Das Haus in den Bäumen

Schlagwörter

• Familie
• Natur

Teaser

Ein Haus auf der Wiese - rundherum Wald. Der Vater pflegt den Rasen, so dass der Wald nicht näher kommen kann. Doch als die Familie das Haus verlässt, holt sich die Natur, was ihr gehört.

Beurteilungstext

Es ist eine Geschichte langsamen Verfalls, die doch einen tröstlichen Ausblick wagt. Anfangs steht das Haus auf dem Rasen, rechts und links Wald, die Kinder spielen im Wald, doch der wird vom Vater akribisch auf Distanz gehalten. Der Rasen wird gepflegt, Setzlinge der Bäume ausgerissen. So vergehen die Jahre. Doch als die Kinder aus dem Haus sind und auch der Vater in die Stadt zieht, erobert sich der Wald ganz langsam die Wiese zurück. Und er umschließt das Haus, das er so erst vorm Einstürzen bewahrt und dann ganz langsam in die Höhe hebt. So kann man heute das Haus in den Bäumen bewundern - wenn man es denn findet.
Diese melancholische Geschichte bleibt aufs Wesentliche reduziert. Nichts erfahren wir über den Vater und die zwei Kinder, sie scheinen auf ihre sichtbaren Aktivitäten beschränkt: Die Kinder spielen im Wald und der Vater pflegt den Rasen. Dadurch verdichtet sich die Handlung auf den Kampf von Mensch gegen Natur, indem die Natur den längeren Atem behält. Doch sie vernichtet nicht die Spuren des Menschen, sondern sie veredelt sie zu einem fantastischen Gebilde - ein Haus in den Bäumen.
Die kargen Worte Ted Koosers finden ihr Pendant in den starren Drucken Jon Klassens. Flächenhaft inszeniert er eine unglaubliche Leere in seinen Bildern, die kein Leben zuzulassen scheint. Schwache Farben und exakte Linien durchziehen die Bilder, erst der Wald bringt Implusivität ins Spiel. Faszinierende Perspektiven (Frosch- und Vogelperspektive) bieten ungewöhnliche Blickwinkel auf das Geschehen. So wirkt diese Geschichte gerade auch wegen der Bilder so sehr nach, und sie berührt wegen der Tiefe des Nicht-ausgesprochenen. Das Buch ist nachdrücklich zu empfehlen.