Aus heiterem Himmel
- Autor*in
- Klassen, Jon
- ISBN
- 978-3-314-10573-9
- Übersetzer*in
- Bodmer, Klaus
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- Klassen, Jon
- Seitenanzahl
- 96
- Verlag
- Nord-Süd
- Gattung
- BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
- Ort
- Gossau
- Jahr
- 2021
- Lesealter
- 4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 18,00 €
- Bewertung
Teaser
Wer schon zwei Mal den Deutschen Jugendliteraturpreis gewonnen hat, weiß wohl, was er tut. Und in der Tat: Jon Klassens neues Bilderbuch „Aus heiterem Himmel“ ist wieder ein kluger Geniestreich. Der Band versammelt auf 96 Seiten fünf kurze Episoden, die sich in ihrer Reduktion auf ein Figurenensemble aus Schildkröte, Wiesel, Schlange und einem seltsamen Monster auf Spinnenbeinen (das aussieht wie die Aliens aus Steven Spielbergs „War of the Worlds“) wie Fabeldichtungen lesen.
Beurteilungstext
Wer schon zwei Mal den Deutschen Jugendliteraturpreis (für „Wo ist mein Hut“ und „Dreieck Quadrat Kreis“) gewonnen hat, weiß wohl, was er tut. Und in der Tat: Jon Klassens neues Bilderbuch „Aus heiterem Himmel“ ist wieder ein kluger Geniestreich. Der Band versammelt auf 96 Seiten fünf kurze Episoden, die sich in ihrer Reduktion auf ein Figurenensemble aus Schildkröte, Wiesel, Schlange und einem seltsamen Monster auf Spinnenbeinen (das aussieht wie die Aliens aus Steven Spielbergs „War of the Worlds“) wie Fabeldichtungen lesen. Diesen Episoden – „Der Fels“, „Der Sturz“, „Sich die Zukunft vorstellen“, „Der Sonnenuntergang“, „Kein Platz mehr“ – gemein ist ihr lustvolles Spiel mit dem Absurden, mit Momenten des Zu-spät-Kommens oder des Gerade-noch-rechtzeitig-am-richtigen-Platz-Seins.
So trifft in der ersten Episode, „Der Fels“, die Schildkröte, an ihrem „Lieblingsplatz“ stehend, auf den Wiesel, der wissen möchte, was sie denn da tue (wie gesagt: an ihrem Lieblingsplatz stehen). Schildkröte lädt Wiesel prompt dazu ein, sich hinzuzugesellen. Wiesel hat aber „ein ungutes Gefühl, ehrlich gesagt“ an diesem Platz, und sucht sich einen anderen Platz am anderen Bildrand. Da nun beide zu weit auseinander stehen, verstehen sie sich leider nicht mehr besonders gut, was einen Wechselreigen vom einen zum anderen Ort, irgendwann auch mit der neu hinzugekommenen Schlange (mit Baskenmütze) zur Folge hat. Schließlich schleicht sich Schildkröte noch einmal zum Platz am rechten Bildrand, um ihren Freunden zu sagen: „Mein Platz ist besser“. Und just in diesem Moment fällt ein bildfüllender schwarzer Felsen auf diesen „besseren“ Platz. Den Felsen haben wir Leser übrigens als Vorbote kommender Ereignisse bereits wiederholt auf eingeschobenen Doppelseiten bestaunen dürfen.
In diesem Stil geht es weiter, etwa in der Episode, in der die (wiederum etwas schwerhörige) Schildkröte sich in der Abenddämmerung auf ihre am Felsen sitzenden Freunde zubewegt, um herauszufinden, was sie da machen. Das, was sie machen, tun sie aber in dem Moment, in dem Schildkröte endlich bei ihnen angekommen ist, nicht mehr: nämlich den Sonnenuntergang betrachten.
Klassen-typisch ist die graphische Gestaltung: Reduzierte Dialoge und durchgehend gedeckte, monochrome Farben korrespondieren mit minimalistischen Raum- und Figurenanordnungen, die sich aus geometrischen Formen in Grautönen zusammensetzen. Das lässt viel Raum für die eigene Imagination, zugleich aber schauen einen Schildkröte, Wiesel und Co. mit großen Augen von der Seite an.
„Aus heiterem Himmel“ ist gerade in seinem Minimalismus ein philosophisch-verschmitztes Bilderbuch, das trockenen Humor mit tiefgründigen Überlegungen über die Unwägbarkeiten des Lebens vereint. Geeignet für (Mit-)Lesende jeden Alters, spätestens aber ab vier Jahren.