Das Inselexperiment

Autor*in
Aleksander, Melli
ISBN
978-3-499-21509-4
Übersetzer*in
Haefs, Gabriele
Ori. Sprache
Norwegisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
704
Verlag
Rowohlt
Gattung
Ort
Reinbek
Jahr
2010
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der norwegische Fernsehsender TV7 lädt den 12-jährigen Nachrichtennerd Max Berg und dessen besten Freund Egil Tvedt zu einer Reality-Show auf die Insel Fernholmen ein. Dort sollen insgesamt 20 charismatische und coole Kinder mit gutem Allgemeinwissen über Politik und Gesellschaft eine Kinderregierung bilden, um direkte Demokratie auszuüben - überwacht von etwa 1.000 Kameras. Max Berg freut sich auf ein Insel-Abenteuer, doch heraus kommt ein Reality-Albtraum, der Max noch lange beschäftigen wird.

Beurteilungstext

Max Berg ist ein ganz normaler Junge, der es liebt Zeitungen und Zeitschriften zu lesen, wann immer es ihm die Zeit erlaubt. Er ist politisch interessiert und lässt sich dazu hinreißen, an einer Reality-Show teilzunehmen, in der 20 Kinder Antworten auf politisch brisante Fragen unserer Zeit finden sollen. Der weit gereiste und in Norwegen lebende Autor Aleksander Melli möchte mit seinem Jugendroman "Das Inselexperiment" junge Menschen für ein politisches Engagement begeistern, gleichzeitig übt er Gesellschaftskritik und bringt den Konflikt zwischen Individualismus und gesellschaftlicher Verantwortung zur Sprache. Seine Anliegen verpackt er in das Genre Reality.

Die Idee einer weiteren Robinsonade ist möglicherweise nicht sehr originell; die unrealistischen Übertreibungen, die überraschenden Wendungen und die überzogenen Darstellungen lebenswirklicher Themen sind jedoch einfallsreich. Die Reality-Show entwickelt eine in sich logische Dynamik, die aus der Diskussion um die weltpolitischen Themen ein psychologisches Machtspiel werden lässt. Leser ab 12 Jahren haben ausreichend Gelegenheit, sich mit dem Loyalitätskonflikt zwischen Max und Egil zu beschäftigen, über Umweltschutz nachzudenken oder sich Gedanken über Mobbing zu machen.

Immer wieder berichtet der auktoriale Erzähler von dem Gefühl, das den Protagonisten Max das ganze Buch hindurch begleitet, dieses Gefühl "Was-um-alles-in-der-Welt-mach-ich-eigentlich-hier", das eine Identifizierung des Lesers mit dem Protagonisten möglich macht. Ein zweiter Erzähler ergreift des Öfteren das Wort und ergänzt das vom auktorialen Erzähler Gesagte, indem er für den Leser durch die ein oder andere Kamera blickt, das Gesehene bewertet, aus der Echtzeit Realityzeit macht, und bei Gesprächen oftmals Regieanweisungen gibt, als wären die Kinder Darsteller eines Theaterstücks. Das macht die Reality-Show noch plastischer.

Das Buch beginnt und endet mit Max Bergs Leben zu Hause. Die innere Rahmenhandlung beschäftigt sich mit Bob Hoop, Regisseur und künstlerisch Verantwortlicher des neu definierten Realitygenres. Eine weitere innere Rahmenhandlung mit Dastellungen aus Max Bergs Leben unmittelbar vor und nach der Zeit auf der Insel umschließt das Insel-Experiment selbst, das den Großteil des Buches ausmacht. Sicherlich wäre es für eine Orientierung hilfreich gewesen, hätte der Autor die 20 ungleichen und unterschiedlich langen Kapitel des 704 Seiten umfassenden Jugendromans in einem Inhaltsverzeichnis aufgeführt.

Satzbau und Sprache sind äußerst abwechslungsreich gestaltet. Zahlreiche Dialoge, lateinische Redewendungen, Neologismen, Phantasiewörter, die genialen Wortgefechte, das Spiel mit der Farbe Grün, ja sogar der ein oder andere Rap lassen beim Lesen keine Langeweile aufkommen und machen so die Reality-Show anschaulich.

Wegen der Länge des Jugendromans eignet sich "Das Insel-Experiment" eher für die Schulbibliothek als für den Unterricht.

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Diese Rezension wurde verfasst von mz.
Veröffentlicht am 01.01.2010