Boy Nobody

Autor*in
Zadoff, Allen
ISBN
978-3-8458-0005-9
Übersetzer*in
Post, Petravon Struve, Andrea
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
335
Verlag
arsEdition
Gattung
Ort
München
Jahr
2013
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ben, Zach oder unter welchem Namen er auch immer gerade agiert, ist Auftragskiller. Er kommt neu an eine Schule, erschleicht sich das Vertrauen eines Mitschülers, tötet anschließend laut- und spurlos einen von dessen Familienangehörigen und verschwindet wieder aus dem Leben seiner Opfer. Als er sich jedoch in eines seiner “Zielobjekte” verliebt, gerät seine Professionalität ins Wanken.

Beurteilungstext

Zach ist 16 Jahre alt und arbeitet seit 4 Jahren für das “Programm” - seit dem Tag, als sein bester Freund, der neu an der Schule war, Zachs Vater getötet hat... Zach ist ein knallharter Profikiller. Er beherrscht ein breites Spektrum an Orientierungs-, Kampf- und Manipulationstechniken, so dass er es selbst mit erwachsenen gegnerischen Killern aufnehmen kann. Und er ist ausgestattet mit einem diskreten Injektionsgift, das einen natürlichen Tod des Mordopfers vortäuscht. Gesteuert wird Zach von einer Organisation, über die er selbst kaum etwas weiß. Seine Kontaktpersonen nennt er “Mutter” und “Vater”, sie waren auch für seine Ausbildung verantwortlich. Zach steht unter ständiger elektronischer Kontrolle durch seine “Eltern”, und obwohl er sich bisher nie Gedanken darüber gemacht hat, so weiß er doch, dass er liquidiert werden wird, wenn er versagt.
Zach hat alle Gefühle und zwischenmenschlichen Beziehungen aus seinem Leben verbannt. Er lebt allein ein rastloses Leben von Auftrag zu Auftrag, wechselt alle paar Monate Orte, Wohnungen und “Arbeitsplatz”. Zach fragt nicht nach, er macht sich keine Gedanken, er funktioniert.

Zachs neuester Auftrag ist selbst für ihn eine große Nummer. Er soll den Bürgermeister von New York töten, binnen fünf Tagen! Doch sobald Zach dessen Tochter Sam kennen gelernt hat, kommt er in Schwierigkeiten. Er wird verfolgt und angegriffen, und er verliebt sich in Sam. Erinnerungen an seine eigene Familie kommen hoch, er leistet sich Emotionen, die noch mehr Schwierigkeiten nach sich ziehen. Und er fragt zum ersten Mal nach dem Warum. Warum soll der Bürgermeister sterben, der ein netter und ehrlicher Mann zu sein scheint? Warum musste sein eigener Vater sterben? Und wer sind eigentlich die Typen, die es auf ihn selbst abgesehen haben? Zach findet heraus, dass sein Auftrag im Zusammenhang mit dem arabisch-israelischen Konflikt steht - und dass es nicht nur in seinem Lager Profikiller gibt.

Zach ist kein tumber Killer, der bis an die Zähne bewaffnet auf seine Opfer los stürmt. Er ist ein leiser, analytischer Typ. Und diese Analysen machen viel vom Reiz der Story aus. Zach beobachtet die Körpersprache und Mimik seiner Gegenüber und passt sein eigenes Verhalten zielorientiert an. Er kann einem Mädchen das Gefühl geben, einen charmanten Liebhaber gefunden zu haben, doch er kann genauso gut den Angriff eines Agenten antizipieren. Die Leser können da viele neue Erkenntnisse sammeln.
So makaber es klingt, aber Nervenkitzel für die Leser ist auch Zachs ständige Bereitschaft und Fähigkeit, Menschen zu töten. Wer mit ihm zusammen ist, schwebt in größter Gefahr, ohne davon zu ahnen. Doch auch Zach kann vom “Programm” jederzeit mit der unauffälligen Giftspritze hingerichtet werden... Nicht nur er selbst kann über Leben und Tod entscheiden, sondern auch über ihm steht ein unsichtbarer, übermächtiger Gegner.

Die Geschichte von Zach hat aktuellen Bezug. Spätestens seit dem Afghanistan-Krieg weiß jeder, dass Geheimdienste verschiedenster Couleur gezielt Menschen entführen und töten. Und spätestens seit den Enthüllungen Edward Snowdens weiß jeder auch, in welchem Umfang es möglich ist, sich elektronisch einem Menschen zu nähern, ohne dass dieser etwas davon merkt. Zach geht noch einen Schritt weiter: Er schleicht sich in die Gefühle seiner Opfer, dringt bis in ihr Innerstes vor und missbraucht Werte, bei denen wir Menschen sehr verletzlich sind: Freundschaft und Vertrauen.

Das Psychogramm Zachs ist dem Autor ausgesprochen gut gelungen. Zach war ein ganz normales Kind; keines, bei dem “schon immer etwas nicht stimmte”. Er war ein geliebtes, bürgerliches Kind wie viele der Leser es auch waren. Was Zach angetan wurde, war unerträglich grausam. Später ist er selbst derjenige, der Grausamkeiten verübt. Er ist Opfer und Täter zugleich. Man kann ihn nicht in eine “Gut-” oder “Böse-”Schublade stecken. Er ist in seiner Zerrissenheit ein sympathischer Titelheld, der die Leser zum Nachdenken zwingt.

Boy Nobody ist ein packendes, unkonventionelles, absolut empfehlenswertes Buch.

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Diese Rezension wurde verfasst von Spra.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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