Cleanland

Autor*in
Schäuble, Martin
ISBN
978-3-7373-4257-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
195
Verlag
MeyersDuden
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Frankfurt/Main
Jahr
2020
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

„1. Reinheit bietet Schutz. 2. Berührung ist gefährlich. 3. Abstand führt zu Sicherheit. 4. Kontrolle dient der Gesundheit. 5. Gesundheit ist wichtiger als Freiheit.“ Mit diesen „Gesetzen der absoluten Reinheit“ des Ministeriums für Reinheit beginnt Martin Schäubles neuer Jugendroman – und spielt danach durch, was diese Regeln für das Leben der Menschen konkret bedeuten.

Beurteilungstext

Die Geschichte wird aus Sicht einer jungen Frau namens Schilo erzählt. Sie lebt im sog. Cleanland in einer Zeit nach der „Großen Pandemie“. Alle Bewohner*innen tragen stets Schutzanzüge, den Protector – für ein gesundes Miteinander. Kontakte sind auf ein Minimum beschränkt. Gegessen werden Gesund-und-Fertig-Portionen, die alle wichtigen Nährstoffe enthalten. Sitzplatzkabinen in der U-Bahn müssen ebenso reserviert werden wie Parkbänke oder Joggingstrecken. Alles wird ständig desinfiziert. Angst und Sorge um die eigene Gesundheit und die anderer Menschen sind ständiger Begleiter.
Schilo lebt zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Oma, die aufgrund des hohen Alters zur Risikogruppe zählt. Sie wohnt in einem von der Küche durch eine „Hygienescheibe“ getrennten Saferoom – dem Raum der Einsicht. Sie darf diesen Saferoom nicht mehr verlassen. Einkäufe werden geliefert, Freunde über Telefon und Video kontaktiert.
Martin Schäuble denkt die Isolation älterer Menschen an dieser Stelle konsequent weiter, entwirft ein dystopisches Szenario, in dem alle Bewohner*innen permanent überwacht werden, und zwar mit Hilfe ihres Controllers – damit jeder weiß, dass es dir gut geht. Diese wohlmeinende Bevormundung in Verbindung mit geschickt als Besorgnis getarnter Propaganda lässt der Autor Schilo Stück für Stück hinterfragen. Schilo erfährt am Beispiel ihrer besten (und einzig erlaubten) Freundin Samira, was passiert, wenn die Regeln der Gemeinschaft nicht eingehalten werden.
An manchen Stellen scheint der/die Leser*in zu spüren, dass dieser Roman innerhalb kurzer Zeit verfasst wurde. Manche Schilderung der Lebensumstände oder der Umgebung hätte gern ausführlicher ausfallen können, um ein noch plastischeres Bild von Cleanland zu erhalten. Der Autor schreibt: „Ohne es geplant zu haben, fand ich mich plötzlich in einem intensiven Schreibprozess wieder, dem ich mich kaum mehr entziehen konnte.“ Diese Intensität überträgt sich unmittelbar auf die Lesenden und ist eine Stärke des Buches. Darüber hinaus lockt der nicht zu große Umfang des Buches vielleicht auch weniger geübte Lesende. Eine packende Geschichte, glaubwürdige Figuren, und viele Dialoge machen das Buch sehr lebendig.
Wer darf entscheiden, was gut und richtig ist sowohl für das Individuum als auch die Gemeinschaft? Welche Maßnahmen lassen sich mit Argument des Schutzes legitimieren? Wie weit darf die Freiheit des Einzelnen eingeschränkt werden, um die Gesundheit von Vielen ermöglichen? Was gehört unbedingt zu einem menschenwürdigen Leben?
Alle diese Fragen – und noch viel mehr – wirft Schilos Geschichte auf. Es ist ein zutiefst politischer Roman, gehüllt in eine Coming-of-Age-Story mit einer Prise Liebesgeschichte. Unbedingt empfehlenswert!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ah; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 27.11.2020

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