Blut und Schokolade

Autor*in
Martin, Peer
ISBN
978-3-7513-0023-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
448
Verlag
Dressler
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Hamburg
Jahr
2021
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
20,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das süße Vergnügen der Schokolade wird mit der Lektüre sehr bitter...

Beurteilungstext

"Blut und Schokolade" ist ein erschütternder Roman. Er ist anspruchsvoll und herausfordernd und stellt nicht ohne Grund eine Warnung auf die erste Seite, wonach einige Passagen des Buches erschüttern oder im Fall eigens erlebter Gewalterfahrungen triggern können. "Blut und Schokolade" ist kein Buch für den Literaturunterricht, eine Lesebegleitung muss für dieses Buch gewährleistet sein, die vertrauensvoll und auf jedes Kind angemessene Begleitung geben kann. Denn das Buch schildert die Versklavung von Kindern für den Anbau und die Ernte von Kakaobohnen. Nein, nicht vor hundert Jahren – jetzt! Und diese Schilderung ist genau und tief, zeigt Gewaltanwendungen und Leiderfahrungen durch starke interne Fokalisierungen. Die Sprache ist dabei klar und wirkt wie eine Lupe, mit der in das Innerste der Seelen jener Kinder geschaut werden kann, die auf den Kakaoplantagen arbeiten.
Und doch ist Blut und Schokolade wirklich empfehlenswert. Das liegt an dem Zusammenspiel von Perspektivwechseln und literarischer Bearbeitung der Gründe und Kontinuitäten der Sklavenarbeit. Issa und die Kinder auf der Plantage sind nicht länger willens, sich in die Sklaverei zu schicken. Dass aus dieser Bewusstseinsänderung ein Erfolg wird, liegt nicht allein in der Kraft der Kinder. Durch diese Abgrenzung von einer idealistischen, wenn nicht gar romantisierenden Botschaft ist „Blut und Schokolade“ weit entfernt. Es braucht auch Hilfe von außen, denn das Leben außerhalb der Plantage ist von Hunger und Not bedroht. Und die Eigner der Plantage lassen schließlich „ihre Arbeiter*innen“ nicht einfach gehen. Die Polizei ist dabei korrupt und selbst der europäische Händler weiß um die tatsächlichen Begebenheiten der Kakaoproduktion und spielt zum Anschein mit, dass es sich dabei um fair und ökologisch hergestellten Kakao handele. Durch diese Darstellung werden die sozioökonomischen Gründe offensichtlich, die eine Versklavung der Kinder bedingen. Die globale Verbundenheit dieser Ursachen greift Martin durch eine weitere Hauptfigur auf – Manal, die in Berlin lebt und ihre Weltreise mit dem Ort beginnen möchte, von dem ihre Großeltern herkommen. Auch der Wechsel der Perspektiven Issas, Manals und Pieters (seine Bedeutung soll hier noch geheim bleiben) vermittelt eine Stärke der Kinder – nicht über sie wird geredet, sondern sie offenbaren der Leserin den Blick auf ihre Welt durch ihren eigenen Standpunkt.
Manal und Issa verlieben sich schließlich und – so viel sei verraten – die Flucht gelingt nach mehreren Anläufen. Das Prinzip der Hoffnung bedeutet in diesem Buch viel. Hoffnung ist es, die Issa den Kindern gibt, wenn er von Geschichten des selbstbestimmten Lebens auf einer eigenen Farm der Kinder erzählt und Hoffnung ist es auch, die die Lesende am Ende des Buches braucht. Denn bei aller gelungener Literarizität durch die interne Fokalisierung, der Klarheit der Sprache oder dem gelungenen Spannungsbogen hält dieses Buch einen Verweis auf die außerliterarische Realität bereit, die eine Aufmerksamkeit ebenso benötigt wie es dieses Buch zu lesen wert ist.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Astrid Henning-Mohr; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 29.05.2022

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