Botschaft und Anruf - Gedichte

Autor*in
SENGHOR, LEOPOLD SÉDAR
ISBN
978-3-7795-0073-5
Übersetzer*in
Jahn, Janheinz
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
238
Verlag
Peter Hammer Verlag
Gattung
Lyrik
Ort
Wuppertal
Jahr
2006
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
22,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das Buch versammelt sämtliche Gedichte des großen afrikanischen Politikers, Gelehrten und Dichters, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Ein Nachwort von János Riesz und umfangreiche Erläuterungen erleichtern den Zugang.

Beurteilungstext

Historisch bewanderten Menschen wird beim Namen Senghor zunächst der Staatspräsident des Senegal zwischen 1951 und 1980 einfallen. Dass dieser einflussreiche Mann neben seiner politischen Tätigkeit auch noch Philosoph, Philologe und Dichter war, mag auf den ersten Blick erstaunen. Doch wer sich in die Biografie vertieft, versteht nicht nur die umfassende Bildung, sondern vor allem die ausgeprägte Versöhnungsfunktion dieses Mannes zwischen den Machtblöcken, Kulturen und Völkern des gesamten Afrika und Europas, vor allem seiner zweiten Heimat Frankreich. Erfahrungen mit der ursprünglichen afrikanischen Zivilisation und Kultur, der der christlichen Franzosen, später Kriegsgefangenschaft bei deutschen Nazis und endlich wieder den afrikanischen Geisteshaltungen zum Ende der Kolonialmächte, eines wieder erwachenden und erstarkenden Selbst-Bewusstseins der afrikanischen Bevölkerung sowohl in Afrika wie in Nord-, Süd- und Mittelamerika prägten Senghors Leben und seine Einstellungen und sein Weltbild.
Der inzwischen recht großen Zahl von Veröffentlichungen über seine politische und philosophische Wirkung schließt sich - aus Anlass seines Jubiläums - eine erneute Ausgabe seiner Gedichte an. Gedichte, die Schwarz und Weiß miteinander verzahnen, zu Frieden und Versöhnung mahnen, ohne Unrecht einfach zu vergessen. Gedichte, die nicht nur sprachliche, sondern auch rhythmisch-musikalische Kompositionen sind, die zu Bewegung und Tanz auffordern.
Diese Gedichte umfassen alle Bereiche des menschlichen Lebens, viele sind an konkrete Personen aus dem Leben des Dichters gerichtet, sprechen unmittelbar an. Alle aber sind von großer sprachlicher Schönheit und Raffinesse, wort- und bildreich, voller (erklärungsbedürftiger) Anspielungen auf Eigenheiten seiner afrikanischen Heimat. Daher ist der umfangreiche Erläuterungsteil am Ende genau so sinnvoll wie das Nachwort, das Einordnung, Rezeption und Hintergrundbetrachtung zumindest erleichtert. So wird Senghor zum Sprecher schweigender Massen, zum Sprachrohr verstummter Ankläger, gleichzeitig auch zum Mittler zwischen entfremdeten und von Schuldgefühlen bedrängten Völkern.
Diese Gedichte, wechselnd zwischen Anklage und Verkündigung, Liebeslied und Friedensgruß, afrikanischer Negritude und frankophiler Freundschaft, öffnen verschüttete Zugänge zur Weltkultur, schaffen emotionale Eindringlichkeit genau so mühelos wie intellektuelle Anregung und Dialogaufforderung. Geschickt wird mit den Spätwerken begonnen, sprachmelodischen Kleinodien mit ausdrücklich vorgesehener Instrumentalbegleitung. Sodann steigt die Werkschau Stufe für Stufe zurück in die Vergangenheit, lässt Wurzeln erkennen und geistigen Werdegang, macht vor allem die bittersüße Liebe erkennbar, die dieser Mann den beiden Kulturkreisen entgegenbrachte, die ihn prägten.
Ein ganz großes Erlebnis für den, der sich auf anspruchsvolle Lyrik einzulassen bereit ist, ein Bildband der Seele Afrikas.

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Diese Rezension wurde verfasst von bh.
Veröffentlicht am 01.01.2010