Bibs
- Autor*in
- Enzensberger, Hans Magnus
- ISBN
- 978-3-446-23380-5
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Berner, Rotraut Susanne
- Seitenanzahl
- 32
- Verlag
- Hanser
- Gattung
- BilderbuchSachliteratur
- Ort
- München
- Jahr
- 2009
- Preis
- 12,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Bibs sitzt in einem Wäschekorb und ist sauer: Sein Rad ist weg, der große Bruder nervt und überhaupt kann ihm die Welt gestohlen bleiben! Und dann fällt er selber aus der Welt. Das ist unheimlich! Wie gut, dass er plötzlich an einem Fallschirm hängt! Aber wohin fällt er? Er braucht eine neue Erde. Und da ist sie auch schon. Leider arg klein. Er wünscht sie sich etwas größer. Tatsächlich, das klappt. Alles, was sich Bibs wünscht, geht in Erfüllung. Und am Ende ist auch alles so wie immer. Fast!
Beurteilungstext
Dass man mit der Welt, so unvollkommen wie sie ist, bisweilen hadert, ist normal. Nicht nur bei Erwachsenen. Dass man vieles verwünscht auch, aber ebenso, dass man viele Wünsche hat. Dass aber die Wünsche in Erfüllung gehen wie beim kleinen Bibs, das gibt es eigentlich nur im Märchen. Aber vielleicht liegt es ja nur an den Wünschen. Denn am Ende ist Bibs' Welt genauso, wie er sie anfangs verwünscht hat. Sogar ein klitzekleines bisschen besser: Das rote Fahrrad ist wieder aufgetaucht und - fast unglaublich - seine Eltern entschuldigen sich bei ihm. Hat Bibs alles nur geträumt? Aber wie kommt dann am nächsten Morgen der weiße Fallschirm in den Wäschekorb?
Enzensberger hat ein witziges und hintergründiges Buch über das Wünschen und Verwünschen, über Zufriedenheit und Unzufriedenheit, über Traum und Wirklichkeit geschrieben, das bei aller Komik doch auch nachdenklich stimmt, und das die fast schon metaphysische Frage nach dem kausalen Prinzip stellt. Bibs fragt sich nämlich, wer oder was seine Wünsche Wirklichkeit werden lässt. Nach einigem Nachdenken fällt ihm ein, dass ES an allem schuld ist. Ab da nun zieht sich dieses ominöse ES durch die ganze Geschichte und bestimmt die Reflexionen des kleinen Jungen. Eine geniale Idee des Sprachkünstlers Enzensberger, der auch an anderer Stelle seine Lust am Spiel mit der Sprache zeigt. Bibs wünscht sich Federn (für sein Bett, versteht sich). Aber statt Bettfedern schweben Schreibfedern zum Fenster herein. Er wünscht sich ein neues Rad. Was kommt zur Tür hereingerollt? Ein riesiges Wagenrad.
Dabei benützt der Autor eine ganz einfache, schnörkellose Sprache. Kurze Sätze, nicht allzu viele Adjektive. Bibs' Selbstgespräche sind in der Traumfarbe Blau gedruckt. Vielleicht hat er alles nur geträumt?
Blau und Grau sind auch die vorherrschenden Farben der wunderbaren, oft ein wenig surreal anmutenden Illustrationen von Rotraud Susanne Berner. Sie visualisieren auf perfekte Weise den Inhalt der Geschichte. Eine Mischung aus Traum, Fantasie und Wirklichkeit. Die Figur des kleinen Bibs erinnert ein wenig an Pinocchio. Die Mimik wechselt von Verärgerung über Bänglichkeit zu Erstaunen und Erleichterung. Nie jedoch sieht man ihn wirklich lachen. Nur einmal steht Bibs lächelnd auf einer wieder bunt gewordenen Blumenwiese.
Da sich vermutlich in jedem jüngeren Kind ein kleiner Bibs versteckt, der bisweilen mit seiner Welt hadert, bietet dieses außergewöhnliche Bilderbuch eine wunderbare und zugleich tröstliche Identifikationsmöglichkeit.