Dann mach ich eben Schluss

Autor*in
Feher, Christine
ISBN
978-3-570-16115-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
411
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2013
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Maximilian ist 18 und hat soeben sein Abitur bestanden, als er mit dem Auto gegen einen Baum rast. Er ist sofort tot, seine Schwester, seine Freundin und sein bester Freund überleben. War es Selbstmord? Wenn ja, warum? Diese Frage stellen sich die Menschen seines nächsten Umfelds und kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Beurteilungstext

Christine Féher lässt in diesem Roman eine ganze Reihe von Personen zu Wort kommen, die Maximilian nahestanden: seine Schwester, zwei seiner Lehrer, die Eltern, seinen besten Freund Paul und seine Freundin Annika sowie seine heimliche Liebe Delia. Auch Maximilian selbst ist ein sehr langes Kapitel gewidmet.

Auf diese Weise wird sein kurzes Leben aus den verschiedensten Blickwinkeln beleuchtet, und man erfährt sehr viel über ihn: wie stark er unter Druck stand, um die Anforderungen seines leistungsbesessenen Vaters zu erfüllen, wie viel lieber er sich dem Zeichnen und Malen gewidmet hätte, dass er Annika eigentlich nicht liebte, sich aber zu Delia nicht bekennen konnte, wie unterlegen er sich seinem Freund Paul stets fühlte und dass auch seine Schwester in den entscheidenden Momenten nicht für ihn da war.

Das ist ein interessantes Konzept, zumal die einzelnen Kapitel recht unterschiedlich gestaltet sind: mal in Tagebuchform, mal in personaler Erzählform, mal in Form eines Chats zwischen Paul und Annika. Der Leser wird auf diese Weise nicht nur näher an Maximilian herangeführt, sondern auch an sein Umfeld, und jeder verarbeitet die Trauer und den Verlust auf unterschiedliche Weise.

In ihrer Verschiedenheit haben die Figuren allerdings eines gemeinsam: Sie scheinen durch Maximilians unerwarteten Tod eine Art Läuterung zu erleben. Am stärksten trifft dies auf seinen Vater zu. Die Dialoge der Eltern klingen wie aus einem Handbuch für Kommunikation im Ehealltag, sie sind viel zu steif und geradezu erschreckend vernünftig. Ausgerechnet Matthias Rothe, zu Max' Lebzeiten ein gnadenlos fordernder Tyrann, zeigt sich plötzlich einsichtig. Er reagiert verständnisvoll und voller Reue auf die Vorwürfe seiner Frau. Das ist psychologisch einfach nicht schlüssig.

In abgeschwächter Form gilt diese Kritik auch für die anderen Beteiligten. Der Chat zwischen Paul und Annika - in vollständigen Sätzen einschließlich Grußformeln sowie stets nach den Regeln der Rechtschreibung - ist ebenfalls ziemlich hölzern und moraldurchtränkt, und die heimliche Freundin Delia stellt in ihren Tagebuchnotizen eine Güte und Edelmütigkeit zur Schau, die sie wie die Heldin eines Erbauungsromans des vorletzten Jahrhunderts erscheinen lassen.

Wenn es dem Leser jedoch gelingt, den stets zwischen den Zeilen winkenden moralischen Zeigefinger zu ignorieren, ist ""Dann mach ich eben Schluss"" ein aufschlussreiches und nachdenklich stimmendes Psychogramm eines jungen Mannes, der dem Druck der Anforderungen einfach nicht gewachsen war.

Schade, dass der Verlag diesem Buch - immerhin ein Hardcover mit entsprechend stolzem Preis - nicht die nötige Sorgfalt gewidmet und eine unentschuldbare Vielzahl von Fehlern übersehen hat.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von JW.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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