Das Geheimnis der roten Maschine

Autor*in
Grosse-Oetringhaus, Martin
ISBN
978-3-924493-43-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
185
Verlag
terre des hommes
Gattung
Krimi
Ort
Osnabrück
Jahr
2003
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
0,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der 14-jährige Stefan besucht die Niederlassung der Fabrik seines Vaters in Tansania und stellt dort fest, dass sein Vater diese Filiale zur Geldwäsche im kleineren Rahmen nutzt. Er geht zusammen mit einem afrikanischen Jungen der Sache auf den Grund, versucht sowohl den Geschäftsführer als auch den Vater davon zu überzeugen, dass das nicht recht ist, erreicht aber nichts. Wieder zu Hause, holt er zum großen Schlag gegen die Schwarzgeschäfte aus.

Beurteilungstext

Gleich vorweg: Dieser kleine Krimi um Geldwäsche der kleineren Art zähle ich zu den gut-gemeinten Büchern. Hier wird das Richtige erzählt, eine Romanhandlung erfunden, die das Ganze einigermaßen plausibel erscheinen lässt und dennoch ist an jedem Handlungsteil abzulesen, mit welcher Gewalt nun gerade diese Erklärung, diese Handlung, dieser Dialog geschrieben wurde. Die Sprache ist einfach, aber gerade die Parataxe erfordert eine Sprachkraft, die es vermag, trotz einfacher Sätze Sprache und Handlung fließen, eingängig und leicht erscheinen zu lassen. Das ist dem Autor nicht gegeben. So leidet die ganze Aufklärung des Lesers darunter, recht schwerfällig und gezwungen daher zu kommen.
Der Plot ist schon bemüht: der 14-jährige Sohn des Fabrikanten, dessen Filiale in Dar-es-Salaam Plastikeimer herstellt, fliegt mit dem Vater nach Tansania, dann lässt der ihn aber für die Sommerferien allein bei dem allein lebenden Geschäftsführer (weil er selbst wieder zurück muss), der eigentlich nichts mit Kindern zu tun haben will. Ist das realistisch? Die “neue” Maschine im Betrieb, die nichts taugt, erkennt der Junge gleich als ausgemusterten Schrott des väterlichen Betriebs. Hm.
Er schließt Freundschaft mit einem afrikanischen Geschwisterpärchen. Die drei sind sofort miteinander vertraut wie drei Gleichaltrige aus Castrop-Rauxel. Dass der junge Tansanianer durchaus weiß, dass er es mit dem Fabrikantensohn aus Deutschland zu tun hat, er aber gerade seinen Job, mit dem er die Familie unterstützen muss, verloren hat, stellt keinerlei Hemmschuh dar. Hm.
Es ist für Stefan ein leichtes, seinen Vater dazu zu bewegen, den Jungen wieder einzustellen, nicht aber den Vater davon zu überzeugen, dass er unrecht gehandelt hat. Das klingt plausibel.
Dann aber wird eine richtige naive Jungen-Lösung des Problems geboten: Stefan kratzt einfach die Farbe vom Schild der nächsten Maschine, die nach Tansania geschickt wird, damit die Zollbeamten am Herstellungsdatum erkennen, dass die Maschine schon etliche Jahre auf dem Buckel hat. Keinerlei Überlegung folgt, ob die Beamten das überhaupt sehen, sehen wollen, nicht mit einem Handgeld zufrieden sind. Solche Blauäugigkeit ist zwar einem 14-Jährigen nachzusehen, nicht aber einem Autor, der über Wirtschaftskriminalität aufklären will. Da geht es doch einerseits um ganz andere Dimensionen und zum anderen ist mit etwas mehr oder weniger Farbe keine Wirtschaftspolitik zu betreiben, keine Revolution in Gang zu setzen und kein Geschäftsmann von der Kriminalität seiner Handlung zu überzeugen.
Dennoch hat dieses Büchlein etwas für sich. Gerade der einfache Deal des Fabrikanten ist leicht verständlich und steht wirklich exemplarisch für derlei Handlungen, die einen vergleichbar viel größeren Schaden anrichten als hier beschrieben wird. Kriminell kann man das noch nicht einmal unbedingt nennen, dazu ist der erwirtschaftete Profit viel zu gering. Dennoch bleibt das Muster allgemein gültig: Eine Firma transportiert überteuerte Waren in die 3. Welt und die überhöhten Kosten werden vom im Drittland erzeugten Gewinn abgezogen, um keine Steuern zahlen zu müssen.
Also trotz aller Kritik liegt hier ein leicht fassbares Exempel vor, dass es auch Wert ist, in der Schule behandelt zu werden.

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010