Bruno

Schlagwörter

• Angst
• Gefühle
• Mut
• Sexualität

Teaser

Ist es möglich, sexuellen Missbrauch für sehr junge Kinder darzustellen? Dieses Bilderbuch schafft es.

Beurteilungstext

Der fünfjährige Bruno muss die negative Erfahrung machen, dass sich, von den Eltern unbemerkt, ein Erwachsener immer näher an ihn heranschleicht. Erst auf dem Spielplatz, dann auf der Straße und schließlich sogar am Abend in seinem Kinderzimmer. Für den Jungen ist es sehr schwierig, den Eltern bzw. dem Erzieher zu sagen, warum er so bedrückt ist. Über eine Zeichnung gelingt es im schließlich. Und dann beschützen und verteidigen ihn seine Eltern mit aller Kraft.
Tierfiguren agieren hier sehr deutlich menschlich: Die Kinder spielen zum Beispiel im Buddelkasten, die Erwachsenen stehen schwatzend dabei oder schmusen mit einem Kind. Die Figuren bewegen sich in den für Kinder bekannten Situationen: Spielplatz, Straße, Kindergarten, Wohnung. Aber über die Darstellung des übergriffigen Erwachsenen als Tier, als Taube, kann die Annäherung und die direkte körperliche Verletzung für Kinder annehmbar dargestellt werden. Dass man überall von Federn eines großen Vogels berührt wird, kann jedes Leser- Kind als unangenehm nachfühlen, ohne dass Angst vor menschlichen Berührungen vermittelt wird. Taube wird neutral beschrieben, nicht als Mann oder Frau. Und solch ein Anonymus kann dann auch ins Weltall geschossen werden. Und damit steht am Ende das Problem für Bruno als vollständig und endgültig gelöst da. Schön, wie die Mutter zur Löwin wird und der Vater ihn sicher in den Armen hält.
Die Illustrationen sprechen eine sehr deutliche Sprache. Emotionen der Figuren werden mit karikierenden Mitteln verdeutlicht. Abfolgen werden in kleinen Bildfolgen dargestellt. So sieht man, wie Bruno durch seine Eltern geschützt und geliebt wird und wie es dem Kind geht, wenn Vogel sich nähert. Der Text begleitet gerade in den zugespitzten Situationen die Bilder mit verstärkenden Aussagen. So zeigt das Bild, wie Papa seinen Sohn fest umschlungen in den Kindergarten trägt, und der Text betont, dass er ihn tröstet, ihn „sicher“ hält und die Tür „fest hinter ihnen“ zuzieht. Für Kinder ist wohl auch wichtig, dass die dargestellten Orte prinzipiell als sicher verdeutlicht werden. Der Kindergarten ist völlig tabu und auch die Nähe anderer Menschen bedeutet Schutz.
Es ist beeindruckend, wie es den beiden Autoren gelingt, dieses sehr problematische Thema für sehr junge Kinder darzustellen. Ohne zu verschrecken oder Angst zu machen. Kinder mit negativen Erfahrungen können Hilfsmöglichkeiten erfassen und Kinder ohne diese Erlebnisse sammeln Erfahrungen, die sie stärken können.