Blackbird

Autor*in
Carey, Anna
ISBN
978-3-570-16327-6
Übersetzer*in
Ohlsen, Tanja
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
347
Verlag
Gattung
FantastikKrimi
Ort
München
Jahr
2014
Lesealter
14-15 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das Mädchen wacht unter einer U-Bahn auf und erinnert sich an nichts. Sie wird gejagt, reagiert aber intuitiv und schnell, so kann sie entkommen. Spät erst wendet sie sich an die Polizei, die ihr nicht recht glaubt. Immer mysteriöser wird ihr Leben, bis sie der Jagd und den Jägern auf die Spur kommt. Fast zu spät entdeckt sie, dass ihr die Nähe zu dem Einzigen drohte, zum Verhängnis zu werden.

Beurteilungstext

Die Grundidee ist einfach pervers: Auf einer Insel werden junge Menschen ohne Familie, irgendwo aufgegriffen und hierher gebracht, unter Drogen gesetzt, die ihr Gedächtnis auslöschen. Dann wird auf sie Jagd gemacht, nicht gespielt, sondern teuer verkaufte reale Jagd. Die Protagonistin hat sich dabei so bewährt, dass die Jagd auf sie von der Insel in die Stadt verlegt wird, in den Alltag des heutigen Los Angeles. Sie nennt sich Sunny und kann adäquat auf alles reagieren, nur Persönliches ist aus ihrem Gedächtnis gelöscht - an und für sich schon eine gewagte Idee, damit landet dieser Krimi für mich auch in der Kategorie Fantasy. Das Perverse daran ist, dass eine Jagd auf Menschen beschrieben wird, die nur ein Ziel hat: den Menschen zu töten; kommen andere zu Schaden, ist das eben Spielrisiko. Jeder der Beteiligten ist unglaublich skrupellos, die einzige Ausnahme wird eben deshalb bestialisch ermordet - zum Glück erspart uns die Autorin Details.
Die Story wird in der zweiten Person Singular erzählt, der Leser fühlt sich also direkt angesprochen, auch wenn die Protagonistin gemeint ist: Der Effekt der bedingungslosen Identifikation ist schnell erreicht, wird durch die Dynamik der Erzählung noch gesteigert. Gleichzeitig teilt die Autorin dadurch unterschwellig mit, dass hier von einem ""Spiel"" die Rede ist. Wie überhaupt die wesentliche Qualität dieses Romans in der Metaebene liegt. Nicht die Heldin ist die Heldin, sondern das Bild, was man sich von ihr durch sich selbst gesehen macht. Es ist völlig unglaubwürdig, wie ein Mensch ohne Gedächtnis sich intuitiv richtig verhalten kann, wenn es um Lebenserfahrungen geht - aber das spielt keine Rolle, weil die Heldin sich selber darüber wundert. Ebenso wie der Leser notiert sie Punkt für Punkt über ihr verlorenes Ich, um sich daraus ein Bild machen zu können. Und richtig: In Träumen, im Schlaf wie auch in Wachträumen, entblättert sich Stück für Stück ein Detail ihrer Vergangenheit nach dem anderen. Eine völlig uneindeutige Person ist ihr Freund, dem sie sich nach und nach nähert - dass er gar nicht zwiespältig ist, stellt sich erst am Ende heraus. Aber Leser und Heldin sind ihm schon längst aufgesessen. Die Autorin legt dabei über den gesamten Roman hin Spuren, Spuren der Personen, Spuren der Handlungsteile, die stutzig machen (meine erste Reaktion: ist das schlecht geschrieben. Das passt nicht so recht zusammen). Hinterher weiß man alles besser. Aber von wegen! Alles ist durchdacht geplant, alles ist Bestandteil der Geschichte und stimmt letztlich, so dass nur die Meta-Metaebene fraglich bleibt: Wie kann man nur auf eine so perverse Idee kommen und das so nüchtern darstellen! Dass es letztlich noch zu einem HappyEnd kommt, ist ebenso unwahrscheinlich wie logisch - hier zielt die Autorin wohl auf das junge Publikum. Zum Glück belässt sie es bei wenigen Sätzen. US-amerikanisch ist dagegen die Rolle der Polizei: marginal, nur eine Polizistin ist wirklich menschlich und an dem Fall interessiert - wie der Krimi im Hintergrund gelöst wird und ob überhaupt, bleibt Geheimnis der Autorin.
Nicht zuletzt die Übersetzerin Tanja Ohlsen sorgt dafür, dass man beim Lesen völlig außer Atem gerät. Trotzalledem, ich jedenfalls. Cjh14.09

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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