Das ist nicht mein Hut

Schlagwörter

• Gefühle
• Spannung

Teaser

Ein kleiner Fisch schwimmt mit einem kleinen Hut auf dem Kopf durchs Meer und verkündet: ""Dieser Hut gehört mir nicht. Ich hab ihn einfach so gestohlen."" Er fühlt sich sicher und auch im Recht, denn dem großen Fisch sei der Hut ja viel zu klein, doch die folgenden Seiten erzählen auf originelle Weise davon, wie der rechtmäßige Besitzer des Hutes sein Eigentum zurückbekommt.

Beurteilungstext

""Ich hab ihn einem großen Fisch gestohlen. Er hat geschlafen, als ich es getan habe."" Wir sehen auf der doppelseitigen Illustration den großen Fisch, schlafend und ohne Hut. ""Und wahrscheinlich wacht er noch lange nicht auf"": Von hier an erzählen die Bilder eine andere Geschichte als der Text. Der Text gibt wieder, was der kleine Fisch denkt, womit er sich rechtfertigt und beruhigt, doch die Illustrationen zeigen, dass er keineswegs sorglos mit dem Hut davonschwimmen kann: Der große Fisch ist aufgewacht und folgt dem kleinen Fisch.

So geht es nun auf jeder Doppelseite weiter: Der kleine Fisch sagt, der große wisse nicht, wer ihm den Hut geklaut habe, und wenn doch, wisse er zumindest nicht, wohin der Dieb geschwommen sei. Und wenn doch, würde er ihn im Gewirr der Schlingpflanzen nicht finden…Doch die hierzu passende Abbildung zeigt, wie der sehr viel größere Fisch in das Schlingpflanzengewirr hineinschwimmt, und das sieht tatsächlich auch ein bisschen bedrohlich aus. Aber dann zeigt die letzte Doppelseite, wie der große Fisch zufrieden mit seinem winzigen Hut auf dem Kopf schläft - er hat ihn dem kleinen wohl einfach wieder weggenommen, nichts Bedrohliches ist geschehen.

Die in Braun- und dunklen Grüntönen gehaltenen Illustrationen entführen die Betrachter in eine geheimnisvolle Unterwasserwelt. Text und Illustration sind einfach gehalten und trotzdem, durch ihr Zusammenspiel im Widerspruch, aussagekräftig und stimmungsvoll. Die Formen sind einfach und flächig, aber durch die Farbgebung strukturiert: Wie meliert sind die Fische, die Unterwasserpflanzen und auch der Krebs, der dem großen Fisch den Weg zum kleinen weist, auf eine schwarze Fläche gesetzt. Nur die Augen des großen Fisches zeigen, dass er etwas vom Hutdiebstahl bemerkt hat - die Pupillen rollen nach oben - und dass er gemerkt hat, wer ihm den Hut gestohlen hat - die Augen verengen sich zu Seeschlitzen. ""Ich habe gewusst, dass ich es schaffe"", sagt der kleine Fisch, als er ins Schlingpflanzengestrüpp schwimmt - doch im Bild sehen wir den Kopf des großen Fisches angeschnitten und mit schmalen Augen - er kommt geradewegs hinterher. Der Text bringt Unbekümmertheit zum Ausdruck, das Bild Bedrohlichkeit, die aber durch die erwähnte Unbekümmertheit ein Stück weit abgemildert wird.

Die einfachen, kurzen und sehr wenigen Sätze sind in sehr großer Schrift gedruckt, so dass das Buch wunderbar für Leseanfänger zu lesen ist - aber ebenso lässt es sich vorlesen und zum Betrachten zeigen. Wichtig ist, den Kindern und sich Zeit zu geben, um die Widersprüche zwischen Text und Bild zu benennen und zu besprechen.

Jon Klassen lebt in Los Angeles. Er ist Illustrator, Designer und Konzeptkünstler. Das ist nicht mein Hut ist sein zweites selbst getextetes Bilderbuch. Für sein erstes Bilderbuch, Wo ist mein Hut, 2012 bei Nord-Süd erschienen, wurde er unter anderem mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis, Sparte Bilderbuch, ausgezeichnet.