Blumen im Bauch

Autor*in
Baisch, Milena
ISBN
978-3-7817-0210-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
219
Verlag
Gattung
Taschenbuch
Ort
Hamburg
Jahr
2007
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Majas Welt ist in Ordnung. Zu Hause fühlt sie sich wohl, sie hat eine “beste Freundin”, verliebt ist sie auch. Doch dann geht alles schief. Die Familie zerbricht, David verhält sich abweisend, die Freundin zieht sich zurück. Zeit für Maja, aus dem Behütetsein in die Realität der Erwachsenen Eingang zu finden!

Beurteilungstext

“Blumen im Bauch” ist der erste Jugendroman, den Milena Baisch vorlegt, und gleich ist ihr ein richtig guter Wurf gelungen. Sie erzählt darin die Geschichte der 15-jährigen Maja, eines ganz normalen Mädchens, das vor allem den Leserinnen des Romans gute Möglichkeiten der Identifikation bietet.
Maja lebt mit den gängigen Problemen und Problemchen, die Mädchen dieses Alters haben, Probleme in der Freundschaft, schon mal in der Schule oder im Elternhaus - insgesamt nichts Ernstes, durchaus normal. Das ändert sich, als plötzlich die Geschichte mit David, dem attraktiven DJ, konkreter wird: Er ist nicht länger der aus der Ferne angebetete Schöne, sondern steigt herab von dem Sockel, redet mit Maja, küsst sie, wird zum Menschen aus Fleisch und Blut. Maja ist selig, hat sie doch gelernt, dass sie entweder etwas tun muss, um David wirklich zu begegnen,
oder aufhören muss, ihn aus der ferne anzuschwärmen.
Doch dann der Schock: Ihre Eltern trennen sich, und für Maja bricht eine Welt zusammen - das jähe Ende ihrer behüteten Kindheit, in der alles seinen festen Platz hatte. Und mit einem Mal geht alles daneben. Der Abstand zum Vater wird immer größer, Sprachlosigkeit macht sich breit. Die Mutter leidet, nimmt Medikamente, um die neue Einsamkeit zu überstehen. Maja ist gegen den Vater und “seine Neue”, obwohl diese eine ganz patente Frau scheint, die sich nicht einmischt und mit der man reden kann. Nur langsam erkennt Maja, dass die Rollen nicht so eindeutig sind, wie sie scheinen: Auch die Mutter hat Schuld an der Trennung, verschwieg eine andere, frühere Beziehung. Alles, was Maja einst als verlässliche Größe erschien, gerät ins Wanken, als sie erkennt, dass auch Erwachsene ihre Träume und sogar ein Recht auf Glück haben - aber sie sieht auch in der Geschichte der Eltern, was passiert, wenn man seine Träume aufgibt.
Dann kriselt es in der Freundschaft zu Ellen, die sich so erfahren gibt im (sexuellen) Umgang mit ihrem Freund - beneidet von Maja, die nicht so locker sein kann. Auf die Idee, dass Ellen das alles nur vorspielt, kommt sie nicht; erst am Ende findet sie wieder zur Freundin zurück, als sie akzeptieren kann, dass diese Rat und Zuflucht bei Vaters “Neuer” gesucht hat.
Und dann die Beziehung zu David selbst, der schon 17 ist und allein lebt. Auch er ist nicht, was er scheint, kein selbstsicherer DJ, sondern ein Junge, alleingelassen von den reichen Eltern, auf der Suche nach Wärme und Verständnis. Bald verbindet Maja und David eine merkwürdige Beziehung: als Maja aus dem gemeinsamen Urlaub mit dem Vater ausreißt und nach Deutschland zurücktrampt, läuft sie direkt David in die Arme. Die beiden bleiben zusammen in Davids Wohnung, zwei Hilflose, die einander Kraft geben. Und erst spät kommt der Tag, an dem Maja bereit ist, David mehr zu geben als Freundschaft.
Es ist eine überzeugende Geschichte, die sich längst nicht so problembelastet liest, wie diese Zusammenfassung glauben machen könnte. Glaubwürdig, ehrlich, ohne sich im Ton anzubiedern schreibt Milena Baisch die Geschichte eines Mädchens, das in kurzer Zeit aus ihrem kindlichen Behütetsein in die schwierige Welt der Erwachsenen katapultiert wird, ohne die Chance zu haben, langsam hineinzuwachsen. Viele der aufgegriffenen Probleme sind typisch für die heutige Zeit: getrennte Familien, Sprachlosigkeit, frühe sexuelle Erfahrungen, falscher Umgang. Aber Milena Baisch zeigt nicht nur das, sondern lässt Maja einen Weg finden, der gangbar scheint und ebenfalls überzeugt.
Eine gewisse Schwäche zeigen allenfalls die späteren und etwas arg dramatischen Szenen mit der Mutter, die unnötig gefühlvoll sind, bisweilen fast an der Grenze des Lächerlichen. Hier wäre etwas Weniger mehr gewesen.
Insgesamt aber ein Roman, der Mut macht, für alle Mädchen zwischen 13 und 16, die ihren Weg noch finden müssen. Wenngleich sicherlich die hier aufgezeigten Strategien sehr individuell gewählt und keineswegs übertragbar sind, so bleibt doch die positive Tendenz, sich selbst nicht zu verlieren, herauszufinden, was man selber will und was einem wichtig ist, neue Wege zu beschreiten im Umgang auch mit den Eltern, sich durchzusetzen in der Erkenntnis, dass eben die Zeit vorbei ist, in der andere die Entscheidung für einen getroffen haben.
Lesenswert - eine starke Empfehlung!

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Diese Rezension wurde verfasst von avn.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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