Blutsbrüder

Schlagwörter

• Rechtsextremismus

Teaser

Die Kreuzberger Gang scheitert bei ihrem letzten Coup gegen die Neonazis. Mehr würde ihnen zu gefährlich und Hakan schlägt vor, Ähnliches mit Übergriffen der Araber zu tun. Damit sind die Freunde nicht einverstanden, die Gang zerfällt. Im Alltagsleben der jungen Berliner gibt es aber reichlich Zündstoff, Übergriffe auch kleinerer Kinder führen zu Racheaktionen der größeren Geschwister, es droht die Eskalation.

Beurteilungstext

Wildenhain ist ein guter Beobachter der Szene, die Hintergrundgeschichten sind hier Alltag, die Charaktere, die Einzelgänger und die Cliquen, die Gangs und die Clans sind allerorts zu beobachten. Besonders virulent sind die Zusammenhänge, die kleine Aktionen, eher mal Dummheiten Pubertierender, zu großer Bedeutung anschwellen lassen. Zentralbegriff der meisten Handlungen ist der der “Ehre”, die keiner der Beteiligten zweifelsfrei definieren könnte. So liegt Wildenhains Versuch, den arabisch-türkischen Begriff mit dem der Neonazis in Deckung zu bringen, nicht fern. Es sträuben sich nicht nur beim Leser die Haare, den Protagonisten geht es ebenso, dennoch bekommt alles seine Logik. Beide Ehrbegriffe sind nebulös und eng an Aggressivität gekoppelt, so dass entsprechende Handlungen nicht auf sich warten lassen.
Die Helden haben nicht unbedingt das, was man als solides Elternhaus bezeichnen könnte, so sind auch ihre Reaktionen nicht durch kluges und konsequentes Nachdenken geprägt, sondern reine Bauchhandlungen. Dass derlei Handeln kurzschlüssig sein kann, liegt auf der Hand - und dazu kommen noch die wirklich bunten kulturellen Hintergründe. Multikulti ist Alltag in Kreuzberg und Neukölln, nicht immer die rühmliche Seite.
Ein stimmiges Bild einer zerrissenen Welt . cjh11.3