Banala und Biona fahren zur See

Autor*in
Schaub, Michele
ISBN
978-3-85580-460-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Stalder Tolón, Patricia
Seitenanzahl
72
Verlag
Blaukreuz
Gattung
Ort
Bern
Jahr
2008
Lesealter
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,80 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Erzählt wird die Geschichte der Bananen Banala aus Ecuador und Biona aus der Dominikanischen Republik. Wir begleiten die Bananen auf ihrer gemeinsamen Reise nach Europa und erhalten Kurzinformationen zu den unterschiedlichen Anbaumöglichkeiten. Überdurchschnittlich viele Kenntnisse hingegen werden uns über Lebens- und Arbeitsbedingungen an Bord eines Containerschiffes vermittelt.

Beurteilungstext

Der Titel “Banala und Biona fahren zur See” wird durch den Zusatz “Der lange Weg der Bananen” ergänzt und damit sind wir auch schon unmissverständlich beim Hauptthema der Broschüre angekommen. Erhoffte ich mir anfangs mit Hilfe dieser Broschüre ein pädagogisches Werkzeug zum Thema Bio-Produkte in der Hand zu halten, wurde meine Aufmerksamkeit bereits im Vorwort in eine völlig andere Richtung gelenkt. Der viel versprechende Einband und auch der Hinweis des Verlages, dass es sich hierbei um ein außergewöhnliches Buch handelt, machten mich dennoch neugierig.
Kurz und äußerst knapp erfahre ich im ersten Teil der Broschüre etwas zur unterschiedlichen Herkunft der Bananen. Hatte zumindest Biona bisher eine schöne Kindheit in der Dominikanischen Republik, landeten letztendlich beide nebeneinander (nur durch eine Containeraußenwand getrennt) auf einem Frachtschiff. Für unsere Bananen beginnt nun eine kalte und schrecklich lange Reise.
Die Autorin verpackt die einzelnen Kapitel in kleine Geschichten, die ein Vater seiner Tochter abends am Bett erzählt. Weil die Tochter sehr interessiert ist, entfernt der Vater sich in seinen Erzählungen immer weiter vom jeweiligen Thema und selbst dem erwachsenen Leser fällt es zunehmend schwer, den Ausführungen zu folgen und einen logischen Zusammenhang zu erkennen. Zusätzliches Wissen vermittelt die Autorin in sogenannten ”Wissenswertes-Box”, hierbei handelt es sich genau genommen um 19 hellgrün unterlegte Infokästen mit Faktenwissen für Jugendliche und Erwachsene. Dieses sogenannte Faktenwissen übersteigert in Inhalt und Umfang den laufenden Text in hohem Maße. So konfrontiert sie den Leser ausführlich mit der Geschichte der Schweizer Hochseeflotte, der Geschichte von Container und Kühlcontainer, astronomischer Navigation und den schlechten Arbeitsbedingungen, insbesondere die der asiatischen Matrosen. Die junge Autorin arbeitete selbst zwölf Monate auf Frachtschiffen einer deutschen Reederei und mit voller Hingabe lässt sie uns teilhaben an der Aufdeckung zahlreicher Missstände an Bord. Viele Fotos, die in dieser Zeit entstanden sind , wurden in den Infoboxen integriert. Oft wird man den Eindruck nicht los, dass hier Insiderwissen weitergegeben wird. Spätestens bei der Thematik Schiffsemissionen frage ich mich, welche Botschaft soll hier vermittelt werden und wer der Adressat ist, denn es geht hier um Schwefeldioxid-Ausstoss und sauren Regen, ölhaltiges Abwasser und Fäkalabwasser und der damit verbundenen Überdüngung abgeschlossener Meeresgebiete. Aber sollte es nicht eigentlich um Banala und Biona gehen? Damit auch der kleine Leser nicht zu kurz kommt, wurde den Bananen ein niedliches Gesicht verpasst, sie wurden mit Sprachfähigkeit und logischem Denken ausgestattet und die menschlichen Eigenschaften finden ihren Höhepunkt, als die Bananen zu frieren beginnen und seekrank werden. Sicherlich handelt es sich bei dieser komplexen Thematik um ein aktuelles und ernsthaftes Problem unserer Zeit. Wichtig finde ich auch, Kinder und Jugendliche an diese Umweltproblematik heranzuführen, aber bitte schrittweise, verständlich und verantwortungsvoll. Am Ende dieser Geschichte muss man sich fragen, ob überhaupt Bananen die Bezeichnung Bio tragen dürfen, nachdem sie unter diesen Umständen zum Endverbraucher gelangen. Verunsicherungen des Konsumenten sind jedenfalls vorprogrammiert, Lösungsschritte bzw. deren Ansätze hingegen fehlen gänzlich. Der Vollständigkeit halber möchte ich noch erwähnen, dass Biona für eine biologisch angebaute Banane steht und Banala für eine ganz banal angebaute Banane. Im Lexikon konnte ich nachlesen, dass banal nichts Besonderes darstellen heißt. Ist es wirklich nichts Besonderes, wenn Bananenplantagen mit Hilfe von Flugzeugen wöchentlich mit Pestiziden besprüht werden?
Ich habe diese Broschüre mehrmals und mit größter Sorgfalt gelesen, habe für die Rezension außergewöhnlich viel Zeit investiert und im Internet recherchiert, um eventuell konstruktive Positivansätze anderer Leser aufzugreifen. Bei allem Respekt gegenüber dem Blaukreuz-Verlag Bern und der jungen Schweizer Autorin bin ich letztendlich zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich hier ganz sicher um eine aussergewöhnliche und sehr interessante Thematik handelt, aber eine verständliche Aufbereitung und Umsetzung des Themas für Kinder und Jugendliche konnte sich mir nicht erschliessen. Auch möchte ich erwähnen, dass die optische Gesamterscheinung der Broschüre eher dem Standard hochwertiger Informationsbroschüren entspricht, die man u.a. unentgeltliches bei staatlichen Institutionen anfordern kann, doch es handelt sich hier schließlich um ein käufliches Exemplar für 16,80 Euro.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von T_LP.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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