Bella Buuuh und die Nachtschule

Autor*in
Lindell, Unni
ISBN
978-3-401-06455-0
Übersetzer*in
Haefs, Gabriele
Ori. Sprache
Norwegisch
Illustrator*in
Skavlan, Fredrik
Seitenanzahl
202
Verlag
Arena
Gattung
Fantastik
Ort
Würzburg
Jahr
2009
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Bella Buuuh ist ein kleines vorwitziges Gespenst, das zum erstenmal die Gespensterschule von Sofia Schrecklassnach besucht. Leider geht dabei so ziemlich alles schief, was man als Gespenst nur verkehrt machen könnte. Aber es gelingt Bella, trotz gefährlicher Situationen eine abenteuerliche Befreiungsaktion für ihre Mitschülerin Fiola Flink zu organisieren.

Beurteilungstext

Unni Lindell hatte die originelle Idee, Gespenster als Tücher zu materialisieren, bzw. Stoffen Gespenstercharaktere zuzuschreiben. Ein Taschentuch ist natürlich ein Babygespenst (Klein-Thymian). Es gibt feine Leinenlaken aus bester Familie (wie Bellas Tante Mia Mysterium Grassa Damast). Der etwas cholerische Onkel Torres war - wen wundert´s bei dieser Namensgebung - das rote Tuch eines Torreros. Bella Buuuh ruht samt ihrer Großfamilie tagsüber zusammengefaltet getarnt in einer Stofffabrik. Nachts erwachen die Tuchgespenster und es geht ziemlich vermenschlicht zu. Die erwachsenen Gespenster müssen zur Arbeit (d.h. Menschen erschrecken), die kleinen Gespenster müssen zur Nachtschule. Kindern bereitet dieser Gedanke, konträr zu der erlebten Realität, sicher Vergnügen.
Natürlich ergeben sich für die verschiedenen Stoffarten auch grundverschiedene Gespensterarten. Sie reichen von den eher harmlosen Gespenstern aus einfachen Baumwolltüchern, über diverse Damast- und Leinenlaken bis zu den bösen Gobelins. Bei Unni Lindells Gespenstern gibt es sogar eine Art Schreckens-Hierarchie: Gespenster wie Bella Buuuh müssen sich vor den schrecklichen Gobelingespenstern fürchten und in Acht nehmen. Ausgesprochen autoritär geraten ist die Leiterin der Gespensterschule, Sofia Schrecklassnach. Prompt handelt sich Bella mit ihrer Spontaneität und Wissbegierde Tadel und Strafaufgabe ein. Aber auch in ihrer eigenen Gespenster-Großfamilie kann sich Bella nicht heimisch fühlen. Ihre Ersatzeltern agieren nicht gerade verständnisvoll; ganz abgesehen von den Kindern, mit denen Bella einfach nicht zurechtkommt. Sie vermisst ihre Mutter, die in der Kleiderfabrik einen schrecklichen Unfall hatte - sie fiel vom Regal, wurde zum Mantel genäht und ist seitdem verschwunden. Dieser “Stofffülle” können jüngere Leser sicher auch schon gedanklich folgen. Wenn die Kapitel von kompetenten Vorlesern vorgetragen werden, dürften auch Grundschüler der unteren Klassen keine Verständnisschwierigkeiten haben, zumal sich in den Charakteren besonders von Bella, aber auch von ihrem Menschenfreund Pinneus Identifikationsmöglichkeiten bieten.
Etwas komplizierter verhält es sich mit den Kapiteln, die von der Nacht im Museum Louvre in Paris erzählen. Mag es für die Rezipienten noch lustig erscheinen, dass Stofftücher Gespenster sind und dass es bei denen genauso, wenn nicht gar noch schlimmer zugeht wie im eigenen Familien- und Freundeskreis; dass Stoffgespenster ein “Bauchgefühl” haben, ist eher unfreiwillig komisch geraten. Unverständlich wird es für jüngere Leser aber dann, wenn prominente Personen als Geister eher beiläufig erwähnt werden: Victor Hugo, Johann Sebastian Bach, Frédéric Chopin, Edith Piaf. Philosophische Metaphern über Existenzen in verschiedenen Zeiten sind zum Teil in spannende Handlungsteile verpackt. Es ist aber fraglich, ob und wie sie bei den jüngeren Lesern “ankommen”. In vielen Andeutungen wird Bella vertröstet, dass sie später noch weitere Gespenster-Wahrheiten erfahren werde - mit anderen Worten: Es gibt noch weitere Bella-Bücher.
Die Autorin erzählt in ausdrucksvollem Stil, humorvoll-witzig bzw. voll knisternder Spannung. Einige Ausdrücke hat sich Unni Lindell speziell für Gespensterkreise ausgedacht - und in diesem Zusammenhang ist auch die Übersetzung aus dem Norwegischen zu loben.
Die ausdrucksstarken farbigen Illustrationen zeigen, dass Fredrik Skavlan es hervorragend versteht, Tuchgespenster mit glaubwürdigen Emotionen auszustaffieren. Da die ganze Erzählung aus Gespenstersicht auf die Menschen sieht, nimmt es nicht wunder, dass die menschlichen Erwachsenen ziemlich karikaturenhaft gezeichnet sind.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Ilo.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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