Bruno, Chef de police

Autor*in
Walker, Martin
ISBN
978-3-257-06699-9
Übersetzer*in
Windgassen, Michael
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
338
Verlag
Diogenes
Gattung
Krimi
Ort
Zürich
Jahr
2009
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,90 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Bruno, der Chef de Police der französischen Kleinststadt mit 3000 Einwohnern ist allerseits beliebt und hilft den Einwohnern aktiv gegen für sie unsinnige Gesetze. Ein Mordfall aktiviert die gesamte Polizei, incl. solcher aus Paris. Sieht es anfangs nach einem rassistisch motivierten Mord aus, entpuppt sich der Fall bald als politischer Mord, der bis in die Nazivergangenheit des Vichy-Frankreichs zurück führt. Das Opfer war Täter, was keiner wusste, nicht einmal die Familie.

Beurteilungstext

Rund 50 Seiten ist die Einleitung lang, eine Einführung in das Provinzleben mit schlitzohrigen Bewohnern und Beamten. Die Stadtbewohner sind so aufeinander eingeschworen, dass Menschen von außen kaum eine Chance haben, in das Netz der Informationen und Beziehungen einzudringen. Ausgebreitet wird dann das Tableau der militärischen Verwicklungen Frankreichs in die Kriege seit 1945, die Ausläufer reichen noch in die Besetzung Frankreichs durch die Naziarmee hinein. Fast alle älteren Beteiligten waren an einem oder mehrerer der Kriege beteiligt, das Militär an sich wird keineswegs in Frage gestellt - von den glaubhaft charakterisierten Protagonisten ohnehin nicht.
Einen Nebenschauplatz stellt das Drogenmilieu der betuchten Jugendlichen dar, was aber nicht näher betrachtet wird. Das Ganze kommt mir sehr konstruiert vor und bedient alle Vorurteile, die gegen derlei Milieu vorgebracht werden können. Eng verknüpft - logisch keineswegs abgeleitet - ist damit die Szene der rechten Nationalisten, die dennoch kaum eine Rolle spielen.
Wichtiger ist die latent rechte Haltung, explizit die der Ausländerfeindlichkeit eines Großteils der Bevölkerung. Aber auch das wird nur aufgezeigt, reportiert.
Bruno und seine Freunde, vor allem der Bürgermeister, sind dagegen makellos. Sie setzen der Ausländerfeindlichkeit ihren Einsatz entgegen, sie haben eine Vergangenheit, die sie souverän erscheinen lässt. Sie sind absolut kompetent und letztlich in ihrer Kenntnis der Psychologie des Kleinstadtlebens allen von außen Eindringenden weit überlegen.
Neben einer sympathischen Liebesgeschichte findet aber eine Aufarbeitung der Geschichte oder der Verquickungen von Geschichte und Gegenwart nicht statt.
Bleibt also die wirklich liebevolle Beschreibung von Land - dem Périgord - und Leuten.
Das ist mir ein wenig zu wenig.
Und dann stören auch noch einige Floskeln des Übersetzers (Mit Verlaub - ich fürchte, ich bin satt - Anwesen statt Haus etc.), die schon vor 100 Jahren affektiert klangen.

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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