Checkpoint Europa
- Autor*in
- Theissen, Manfred
- ISBN
- 978-3-570-31076-2
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 288
- Verlag
- –
- Gattung
- –
- Ort
- München
- Jahr
- 2016
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 8,99 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Es ist die Geschichte von Basil und Sahra, beide geflüchtet, auf der Flucht aus den Augen verloren, später wiedergefunden.
Es ist eine Geschichte von Krieg und Vertreibung, von verfehlter Politik, von Religion und Fanatismus.
Beurteilungstext
Autoren und Verlage setzen das neue große Thema „Flüchtlinge“ viel schneller und komplexer um als die Behörden, es gibt bereits erstaunlich viele aktuelle Publikationen dazu.
In diesem Buch erzählt Basil, ein minderjähriger Flüchtling aus Syrien, die Geschichte seiner Flucht und seiner Suche nach Sahra. Er erzählt sie einem momentan erfolglosen, arbeitslosen Journalisten, der sie aufschreiben und als Buch veröffentlichen möchte.
Basil pendelt in seiner Erzählung hin und her zwischen dem aktuellen Geschehen und dem Rückblick auf sein zu Hause in Homs, auf seine zweijährige Flucht über die Türkei, Griechenland, Italien, Frankreich nach Deutschland.
Dabei sinniert er immer wieder über die Hintergründe nach: Früher wurden Waffen für Kriege produziert, heute produziert man Kriege für die Waffen. Die Deutschen haben die Waffen geschickt, jetzt kommen die Menschen nach Deutschland.
Er geht zur Schule und stellt lakonisch fest: keiner aus meiner Klasse hat mich je im Heim besucht, obwohl sie sogar für Flüchtlinge gesammelt haben.
Er denkt über Koran und Bibel, Christen und Muslime nach und erkennt, dass die Welt sich in 2000 Jahren verändert hat, Koran und Bibel nicht.
Er erzählt sachlich und sehr kritisch, dennoch nicht ohne Wärme und auch Dankbarkeit. Hier kann er in Sicherheit leben und bekommt zum Schluss sogar die Chance auf eine Ausbildung.
Sarah, die er auf der Flucht kennengelernt, dann jedoch verloren hat, ist von Pflegeeltern aufgenommen worden und lebt dort wohlbehütet als Familienmitglied. Auch sie ist minderjährig und nicht nur auf der Flucht vor Krieg und Massaker, sondern auch vor ihrem Vater und ihrem Ehemann, mit dem sie zwangsverheiratet wurde. Ihre Geschichte hat sie aus Angst weder Basil noch den Pflegeeltern erzählt.
Basil ist besessen davon, sie zu finden, und nimmt Kontakt mit Khalil auf in der Hoffnung, den Kontakt zu Sahra über ihn wieder herzustellen. Khalil ist in Paris geblieben und verspricht, gegen die Zahlung von 2000 € die Adresse herauszugeben.
An dieser Stelle verliert das Buch ein bisschen seine Glaubwürdigkeit: ein Journalist, dessen Konto sich bereits im Dispo befindet, lässt sich ohne Zögern erpressen, hebt 2000 Euro ab und fährt trotz der fragwürdigen Versprechen mit dem Auto nach Paris. Bei aller aufopfernden Hilfsbereitschaft – das ist nicht nachzuvollziehen. Dennoch wird mit dieser Geschichte des Khalil die allmähliche Radikalisierung einer großen Gruppe der Flüchtlinge dargestellt, die sich ohne Perspektive und Hoffnung nur noch auf Allah konzentrieren und alle „Ungläubigen“ für ihr Schicksal verantwortlich und haftbar machen.
Das Buch ist für alle zu empfehlen, gibt es doch durch den tieferen Einblick in ein Einzelschicksal ein besseres Verständnis für die vielen anderen.