Daniel. Halber mensch
- Autor*in
- Chotjewitz, David
- ISBN
- 978-3-551-35215-6
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 318
- Verlag
- Carlsen
- Gattung
- –
- Ort
- Hamburg
- Jahr
- 2003
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 7,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Ein junger amerikanischer soldat kommt im sommer 1945 nach Hamburg, in seine heimatstadt, aus der er wenige dramatische jahre zuvor emigrieren konnte. Erlässt seine hamburger kindheit und jugend wieder auferstehen.
Beurteilungstext
Der junge Daniel stammt aus dem typischen deutschen haushalt des gehobenen bürgertums, das eigentlich nur perifer mit dem judentum zu tun hat. Erst die nazis konstruieren eine verbindung zur religion, die zu einer rasse mutierte. In zeittypischer ignoranz übergeht der vater, ein bekannter rechtsanwalt alle zeichen des untergangs: es wird schon nicht so schlimm werden. Alle probleme werden totgeschwiegen, private ebenso wie politische. Der vater vertritt “den standpunkt, dass man stets die beherrschung bewahren müsse, vor allem in gegenwart von personal und kindern. Bei den Krausnicks wurde nie etwas offen ausgesprochen, auch wenn die luft noch so dick war.”(s.179) In letzter sekunde kann die familie emigrieren, was dem vater aber nicht mehr hilft und nahen verwandten schon gar nicht. Sehr lebendig wird für den leser die maschinerie, die auch den sohn Daniel in die fänge der faschisten treibt, ihn naziparolen an die wand schmieren lässt und in die hj einzutreten wünscht. Nur das halbjudentum hindert ihn daran. Die bilderbuchhafte jungenfreundschaft zu einem hj-jungen zerbricht aber nicht, selbst als diesem Armin strafen drohen. Beide stehen zueinander. Armin verliebt sich in Davids cousine, das aber kostet die gesamte familie in der reichspogromnacht fast das leben. Die Cousine kann aber dann nicht mehr emigrieren, Armin begegnet Daniel erst wieder im us-gefangenenlager, wo Armin seine ss-mitgliedschaft leugnet.
Ich habe schon anrührendere ns-geschichten gelesen, Chotjewitz bleibt immer distanziert genug, um dem leser freiraum des weiterdenkens zu lassen. Dafür aber informiert er sehr genau, nicht zufällig erwähnt er im nachwort Klemperer und Giordano, quellen, auf deren erscheinen ich sehr lange warten musste.