Das große Bilderbuch der ganzen Welt

Autor*in
Könnecke, Ole
ISBN
978-3-446-24299-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Könnecke, Ole
Seitenanzahl
20
Verlag
Hanser
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
München
Jahr
2014
Lesealter
0-3 Jahre4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Was ist die Welt? Woraus besteht sie? Wie ist ihre Vielfalt? Einen kleinen Streifzug bietet Ole Könnecke in seinem neuen Bilderbuch mit dem ganz unbescheidenen Titel.

Beurteilungstext

Die ganze Welt abzubilden, ist eine Faszination, die im Bilderbuch seit jeher Tradition hat; vielleicht sogar den Gründungsmythos dieser Gattung ausmacht. 1653 veröffentlichte Johann Amos Comenius seinen ""Orbis sensualium pictus"" (Die sichtbare Welt), ein Lehrbuch der Welt, mit ebenso universalistischem Bildungsanspruch versehen, wie der Titel bereits andeutet. Immer wieder wird es in Genealogien des Bilderbuchs als erstes echtes Bilderbuch genannt und somit begründet es den bis heute wirkmächtigen pädagogischen Gestus dieser Gattung der Kinder- und Jugendliteratur. Gerade in den letzten Jahren sind nun wieder Versuche zu vermelden, die im Bilderbuch ähnliche Ideen eines weiten Blickes auf alles propagieren. Diese Versuche spielen gerade mit der Vermessenheit des umfassenden Anspruchs, indem sie ein Spannungsfeld von phänomenologischen und kursorischen Angeboten unterbreiten; meist mit nur latenter Kohärenz versehen und eher elementarisiert sich darauf verlassend, dass ein Leser und Betrachter in der Suche nach Eigenem und Fremdem eigene Deutungen des Gesehenen entwickelt. Und eben diese Tendenzen zeigt Ole Könnecke in seinem nun vorliegenden Versuch, die ganze Welt ins Bilderbuch zu bannen.
Der kommt auf den ersten Blick sehr schlicht daher. Das Buch ist als Pappbilderbuch materiell klar als Buch für die Kleinsten markiert. Großformatig im DIN-A3-Hochformat zeigt es Tiere und Landschaften. Jede Doppelseite ist einer klimatischen Landschaftsform gewidmet, wobei immer Übergänge zwischen den Zonen auf der Doppelseite angedeutet werden. Im unteren Teil der Seiten sind charakteristische Landschaften gezeichnet: Meer, dann ein Eisstrand, der in eine vergilbt grasbewachsene Taiga übergeht, Berge im Hintergrund. Oder einige Seiten weiter ein Urwald, dann ein Fluss und Berge mit einem chinesischen Tempel, Reisfelder und ein Staudamm. Der gebildete Beobachter erkennt hier mehr als zufällige Landschaftsformationen; hier wird ein Streifzug übe die Erde deutlich, der seine Spuren von Nord nach Süd und West nach Ost erkennbar werden lässt. Auf den oberen Seitenhälften sind Tiere abgebildet und benannt, die charakteristisch in diesen Regionen vorkommen. Im unteren Teil hingegen sind auch menschliche und kulturelle Artefakte zu finden: Ein Floß, ein Staudamm, die Megastadt, der Maler. Menschen werden nicht abgebildet. Die Auswahl scheint beliebig, und dennoch stringent. Lediglich benennend werden Elemente zueinander gefügt, die erst narrativ verbunden werden können. Und dennoch erweckt die Lektüre den Eindruck eines Streifzugs durch die Welt. Die Leichtfüssigkeit dieser Lektüre erreicht Könnecke durch die charakteristischen comicartigen Figuren und Formen, die formal stereotypisiert, fein aber klar konturiert und digital koloriert eine übersichtliche Szenerie entwerfen. Auf der letzten Seite bietet eine Weltkarte die Möglichkeit, die Ausschnitte noch einmal zu lokalisieren und die Reise des Betrachters noch einmal nachzuvollziehen bzw. topografisch zu kontextualisieren. Die ganze Welt also.
Ole Könneckes Bilderbuch fasziniert. Es ist wieder einmal ein eindrücklicher Beleg für die Kraft des Bilderbuchs. Nachdrücklich zu empfehlen.

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Diese Rezension wurde verfasst von mr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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