Däumling
- Autor*in
- Perrault, Charles
- ISBN
- 978-3-85581-449-7
- Übersetzer*in
- Müller, Ulrich Friedrich
- Ori. Sprache
- Französisch
- Illustrator*in
- Battut, Éric
- Seitenanzahl
- 40
- Verlag
- Bohem Press
- Gattung
- BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
- Ort
- Zürich
- Jahr
- 2007
- Lesealter
- 6-7 Jahre8-9 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 16,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Das Märchen vom Däumling, der in die Welt zieht und sein Glück macht.
Beurteilungstext
Es einer recht drastische Geschichte, die Perrault hier erzählt, ohne Rücksicht auf ein jüngeres Publikum. Aber vielleicht war dieses Märchen trotz seiner gegenteiligen Aussage auch gar nicht oder nicht nur für Kinder gedacht, denn die Moral, die die von ihm aufgeschriebenen acht Märchen beschließt, ist meist eine auf den erwachsenen Leser zugeschnittene Lehre, die Kinder in dieser penetrant pädagogisch-belehrenden Form heute zumindest oft gar nicht recht verstehen oder zur Kenntnis nehmen würden.
Jedenfalls: Wäre das Bilderbuch ein Film, das Blut würde nur so fließen vor all den Gräueltaten des menschenfressenden Riesen. Der Illustrator Eric Battut hat dieses Problem in dem ihm eigenen Stil meisterhaft gelöst. Die Ausgestaltung eines großflächigen Hintergrunds, der durch seine Karg- und Kahlheit nur der Fantasie Raum bietet zum Besiedeln der Szene mit den erzählten Scheußlichkeiten. Ansonsten wirkt der auffallende Kontrast von unterkühlter Optik und der teils blutrünstigen Schwülstigkeit des Erzählers gerade im Blick auf ein kindliches Publikum beruhigend.
Die Geschichte vom Däumling, der trotz seiner geringen Größe alle anderen überlistet und ihnen von Intelligenz und Weltklugheit haushoch überlegen ist, gehört in vielen Ländern zum Volksgut; sie gestaltet eine Grundsituation des Wunschdenkens, das gerade dem kindlichen Lesepublikum entgegenkommt, das sich in einer ähnlichen Rolle befangen sieht.
Auch die Brüder Grimm kennen das Motiv, doch haben sie es wie überall in ihren Märchen erzählerisch gerundet und ausgeformt. So überrascht den deutschen Leser ein wenig auch das Ende der französischen Version, als nach geglückter Befreiung und Heimkehr der Däumling sich erneut aufmacht, um als Bote Geld zu verdienen und dabei nicht nur dem König beim Überbringen militärischer Nachrichten dient, sondern allerlei Damen und ihren Liebsten Botendienste erweist.
Und die Moral am Ende ist zwar in etwa die, die man erwarten dürfte - und die auch Kinder verstehen werden -, nämlich dass gerade die Kleinen, vermeintlich Schwachen stark sind, aber sie wird doch recht kompliziert, der Denkweise der Zeit Perraults entsprechend, vermittelt und wendet sich eher an die Erwachsenen, sodass auch hier der Verdacht nahe liegt, das Märchen sei im Grunde gar nicht für Kinder geschrieben worden.