Auf dem Gipfel wachsen Chinanudeln

Autor*in
Tienti, BenjaminKiefer, Sebastian
ISBN
978-3-7513-0005-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Pricken, Stephan
Seitenanzahl
240
Verlag
Dressler
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Hamburg
Jahr
2022
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Elmo ist etwas seltsam. Kein Wunder, denn vor wenigen Wochen kam sein Bruder bei einem Autounfall ums Leben. Aber er sucht sich seine eigenen Bewältigungsstrategien und bekommt dabei viel einfühlsame Unterstützung.

Beurteilungstext

Lässt man sich auf dieses Buch ein, so ist es vor allem eins: Ein rasender Weg durch Innen- und Außenwelt von einem Jungen, der gänzlich aus der Bahn geworfen wurde.
Vor wenigen Wochen wurde der Bruder des elfjährigen Ich-Erzählers Elmo bei einem Autounfall getötet. Elmo zieht sich zunächst ganz in sich zurück, die Geschichte setzt ein, als er sich allmählich wieder der Welt öffnet. Dafür sucht er sich eine Betätigung als Detektiv: Er findet den Besitzer eines ihm zugelaufenen Hundes, nimmt dessen Auftrag an, die Tochter zu suchen. Und als er diese findet, lässt er sich auch auf einen Auftrag von ihr ein. Letztlich ist aber die mit der Detektivarbeit verbundene Suche weniger nützlich für die Auftraggebenden als vielmehr für Elmo selbst. Im Laufe der Erzählung können wir seine Verarbeitung der Traumata implizit mitverfolgen. So kann er zu Beginn der Handlung keine Straße an einer Ampel überqueren, wofür er erhebliche Umwege in Kauf nimmt. Nach und nach gelingt ihm der Weg immer besser - zum Teil mit fremder Unterstützung, zum Teil aber auch mit ganz bewussten Selbststeuerungen.
Wie in Tientis anderen Büchern ("Salon Salami" und "Unterwegs mit Kaninchen") bekommt auch hier der Protagonist von vielen Menschen einfühlsame Unterstützung, etwa von der Marktfrau Hertha, dem gescheiterten Erfinder Birol oder von Sarah, einer Zufallsbekannten. Diese Unterstützung braucht Elmo auch, weil seine Mutter sich ganz in ihren Beruf – das Betreiben eines "Spätis" – zurückgezogen hat und auch seine Schwester Nelly noch viel zu verarbeiten hat.

Sebastian Kiefer und Benjamin Tienti erzählen aus der Innenperspektive – und damit auch aus der Perspektive der Zerrissenheit und (Un-)Logik Elmos. Als Erzähler hat dieser bisweilen hochtrabende Ideen, etwa werden wir zu Beginn von ihm mit einer Art Filmstil begrüßt, der zu einer Rückblende überleitet. Eine literarisch wunderbare Idee. Und zunehmend wird in die Handlung ein neues Computerspiel eingewoben, wird Teil der Handlung und vielleicht auch Teil von Elmo.
Trotzdem werden wir am Ende ziemlich alleingelassen mit vielen offenen Handlungsfragen. Welche in der Erzählung angebahnten Freundschaften werden fortgesetzt? Sind die Traumata jetzt wirklich gut verarbeitet? Wird Elmo nun wieder vollständig zurechtkommen mit sich, seiner Familie, dem Verkehr der Welt? Bei all diesen Fragen bleiben Zweifel. Und das ist konsequent. Denn der Unfalltod eines Bruders ist eben nicht mal eben so verarbeitet.

Insgesamt also ein gelungenes Kinderbuch, das zeigt, dass eben am Ende nicht immer alles einfach gut ist.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Christoph Jantzen; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 15.03.2022

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