Die historischen Hintergründe sind sehr gut aufgegriffen und realistisch und stimmig eingebunden.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von IBR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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