Bunker Diary
- Autor*in
- Brooks, Kevin
- ISBN
- 978-3-423-74003-6
- Übersetzer*in
- Gutzschhahn, Uwe-Michael
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 300
- Verlag
- dtv
- Gattung
- –
- Ort
- München
- Jahr
- 2016
- Lesealter
- 16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 12,95 €
- Bewertung
Teaser
In Bunker Diary schildert Kevin Brooks eindrücklich aus der Perspektive des 16jährigen Linus die Gefangenschaft in einem Bunker. Die Form des Tagebuchs wird dabei zum besonderen Medium, um Linus’ Gedanken der Außenwelt zugänglich zu machen.
Beurteilungstext
Es ist eine Geschichte, die menschliche Perversität in Sachen Grausamkeit dokumentiert; die Geschichte von Linus, der mit 16 Jahren gefangen im Bunker mehr Menschlichkeit beweist als einige seiner erwachsenen Mitgefangenen. Sechs Menschen unterschiedlichen Alters, aus unterschiedlichen sozialen Bedingungen und mit unterschiedlichen Interessen werden nacheinander entführt und treffen in einem Bunker aufeinander. In diesem stehen sie unter ständiger Beobachtung. Ein Aufzug ist dabei ihr einziges Medium zur Außenwelt. Dieser übermittelt die neuankommenden Gefangenen, Nachrichten, Lebensmittel, aber auch Gefahren. Jeder Versuch zur Flucht wird bestraft: Hunger, Giftgas, extreme Kälte, Lärm und auch die lebensbedrohliche Gefahr, von einem scharfen Doberman ausgehend, treiben die Insassen bis an ihre eignen Grenzen.
Letztendlich gibt Kevin Brooks durch seine Charaktere Einblicke in menschliche Abgründe, aber eben auch einen Hoffnungsschimmer, dass Menschsein auch bedeutet, füreinander da zu sein, sich gegenseitig zu unterstützen. Dieser Aspekt ist mit einer klaren Mehrheit bei den Entführten festzustellen. Vier von sechs Personen zeigen sich bis zu ihrem Tod den Spielchen ihres Entführers gegenüber immun. Vier von sechs Personen verlieren ihre Menschlichkeit nicht.
In Großbritannien auch aufgrund der Prämierung mit der Carnegie Medal eine Kontroverse ausgelöst, erscheint die Frage bezüglich des Erzählstoffs von Bunker’ s Diary „Ist dieses Buch Kindern bzw. Jugendlichen zuzumuten?“ berechtigt. Dabei ist die Frage, die seit Anbeginn des Kinder- und Jugendliteraturbetriebs bei Stoffen und Bearbeitungen, die mit Tabus Grenzen überschreiten, neu entflammt. Doch wie Kevin Brooks dem Guardian gegenüber formuliert, sieht er seiner dystopisch anmutenden Sozialstudie, dennoch „echte Freundlichkeit und Liebe“ eingeschrieben. Es ist die philosophische Frage nach der Freiheit, nach der Wahlfreiheit, die in vielen aktuell erfolgreichen Dystopien auf dem Kinder- und Jugendliteraturmarkt innerhalb der präsentierten politischen Systeme nicht gegeben zu sein scheint. Doch Kevin Brooks zeigt, dass es diese Wahl gibt. Diese Wahlfreiheit besteht im kleinen Wirkungskreis, im zwischenmenschlichen Miteinander. Und dies könnte auch die durchaus hoffnungsvolle Botschaft dieses auch literarischen Experiments sein. Der Ich-Erzähler und Tagebuchschreiber Linus steht nicht nur einmal vor der Wahl, sich für oder gegen die anderen zu entscheiden, aber er hält an seiner Menschlichkeit fest: bis zum letzten Atemzug, mit dem letzten Wort.