Das Gespenst des Karl Marx

Autor*in
ISBN
978-3-03734-432-3
Übersetzer*in
Jatho, Heinz
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Mary, Donatien
Seitenanzahl
64
Verlag
diaphanes
Gattung
Ort
Zürich, Berlin
Jahr
2014
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Mit ""Ein Gespenst geht um in Europa"" beginnt das ""Kommunistische Manifest"" von 1848. Auch wenn sich der Sozialismus oder gar der Kommunismus in der Wirklichkeit bis heute nicht durchsetzte, so überzeugen doch die Thesen immer noch - besonders, wenn sie - wie hier - so verständlich beschrieben und sehr eindrucksvoll illustriert sind. Das verstehen nicht nur Erwachsene, das betrifft auch Kinder ab 8 Jahren.

Beurteilungstext

Es ist das Tuch, mit dem ein von Soldaten erschossener schlesischer Weber bedeckt wurde, das nun ""Das Gespenst des Karl Marx"" bildet, vor dem sich nicht nur der Mann mit den Namen ""Das Kapital"" fürchtet. Im ersten Teil des Buches legt Ronan de Calan dar, was der Markt mit den Menschen macht, die sich natürlich nicht dagegen wehren können, denn der Markt ist kein Mensch, kein Wesen, niemand, den man festhalten und verantwortlich machen kann. Den Bauern sagt er, dass ihr Korn zu teuer sei, dass es woanders preiswerter hergestellt wird. Den Hausbesitzern mutet er einen geringen Verkaufspreis zu, weil woanders die Häuser viel preiswerter sind. Das Tuch der Weber - man ahnt es schon - wird in Fabriken ... Die Folge von all dem ist, dass die Menschen verarmen und nichts mehr besitzen, als ihre Arbeitskraft.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit dem Wert, von Waren und von Arbeitskraft, und fokussiert in die Probleme: Besitz von Produktionsmittel und Privatbesitz überhaupt.

Der Text ist außergewöhnlich, weil er vereinfacht, ohne zu simplifizieren, ihn verständlich macht, ohne die Komplexität zu verneinen. Die Bilder stehen dem Text nicht nach. Die Figuren setzen sich zusammen aus (ganz) vielen offensichtlich extra für die Einzelheiten hergestellten Druckmodeln. Das Material könnte gut die Kartoffel sein und würde gut zum Thema passen. Nehmen wir ein Beispiel: Die menschliche Figur setzt sich zusammen aus dem schwarzen Rechteck für den Zylinder, die Krempe, die Koteletten, den Bart, den Oberkörper sowie der roten Hutkrempe und dem blass-roten Gesicht, eventuell der erhobenen Hand mit den spillerigen Fingern. Soldaten marschieren im Gleichschritt mit weißen Hosen, die dem Auge nur durch Ergänzungen erscheinen. Sie legen zigfach ihre schwarzen Gewehre an auf die wütenden Arbeiter in ihren blassblauen Anzügen aus Ärmel, Mütze, Kragen und Oberkörper und ihren roten Gesichtern mit den weit geöffneten Mündern für die Schreie und den roten, geballten Fäusten.
Wer jetzt ""Klassenkampf"" vermutet, liegt sicher nicht ganz falsch, aber es ist nicht mehr der Kampf von 1848, als Karl Marx zusammen mit Friedrich Engels diesen Aufsatz schrieben, es sind nicht mehr die Klassen von damals. Es gibt (bei uns) nicht mehr die Massen, die nichts mehr zu verlieren haben, weil sie verelendet sind, und es gibt auch nicht (mehr) die ""zündenden Ideen"", die ein Potenzial entfachen könnten. Aber so einfach ist die Situation selbst in dem entwickelten Europa auch nicht, geschweige denn in vielen Gegenden der Welt. Die Ausbeutung durch ""die Regeln des Marktes"" sind weltweit harte Realität.

Sehr zu empfehlen für erwachsene Menschen, die politisch denken und auch ihren Kindern das komplizierte Konstrukt erklären wollen. Für die Kinder selbst aber auch.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.07.2015