Auf dem Gipfel wachsen Chinanudeln

Autor*in
Kiefer, SebastianTienti, Benjamin
ISBN
978-3-7513-0005-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Pricken, Stephan
Seitenanzahl
240
Verlag
Dressler
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Hamburg
Jahr
2022
Lesealter
10-11 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Elmo, 11 Jahre, Detektiv und traumatisiert durch den Tod seines Bruders. Aber da sind so viele Dinge, die er erledigen muss: Ampel reparieren, vermisste Person finden, Hundebesitzer ausfindig machen, .... Er hat keine Zeit mehr, noch länger zu trauern. Wenn da nur nicht diese Panik wäre, die ihn manchmal überfällt.

Beurteilungstext

Wochenlang hat Elmo sich nicht nach draußen bewegt. Apathisch verbringt er die Tage im Bett der Wohnung in Berlin-Neukölln. Hier lebt er mit seiner Mutter und seiner Schwester Nelly in beengten Verhältnissen. Eigentlich gehört auch Berthold zur Familie. Aber erst auf S. 119 wird klar, dass es sich dabei um den älteren Bruder handelt, der direkt vor der Haustür an dieser verrückt spielenden Ampel überfahren wurde. Und so versteht der Leser auch, dass es sich um unterschiedliche Arten von Umgang mit Trauer geht. Denn jedes der drei übrig gebliebenen Familienmitglieder geht auf seine Art damit um. Nelly tut so, als wäre alles wie immer, Mama arbeitet den ganzen Tag und bis in den Abend hinein in ihrem Späti. Die Kinder sind viel auf sich allein gestellt und müssen den Tag und auch den Abend oft allein gestalten. Nicht leicht für einen Elfjährigen.

Dazu hat Elmo sich in den Kopf gesetzt, dieses Problem mit der Ampel zu lösen. Nur, dafür müsste er nach draußen gehen, sich in das Getümmel des Großstadtverkehrs begeben. Das ist sein Problem, denn seit Bertholds Tod war er nicht mehr außerhalb der Wohnung. Aber da seine Berufung Detektiv ist, zieht es ihn nun doch nach draußen, auch zur Schule muss er nach den Ferien ja wieder. Keiner bzw. kaum jemand kann wirklich helfen. Nur Hertha, die Wurstverkäuferin und Mamas Freundin, erkennt das Problem des 11-jährigen Elmo. Sie nimmt ihn manchmal einfach in den Arm oder an die Hand, damit er die Straße überqueren kann. Ohne sie würde er es nicht schaffen.

Kiefer und Tienti, der unter anderem als Schulsozialarbeiter in einer Grundschule in Neukölln arbeitet, haben hier das Leben einer Kiezfamilie in der Großstadt nachgezeichnet. Sie lassen ihren Hauptprotagonisten Elmo im Präsens erzählen, oft mit witzigen Dialogen. Auch seine Ängste und Sorgen oder Peinlichkeiten, die ihm passieren, erzählt er freimütig. Seine Sehnsucht nach einem Hund, den er nicht bekommt. Aber dann läuft ihm ein Hund zu und er darf mit ihm Gassi gehen. Dabei unterhält er sich mit dem Hund, als wäre es ein Mensch. Auch das ist etwas, das nicht untypisch für Kinder dieses Alters ist. Sie suchen einen Freund, der bedingungslos zu ihnen hält, der sie tröstet, dem sie alles erzählen können. Alles das, was Elmo in seiner Situation fehlt.

Die Autoren haben hier eine einfühlsame, nachvollziehbare Geschichte kreiert. Sie ist spannend und lustig erzählt mit einem leichten melancholischen Unterton. Der Tod des Bruders spielt nur am Rand eine Rolle, wenngleich von Anfang bis Ende präsent. Elmo ist völlig verstört und traumatisiert, aber seine Mutter kann ihn nicht auffangen und trösten. Sie steht dem Tod ihres Ältesten regelrecht sprachlos gegenüber und vergräbt sich in ihre Arbeit.

Den detektivischen Aufgaben, denen Elmo nachgeht, haben die Autoren kein Ergebnis oder Aufklärung gegeben, aber auch das ist typisch für diese Altersgruppe der vorpubertären Jugendlichen: sprunghaft viele verschiedene Dinge in Angriff nehmen, aber es muss nichts zu Ende gebracht werden. Das macht diese Geschichte jedoch nur glaubwürdiger. Die Illustrationen von Stephan Pricken sind spärlich, aber gezielt eingefügt, sie unterstreichen die Geschichte in ihrer Schwarz-Weiß-Darstellung an ausgewählten Stellen und stellen dort die entsprechenden Textstellen in comicartiger Weise dar, nehmen ihnen so Schärfe, geben ihnen Witz oder verdeutlichen etwas.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von JuS; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 13.08.2022

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