Das Geheimnis des Feuers

Autor*in
Mankell, Henning
ISBN
978-3-423-71708-3
Übersetzer*in
Kutsch, Angelika
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
187
Verlag
dtv
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2016
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Nach einer langen und beschwerlichen Flucht vor den „Banditen“ im vom Bürgerkrieg geplagten Mosambik, gelangen die 12jährige Sofia mit ihrer Mutter und den Geschwistern in ein Dorf, wo sie bleiben und sich ein neues Leben aufbauen können.
Aber als die Kinder eines Tages im Spiel den sicheren Pfad verlassen, geschieht das Furchtbare: Eine Mine tötet ihre Schwester Maria und reißt ihr beide Beine ab.

Beurteilungstext

Diese Geschichte um das unglaublich starke Mädchen Sofia hat Henning Mankell bereits 1995 im schwedischen Original – 1997 in der deutschen Übersetzung – veröffentlicht. Er erhielt dafür den Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis. Jetzt – 20 Jahre später – hat dieser Roman nichts an seiner Eindringlichkeit und Aktualität verloren: Immer noch und immer wieder sind zahllose Menschen weltweit auf der Flucht vor Krieg und Bürgerkrieg, vor Armut und Verfolgung und immer noch werden vor allem auf den Feldern arbeitende Frauen und Kinder Opfer von Landminen. Das was Sofias Familie passiert ist – der Überfall auf das Dorf, die Ermordung der meisten Einwohner – unter ihnen auch Sofias Vater -, die Flucht ins Ungewisse mit nichts als den Kleidern am Leib und zwei, drei Habseligkeiten (beispielsweise der Topf zum Kochen, die Hacke zum Bearbeiten des Feldes) und die furchtbaren Folgen der Minenexplosion für das Kind mit der Amputation beider Beine – ist immer noch Alltag in vielen von Bürgerkriegen zerrissenen Staaten des afrikanischen Kontinents.
Mankells beschreibt in einer nüchternen, sachlichen Erzählweise, meist kurzen Sätzen, vielen Ellipsen, und inneren Monologen Sofias Gedankenwelt, ihre Ängste, ihre Zweifel, ihre Schuldgefühle. Ihre größte Angst ist die Angst vor der Einsamkeit – dies hatte die alte Muazena (die für große Weisheit steht) in Sofias früherem Leben gesagt. „Das größte Grauen für einen Menschen ist es, der letzte Mensch auf der Erde zu sein.“ (S. 19) Sie war es auch, die den Mädchen erzählt hatte, dass in den Flammen des Feuers die Geheimnisse der Vergangenheit und der Zukunft verborgen sind. Sofia denkt oft an sie, besonders in den schrecklichen Stunden, als ihre Schwester Maria, im Bett neben ihr liegend stirbt und als sie erkennen muss, dass sie ihre beiden Beine verloren hat. Das Gefühl der Verzweiflung und der Verlassenheit wird in diesen Momenten fast übermächtig – aber glücklicherweise sind es immer wieder Menschen, die ihr Mut machen und sie in ihrem Genesungsprozess unterstützen – zum Beispiel Dr. Raul im Krankenhaus oder Hortensia, die neben ihr auf ein neues Bein wartet oder Maestro Emilio, der ihr die neuen künstlichen Beine macht.
Mankell, der selbst lange Jahre als künstlerischer Leiter des Theaters in Maputo (Mosambik) tätig war, schreibt in seinem Vorwort, das sich direkt an die jugendlichen LeserInnen richtet (…bevor du dieses Buch liest…), dass das Buch von einem unbezwinglichen Menschen, dem Mädchen Sofia handelt. Einem Mädchen, das nicht aufgibt, und das durch unglaubliche Schrecken und Tiefen durchgegangen ist.
Mankells Tod 2015 ist möglicherweise der Grund für eine Neuauflage der drei „Feuer“-Bände um Sofia und so diesen besonderen Text heutigen Kindern und Jugendlichen in einer Taschenbuchausgabe zugänglich zu machen.
Unbedingt empfehlenswert.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von SRAn; Landesstelle: Hessen.
Veröffentlicht am 12.08.2017

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