Das Hausbuch der Weihnachtszeit

Autor*in
Berner, Rotraud Susanne
ISBN
978-3-8369-5174-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
152
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Ort
Hildesheim
Jahr
2007
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
22,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein (sogenanntes) Haus- und Handbuch für die stade (stille) Zeit. Geschichten, Märchen, Novellen, Verse, Lieder, Gedichte die sehr unterschiedlich auf Herbst- und Winterabende, den ersten Schnee und Weihnachten sowie die kalten Wochen danach vorbereiten sollen.

Beurteilungstext

Rotraud Susanne Berner ist weit über den deutschen Sprachraum hinaus eine der bekanntesten zeitgenössischen Illustratorinnen und Buchgestalterinnen insbesondere von Kinder- und Jugendbüchern. 2006 erhielt sie den Deutschen Jugendliteraturpreis für ihr Gesamtwerk.

In dem 2001 erstmals und 2007 neu aufgelegten Hausbuch der Weihnachtszeit hat sie annähernd 150 Geschichten, Lieder und Gedichte und eben so viele farbige Zeichnungen und Bilder zusammengetragen und gestaltet. Aufgeteilt in vier Kapitel: (1) Schnibel, Schnabel, Schnebel, kommt der Herbst mit Nebel, (2) A,A,A, der Winter, der ist da, (3) Morgen Kinder wird's was geben und (4) Der Winter ist ein rechter Mann soll die Sammlung die ganze Familie vom Herbst, über die Advents- und Weihnachtszeit bis hin zum Fasching begleiten.
Wenn man in diesem 22x27 cm großen und 152 Seiten dicken Buch blättert, stößt man als Erwachsener sicher gerne auf bekannte Texte, die einem vertraut erscheinen und an die eigene Kindheit erinnern. Die detailverliebten, überwiegend sehr humorvollen kleinen und großen Illustrationen lassen auch Kleinkinder, denen man in diesen Wintermonaten vielleicht besonders gerne vorliest, unzählige Dinge entdecken und liefern so eine heimelige Atmosphäre und Schneegestöber direkt ins Wohnzimmer.
Das Cover zeigt im Hintergrund einen geschmückten Tannenbaum und davor sitzen im Kreis alle Tiere des Waldes um eine Kerze und hören einem vorlesenden Schulkind zu, das neben seinem Hund auf einem Schlitten sitzt.

“Das ist es”, könnten viele Eltern sagen, die sich ausschließlich nach diesem ersten Gesamteindruck dazu entschließen, das Buch für sich und ihre Kinder zu kaufen. Und dann kann es passieren, dass gerade die übergroße Vielfalt dieses sogenannten Hausbuches, die unterschiedlichen Text-Niveaus von kinderleicht bis extrem anspruchsvoll, der ständige Wechsel von Textgestaltungsformen: einfache Geschichten, Märchen, lustige, kritische, magisch-mystische Gedichte und Geschichten sowie genauso unterschiedliche Lieder dazu führen, dass es eben nicht seine eigentliche Bestimmung findet.

Denn nur lesegeübte, viellesende Eltern und Erzieher, die ihren Kindern gerne etwas vorlesen, können - nach genauer Durchsicht aller Texte - wirklich entscheiden, welches Angebot für welches Alter in Frage kommt. Die Palette der Autoren, u.a. Hans Carl Artmann, Bertold Brecht, Dino Buzatti, Eichendorff, Heinz Erhard, Robert Gernhardt, Goethe, Heine, Jandl, Edgar Allen Poe, Rilke, Wolfdietrich Schnurre, Jürg Schubiger, Theodor Storm usw. unterstreicht vielleicht diese Aussage.
Als reines Bilderbuch ist dieser Sammelband eher ungeeignet. Und Kinder und Jugendliche kaufen sich aus eigenem Antrieb kaum sogenannte Hausbücher, sie kommen als Zielgruppe also eher nicht in Frage. Wer mit Kindern musizieren und singen möchte oder nach einem geeigneten Märchenbuch oder einer Gedichtauswahl sucht, wählt besser ein entsprechendes Schwerpunkt- bzw. Fachbuch.

Der Schreiber dieser Buchbesprechung (62 Jahre alt) hat als Kind übrigens gerne in einem illustrierten Liederbuch seiner Mutter aus dem Jahr 1911 (Sang und Klang für's Kinderherz mit Bildern von Paul Hey) geblättert. Die erste Zeile eines seiner Lieblingslieder aus diesem Buch: Der Winter ist ein rechter Mann (Text: Mathias Claudius) ist auch im Hausbuch abgedruckt und ist hier gleichzeitig die im zweiten Absatz zitierte Überschrift zum (4) Kapitel.
Die kleine Zeichnung von Rotraud Susanne Berner (ein Elternpaar mit ihrem Kind in Winterkleidung im Schnee) bezieht sich auf die fünfte Strophe in diesem Lied vom Winter: "...da ist er denn bald dort, bald hier, gut Regiment zu führen, und wenn er durchzieht, stehen wir und sehn ihn an und frieren..."
Die ganzseitige Illustration zum gleichen Lied von Paul Hey im Lieder-Bilder-Buch von 1911 zeigt den Winter, wie er in der ersten und dritten Strophe beschrieben wird: "Der Winter ist ein rechter Mann, kernfest und auf die Dauer; sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an und scheut nicht süß noch sauer...wenn Stein und Bein von Frost zerbricht und Teich und Seen krachen; das klingt ihm gut, das hasst er nicht, dann will er tot sich lachen"....Diese Zeilen, ebenso wie die weiteren Strophen habe ich seit meiner Kindheit nie vergessen; erst recht nicht das Bild vom lachenden Winter, der auf einem Felsen liegt und zuschaut, wie alles erstarrt.

Im Hausbuch der Weihnachtszeit wird dieses Lied ebenso wie die dazugehörende kleine Abbildung aufgrund der gut gemeinten, aber zu großen Auswahl an Liedern, Gedichten, Geschichten und Märchen eher übersehen. Ein Grund, sich genau zu überlegen, ob dieses so augengefällige Buch das richtige ist. Wer sich gut mit Hausbüchern auskennt und sehr genau weiß, was er will und was nicht, kann beim positiven Kaufentscheid keinen Fehler machen, andere schon.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von nb.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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