Brundibar

Autor*in
Sendak, Maurice
ISBN
978-3-8067-5073-7
Übersetzer*in
Pressler, Mirjam
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Kushner, Tony
Seitenanzahl
56
Verlag
Gerstenberg
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Hildesheim
Jahr
2004
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Zwei Kinder leben in Armut und brauchen dringend Milch für ihre kranke Mutter, doch dafür sollen sie viel Geld bezahlen. Um das zu sammeln, singen sie auf der Straße, doch da herrscht Brundibasr, der sie verlacht und vertreibt. Da kommen ihnen Tiere zu Hilfe, mobilisieren die Kinder der Stadt und üben mit ihnen das Singen - und die Erwachsenen wachen auf und lauschen und vertreiben Brundibar.

Beurteilungstext

Was für ein grandioses Bilderbuch mit den unnachahmlichen Zeichnungen von Maurice Sendak! Tony Kushner hat - in der glanzvollen Übersetzung von Mirjam Pressler - die Kinderoper von Hans Krása und Adolf Hoffmeister nacherzählt. Die teil comicartig gestalteten Bilder mit Sprechblasen wirken auf den ersten Blick naiv, überzeichnet, dramatisiert, doch bald merken Leser und Betrachter, dass dies eine gewollte Wirkung ist. Der vorzulesende Text ist knapp, nur in Großbuchstaben geschrieben; das Bilderbuch kann nicht einfach nur vorgelesen, sondern muss “gespielt” und auch gesungen werden.
Die Oper/das Bilderbuch erzählen die Geschichte von zwei armen Kindern, die ausgeschickt werden Milch für die kranke Mutter zu holen. Doch wohin sie auch kommen, niemand hört auf ihre Bitte, die Erwachsenen haben ihr Herz verhärtet. Alle jubeln sie Brundibar zu, dem mächtigen Herrscher, und Brundibar hasst Kinder und singt für die Erwachsenen: “Ich hasse Kinder, diese Plagen! Wanzen sollten sie zernagen! In ‘nen Sack sollt’ man sie stopfen und mit einem Stock drauf klopfen!” Die Kinder sind hilflos, klagen. Da kommen Tiere zu ihnen und bieten ihre Hilfe dabei an, Brundibar zu stoppen. Und sie schwärmen aus und holen andere Kinder, wohl hundert an der Zahl, und sie alle wollen den Tyrannen bekämpfen - mit leisen Tönen. Sie singen auch für die Erwachsenen, aber keine blutrünstigen Geschichten mehr, sondern ein Wiegenlied, voller Melancholie und Traurigkeit. Und die Herzen der Erwachsenen beginnen sich zu öffnen und sie weinen und sie spenden Geld - und sie vertreiben Brundibar aus ihrer Stadt. Die Kinder bekommen ihre Milch, und die Mutter wird gesund.
Ein Happy End also? Oh nein, keineswegs. “Brundibar, glauben sie, ist jetzt fort, doch das ist nicht das letzte Wort!” Denn das letzte Wort hat Brundibar: “Nichts klappt je so, wie man das will, Tyrannen halten niemals still. Einer verschwindet, der Nächste erscheint, ihr seid ihn nicht los, den ewigen Feind. Ich gehe jetzt weg, das ist schon wahr, doch ich komme zurück. Gruß Brundibar.”
Hans Krása, der 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt eingeliefert wurde, ließ die Oper dort mehr als 55 mal aufführen; das war nur möglich, weil sie auf Tschechisch geschrieben war und die SS den Text ebenso wenig verstand wie die Tatsache, dass Brundibar den Führer des deutschen Reiches verkörperte. Uraufgeführt wurde diese Oper heimlich 1941 in einem jüdischen Waisenhaus.
Ein sehr politisches Bilderbuch, das allgemeine Botschaften enthält, vor allem die eine: Es siegen die, die zusammenhalten und einander helfen.
Jede Altersstufe wird in diesem Buch etwas andres sehen; der tiefere Sinn, der zur Entstehungszeit der Oper sicher auch von Kindern verstanden wurde, erschließt sich heute Kindern und Jugendlichen nur unter Anleitung.

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Diese Rezension wurde verfasst von avn-rp.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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