Aus der Vogelperspektive

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Vögel sind eine faszinierende Tiergattung. Nicht nur, dass sie fliegen können – was zumindest für die allermeisten Arten zutrifft. Sondern auch im Hinblick auf ganz besondere Fähigkeiten unterschiedlichster Ausprägung, die jeden aufmerksamen Beobachter zum Staunen bringen.

Beurteilungstext

Mit „Aus der Vogelperspektive“ hat der preisgekrönte englische Ornithologe Tim Birkhead sein erster Buch für Kinder vorgelegt. Es ist bestens gelungen. Aus der riesigen Vielfalt der auf der Erde vorkommenden Vogelarten hat der Autor beispielhaft zwanzig bekannte und weniger bekannte ausgewählt, die mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und Eigenarten verblüffen. Etwa die in Süd- und Zentralamerika beheimateten winzig kleinen Gelbhosenpipras, bei denen die schwarz-gelb-roten Männchen faszinierende Balztänze vorführen - samt finalen Knallgeräuschen. Oder die Königspinguine, bei denen die Männchen in einer speziellen wärmenden Bauchtasche die Eiere ausbrüten – und während dieser zweimonatigen Phase rund die Hälfte ihres Gewichts verlieren, weil es keinerlei Gelegenheit und Zeit zu fressen gibt. Aber man muss gar nicht in die Ferne schweifen. Der in der nördlichen Hemisphäre vorkommende Bartkauz besitzt ein superempfindliches Gehör, mit dem er Mäuse (oder Lemminge) auch unter einer dicken Schneedecke wahrnimmt. Der Wanderfalke zeichnet sich aus als jagender Sturzflieger mit Höchstgeschwindigkeiten von 300 km/h. Das heimische Rotkehlchen verfügt über ein besonderes Organ, mit dem es das Magnetfeld der Erde spürt, und findet so alljährlich seinen Weg ins warme Afrika. Andere Vogelarten, wie etwa der Albatros oder die Pfuhlschnepfe, legen Jahr für Jahr tausende Kilometer in nahezu Nonstop-Flügen zurück, um Nahrung oder passende Brutplätze zu finden.
Auf jeweils einer Doppelseite gibt es gut verständliche, kurz gefasste Informationen über jede der aufgeführten Vogelarten. Echte Hingucker sind dazu die großformatigen farbigen Illustrationen von Catherine Rayner; sie zeigen angedeutet lebensecht und eindrucksvoll die einzelnen Tiere in Aktion.
Eine Doppelseite ist den Sinnen der Vögel gewidmet: Sehen, Hören, Tasten, Schmecken und Riechen sind ähnlich wie beim Menschen, aber mitunter wesentlich effektiver ausgeprägt. Dazu kommen „Sinne“ für Zeit und Richtung der Wanderbewegungen oder auch für eine spezifische Wetterfühligkeit. Wie diese genau funktionieren, sei bislang noch nicht erforscht, aber das „macht die Vögel umso interessanter!“ (S. 47).
Ziel des aufwändig und sehr ansprechend gemachten Buches, das für Kinder ab etwa 8 Jahren wärmstens empfohlen werden kann, ist es nicht, eine tabellarische ornithologische Auflistung anzubieten, sondern mit den angeführten Beispielen außergewöhnlicher Vogelarten das grundlegende Interesse an Vögeln, besser noch: an der ganzen, uns umgebenden Natur zu wecken.