Brennessel Haut

Autor*in
Lemanczyk, Iris
ISBN
978-3-89502-405-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
286
Verlag
Horlemann
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Bad Honnef
Jahr
2020
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Iris Lemanczyk hat ein wichtiges Buch zur Unterdrückung und Ermordung von Sinti und Roma im Nationalsozialismus verfasst. Sie hat sehr genau die reale Geschichte von Kajetan Reinhardt, einem Jungen in Ravensburg, und seiner Familie recherchiert und dabei die furchtbare und unmenschliche Unterdrückung geschildert, die den Sinti und Roma widerfahren ist. Diese Verfolgung und die Leiden der Sinti u. Roma werden manchmal vergessen.
Sie schildert die einzelnen Schicksale sehr hautnah und eindringlich am Beispiel des Jungen, der fast jeden Tag mehr erfahren muss, wie die herrschenden örtlichen Nazis und Polizeikräfte seine Familie drangsalieren und daran Spaß finden. Kajetan muss viel einstecken, doch er gibt nicht auf, auch als er in der Schule keine Chance mehr bekommt und sogar Zwangsarbeit verrichten muss.

Beurteilungstext

Die Geschichte beginnt mit den Abenteuern der beiden Jungen, Heiner und Kajetan, die unzertrennlich sind, und gerne am Ufer des Schussen ihre kindlichen Abenteuer erleben. Doch die unbeschwerte Lebensfreude der Familie von Kajetan wird bald getrübt, denn sie sind Sinti u. Roma und werden schon bald von der örtlichen Bevölkerung geschnitten und beschimpft. Einzig Heiners Familie, die Geißlers, und die Familie Weber unterstützen ihn.
Schlimm für den kleinen Kajetan wird es dann in der Schule, als er in die hinterste Reihe verbannt wird und sich von Heiner wegsetzen muss. Bald darauf muss Kajetan mit seiner Familie in ein von der örtlichen Polizei eingerichtetes Barackenlager in den Ummenwinkel (weit außerhalb der Stadt) umziehen. Dort werden sie fast täglich von der Polizei und später von SS-Leuten schikaniert. Außerdem muss die Familie Geißler mit seinem Freund Heiner wegziehen, was ihn schwer trifft.
Das Lager wird eingezäunt und sein schwer kranker Vater muss zur Zwangsarbeit. Die Sinti u. Roma dürfen keine Haustiere mehr haben und werden ständig mehr gedemütigt. Eine Prüfung und Vermessung wegen ihrer „Rassenzugehörigkeit“ werden geschildert. Danach werden ihnen die deutschen Pässe entzogen. Sie sind nun staatenlos und rechtlos.
In der Schule werden die Talente von Kajetan unterdrückt. Doch der Lebenswille des Jungen ist beeindruckend. Er hilft, wo er kann, geht auch für seinen Vater zur Zwangsarbeit. Und doch müssen er und seine Familie weitere Demütigungen und Zwänge ertragen. Am Schluss kommt es zu Deportationen der ersten Familien, darunter auch seine ältere Schwester mit ihren kleinen Kindern, die bald sterben werden.
Am Ende im Epilog beschreibt die Autorin den weiteren Fortgang dieser wahren Tragödie, die sie sehr akribisch recherchiert hat. Durch die eingängige und authentische Sprache kann man der Handlung gut folgen und kann mit dem Schicksal der Protagonisten mitfühlen.
Es wird auch Bezug genommen auf seinen früheren Freund Heiner Geißler - den späteren CDU-Politiker. Daher ist das Buch so wichtig und gehört in jede Schulbibliothek. Empfehlenswert nicht nur für Jugendliche.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von PM; Landesstelle: Hessen.
Veröffentlicht am 29.10.2021

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