Das goldene Ei

Autor*in
Leon, Donna
ISBN
978-3-257-06891-7
Übersetzer*in
Schmitz, Werner
Ori. Sprache
amerikanisches Engli
Illustrator*in
Seitenanzahl
312
Verlag
Diogenes
Gattung
Krimi
Ort
Zürich
Jahr
2014
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
22,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Brunetti hat eigentlich gar keinen Fall, ihn interessiert aber der verstorbene Behinderte, den er aus seiner Reinigung kennt. Er stößt auf massive Unkenntnis, kein Mensch weiß Näheres, es existieren weder Papiere noch weiß irgendein Amt von dem etwa 40-Jährigen. Nur Brunettis Hartnäckigkeit und die seiner Kollegen führt schließlich ans Ziel: eine unmenschliche Härte der Mutter und das konsequente Schweigen aller Tangierten ermöglichte die Vernichtung eines Menschenlebens.

Beurteilungstext

Donna Leon geht in diesem Venezia-Krimi behutsam vor: Kein Mord, kein spektakulärer Fall erwartet den Leser, sondern ein unspektakulärer Selbstmord eines Minderbemittelten. Der Leser muss die gleiche Geduld wie die Autorin aufbringen, darf keinen Thriller erwarten, aber er wird belohnt durch die Hartnäckigkeit des venezianischen Commissarios und seines bewährten Teams, die nach und nach eine Schale nach der anderen ablösen, die diesen Fall einer unmenschlichen Behandlung freilegen. Dass am Ende doch noch ein Mord zutage tritt, ist dann fast schon nebensächlich. Viel wichtiger wird der Fall eines Kasper Hauser in der Neuzeit. Zu Hausers Zeiten war es leicht möglich, einen Menschen lebendig zu begraben, heute in unserer vernetzten Welt, die Verschwiegenheit geradezu unmöglich macht, einen Menschen an allen Institutionen vorbei zu führen, scheint völlig unmöglich. Donna Leon aber führt uns vor, wie anachronistische Bigotterie und nachbarliches Schweigen durchaus noch ermöglichen können, dass ein lebendes Wesen an allen Versuchen der Dokumentation vorbei geführt wird. Mag sein, dass das italienische Verwaltungssystem das eher ermöglicht als das deutsche, vorstellbar aber wird es auch für unsere Gesellschaft. Noch eindringlicher ist aber der konkrete Fall des modernen Kaspar Hauser: Was passiert eigentlich mit einem Menschen, der von den Menschen fern gehalten wird? Die Antwort ist gruselig.
Die unspektakulär beschriebene Handlung ist nicht Jedermanns Fall, da muss man schon gerne lesen und mitdenken. Dann aber ist dieser 22. Fall Brunettis auch schon für 16-Jährige zu empfehlen. Cjh14.06

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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