Ausgerechnet Adelheid!

Autor*in
Ludwig, Sabine
ISBN
978-3-570-17927-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Jung, Barbara
Seitenanzahl
187
Verlag
cbj/cbt
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Reihe
Ausgerechnet Adelheid
Jahr
2022
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiKlassenlektüreVorlesen
Preis
0,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Sowohl die Titelheldin, als auch Benni stehen immer wieder im Focus der Lehrerin. Ihre Eigenschaften und ihr Leben unterscheiden sich sehr, doch sie verbindet eine unausgesprochen feste Freundschaft. Wobei Bennie zumeist derjenige ist, der zuerst auffällt. Er kommt zu spät, ihm fehlen die Hausaufgaben, seine Streiche missraten zu grobem Unfug, obwohl sie anders gemeint waren. Da muss Adelheid ihm einfach beistehen. Es gelingt ihr bei Eltern und Lehrerin sehr einfallsreich.

Beurteilungstext

Adelheid ist eine von vier Schwestern. Sie ist das jüngste Mädchen. Das ist nicht immer leicht für sie. Sie lernt auch nicht so schnell wie ihre drei Geschwister. Doch sie hat gelernt, sich zu behaupten. Sie wiederholt die Klasse, ist dort auch angenommen und hat vor allem den Freund Benni an ihrer Seite. Der muss seine Position auch ständig erkämpfen. Ihm fehlt die Hilfe von zu Hause, daher ist er selten pünktlich. Er schreibt die Aufgaben von Adelheid ab. Lesen und schreiben kann sie nämlich gut, nur die Zahlen bleiben ihr oft ein Rätsel. Weil sie langsam ist, wird sie von den Schwestern „Schaf“ genannt. Es reimt sich so gut auf „…und sei brav“. Den Blödsinn, den Benni macht, findet sie gar nicht immer gut. Sie rettet gerne Tiere, will keine Regenwürmer zerschneiden, um zu untersuchen, ob beide Teile wegkriechen können. Deswegen nimmt sie Bennis Schere. Nun hat ihr Pullover ein Loch.
Als Benni Kleister auf dem Tisch ausdrückt, um von fehlenden Hausaufgaben abzulenken, fühlt sie sich mitschuldig daran, dass die eigentlich nette Lehrerin festklebt. Dafür hat diese nach der Pause immerhin endlich mal einen schönen Rock an. Da die anderen Kinder bei Gruppenarbeiten lieber ohne sie arbeiten möchten, schieben Adelheid und Benni ihnen freche Ergebnisse unter. Ihre Situation verbessert sich dadurch nicht.
Eigentlich haben sie viele gute Ideen. Sie wollen einen Schulhofzoo, u.a. mit Kellerasseln, Regenwurm, Wanzen und der im Tierhaus des Zoos entwendeten Schildkröte bauen. Dumm, dass das Tier illegal ausgesetzt war und der Tierpfleger sie verantwortlich macht, das Tier eingeschleust zu haben. Nun besitzen sie auf einmal ungewollt eine Schildkröte für den Zoo. Weitere Tiere könnten aus dem Sammlungsraum entliehen werden. Doch auch dieser Versuch scheitert. Sie geraten zum Glück an den Hausmeister, der den Kindern gewogen ist. Als der Hamster Hannibal stirbt soll er auf dem Schulhof beerdigt werden. Dazu gehört ein Friedhof.
Sabine Ludwig beschreibt Szenen, die auch in anderen Klassen geschehen sein könnten. Sie schreibt diese und andere Vorkommnisse immer aus der Denkart der Kinder. Alles, was diese sich ausdenken, ist ebenso nachvollziehbar, wie auch ihre Sorgen oder das Empfinden von Ungerechtigkeit. Alles ergibt sich überwiegend aus dem nur ein bisschen „Anders-Sein“. Die Freundschaft der Kinder ist einfach selbstverständlich, ihrer gegenseitigen Solidarität können sie sich sicher sein.
Sogar, als Benni in Verdacht gerät, auf der Jungentoilette ein Feuer gelegt zu haben, glaubt Adelheid ihrem Freund. Seine Vorgeschichte und die Indizien weisen auf ihn als Täter hin. Die Lehrerin und der Schulleiter schließen ihn vom Unterricht aus. Seine Eltern sind nicht in der Lage, die wirkliche Lage aufzuklären. Es ist wieder Adelheid, die trotz eigener Zweifel zu ihm hält. Zum Schluss wird sich auch die Lehrerin bei ihm aufrichtig entschuldigen. Sie ist wirklich betroffen, dass sie sich geirrt und ihn in diese Lage gebracht hat.
Ludwigs Erzählung liest sich flüssig. Gute Leseanfänger werden sich gern selbst auf die beiden Protagonisten einlassen und mit ihnen fiebern, wie sie sich aus dem jeweiligen Blödsinn wohl wieder herausretten werden. Sie werden auch Benni mögen und sich eine solche Freundschaft wie die mit Adelheid für sich selbst wünschen.
Ludwig öffnet die Augen für Motive und Denkweisen aller Beteiligten und zeigt auf, welche Nöte manchem Kind das Lernen und Leben erschweren können.
Gut, dass Adelheid zu Hause von ihren Eltern und sogar den Schwestern Zuneigung erfährt. Sie wächst mit Empathie auf und kann davon weitergeben.
Das geschilderte Schulleben scheint insgesamt stimmig zu verlaufen. Es gibt so viele unterschiedliche Persönlichkeiten, die das Zusammenleben prägen. Da kann es nie gänzlich ohne Konflikte, Zuschreibungen und zu überwindende Hürden von statten gehen. Wichtig ist, dass alle Beteiligten wohlwollend miteinander umgehen. Ein patenter Hausmeister und eine kritikfähige Lehrerin tun da ein Übriges. Auch, wenn ihre eigenen Probleme angedeutet werden.
Sabine Ludwig wertet weder die Zickigkeiten der anderen Kinder, noch Status oder Lernschwierigkeiten. Sie schreibt auf und stellt damit fest, was auch in anderen Klassen vorkommen könnte. Dies tut sie mit Witz und beachtlicher Situationskomik. Alle Persönlichkeiten sind stimmig vorgestellt. Sie vermeidet Überzeichnungen und bedient keine unnötigen Stereotype. Dennoch erkennen wir wohl alle diese und ähnliche Charaktere wieder. Alle sind wohlwollend angenommen. Leser und Vorleser sind hierdurch irgendwie einbezogen.
Wer Adelheid kennen gelernt hat, wird gespannt auf weitere Geschichten warten.
Die Bilder von Barbara Jung sind sparsame Tuschezeichnungen mit wenig hellrötlicher oder grauer Kolorierung. Sie verleihen den Protagonisten ein Gesicht und Charakter. Auch alle Nebenfiguren oder anderes szenisches Zubehör sind ausdrucksvoll:
Vom bemalten Kronenkorken aus der Hosentasche über Streichholzschachtel, Kellerassel oder Vogelsketett, über Nacktschnecke, dem etwas zerzausten selbstgepflückten Strauß, den Schul- oder Trauerszenen: Es sitzt jeder Strich und jeder kleinste Farbtupfer. Erstaunlich, mit wie wenigen Mitteln sehr gute IllustratorInnen auskommen können. Auf jeden Fall können das meist dünn gezeichnete Schwarz, das sparsame Hell rosa und Grau erstaunlich viel aussagen, wenn Barbara Jung damit sogar die passenden Stimmungen zur Geschichte überzeugend gestalterisch kommentiert.

Anmerkung

Gruppengespräche über Vorurteile

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von stoni; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 07.07.2022

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