Chatroom-Falle

Autor*in
Vreeswijk, Helen
ISBN
978-3-7855-6619-0
Übersetzer*in
Schweikart, Eva
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
303
Verlag
Loewe
Gattung
Ort
Bindlach
Jahr
2009
Lesealter
14-15 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Zwei junge Mädchen entdecken den Chatroom für sich und verlieren bald jede Hemmung, die eine mehr, die andere weniger. Sie öffnen sich den Chattern, machen unangenehme Erfahrungen und fallen prompt auf den einzigen Partner herein, der sich solide gibt und eine Modelkarriere verspricht. Verstört werden sie im Regen gefunden, teilnahmslos und betäubt. Nun beginnt eine routinierte Polizeimaschinerie, die die Täter bald findet. Übrig bleiben aber zwei Opfer.

Beurteilungstext

Aus zwei Teilen besteht dieser Krimi, dem man sein Genre erst in der zweiten Hälfte anmerkt. Erst einmal geht es um die beiden 15-Jährigen, die anfangs aus Langeweile chatten, dann auf für sie immer interessantere Chatpartner treffen. Prompt gerät die Forschere von beiden an die unangenehmsten Typen, ihr Interese schwankt aber stets unentschieden zwischen Faszination (natürlich wird sie angehimmelt, je mehr sie sich vor ihrer Kamera auszieht) und Ekel, wenn die anderen sich produzieren. Als ihr dann das Model-Angebot gemacht wird, zieht sie ihre Freundin vollends mit in das Geschehen hinein. Sie sind an zwei fast perfekte Produzenten von Kinderpornos geraten, die sie, als sie nach erst harmlosen Fotosessions immer mehr zur Sache kommen, unter Drogen setzen, bis sie abkippen. Ausgesetzt werden sie gleich von Passanten gefunden, die Polizei ermittelt kompetent und die Täter werden gefasst.
Ein auffälliger Gegensatz besteht zwischen den sehr lebendig wirkenden Dialogen und den manchmal etwas arg gestelzt klingenden Zwischentexten - ein Großteil des Textes besteht aus den Dialogen. Erst in der Mitte dieser Kriminalgeschichte klärt sich das auf: Jetzt auf einmal stimmen alle Textteile zueinander. Helen Vreeswijk schreibt jetzt nicht mehr aus der Sicht der beiden jungen Mädchen, sondern aus der der Erwachsenen: Sie ist eine versierte Kriminalschriftstellerin und die Gedankenwelt der Jugendlichen ist ihr zumindest sprachlich nicht so geläufig wie deren Dialoge und Texte, die sie in ihre PCs hämmern.
Die Szenen werden sehr genau beschrieben, es gibt nur wenige Leerstellen, die dem Leser wohl zu gönnen wären, nur die wirklich harte Szene, die schließlich auch zum Bruch der Freundschaft zwischen den beiden Mädchen führt, bleibt vage - die durch die zuvor geschilderte Handlung angekurbelte Fantasie des Lesers kann aber mühelos ergänzen, was die Autorin nicht mehr verbalisierte.

Eigentlich finde ich derlei Beschreibungen widerlich. Aber noch widerlicher sind diejenigen, die diese naiven Mädchen missbrauchen, einzig um Geld zu machen. Und wie kann man diesen Menschen das Handwerk legen? Nur, indem - weil das Internet grundsätzlich frei ist - man die Kinder nicht zu naiv auf vielversprechende Angebote eingehen lässt. Zum Glück bietet die Autorin viele Möglichkeiten an, wo die Handlung ein gutes Ende hätte finden können - die Mädchen suchen das Gespräch, finden aber keinen Ansprechpartner: die Eltern haben keine Zeit oder sind zu sehr mit sich selber beschäftigt - die Klassenkameraden beharken sich in Balz- & Konkurrenzritualen - die Lehrer sind keine Gesprächspartner - Freunde haben sie nicht oder sie können die ehrlichen Angebote, die sie auch über das Internet bekommen, nicht von den Schein- & Sexangeboten unterscheiden. Sie haben auch keine Kriterien, wonach sie entscheiden könnten. In der Auseinandersetzung mit dieser Lektüre bietet es sich geradezu an zu sagen: So weit mache ich mit, aber dann ist Schluss mit lustig. Jeder Jugendliche muss seine eigenen Grenzen für sich festlegen, immer aber sollte er sich darüber austauschen, mit wem auch immer. Und der naheliegende Fehlschluss, sich 100%ig auf die eine Freundin (oder Freund) zu verlassen, mit der man zusammen ist, muss auch auf den Prüfstand. Man kann sich nicht öffnen, nur weil der Freund oder die Freundin das auch tut, sondern der eigene Entschluss ist wichtig.
Unserer Jugend des beginnenden 21. Jahrhunderts empfehle ich dieses Buch dringend.
Und spannend geschrieben ist es zudem, für mich Alten eher im zweiten Teil, der Ermittlung - aber für mich ist das ja auch nicht geschrieben worden.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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